In ihrem Versuchsstall testet die Firma Hölscher + Leuschner verschiedene Innovationen. SUS hat das Konzept mit Mega-Buchten, Bio-Spalten und Lichtpaneelen unter die Lupe genommen.Der Kostendruck in der Mast ist hoch. Die Praktiker suchen daher nach Weiterentwicklungen, um die Leistungen zu optimieren. Die Stallbaufirma Hölscher + Leuschner nutzt für den Test von Neuheiten den eigenen Versuchsstall im Emsland. Der 1 600er-Stall bietet ein effizientes Raumkonzept sowie viele Detailverbesserungen. Wir haben den Stall mit Bauberater Hans Heinrich Ellersiek von der Landwirtschaftskammer NRW auf Herz und Nieren geprüft. Direkt ins Auge fällt die Raumaufteilung des Stalles. So besteht das 52 x 22 m große Gebäude nur aus zwei Mega-Buchten für je 800 Tiere (siehe Übersicht 1). Jede Bucht verfügt dabei über zwei Sortierschleusen mit je zwei nachgelagerten Fressbereichen mit Sensortrog. Hauptziel des neuen Raumkonzeptes ist eine besonders effiziente Nutzung der Stallfläche. So gibt es im Gebäude keine Gänge. Das heißt: Jeder Quadratmeter Grundfläche steht für die Tiere zur Verfügung. Die gesamte Fütterungs- und Steuerungstechnik ist im Vorraum am Stallgiebel untergebracht. Zudem gibt es an der Längsseite des Stalles einen kleinen Raum für Stallkleidung, Waschbecken etc. Aus diesem Vorraum gelangt man direkt in den Stall. SUS meint: Das Raumkonzept ermöglicht eine sehr hohe Fleischerzeugung pro Quadratmeter Stallfläche. Der Baukostenvorteil beträgt ca. 30 € pro Platz. Zudem erlaubt die Mega-Bucht eine zentrale Abluftführung ohne Sammelkanäle. Ein Abluftwäscher wäre leicht nachrüstbar. Allerdings muss jeder Mäster selbst entscheiden, ob er ganz auf Kontroll- und Treibgänge verzichten kann. Für eine bessere Platzausnutzung bzw. mehr Umtriebe sorgen zusätzlich die fest in das Raumkonzept eingebundenen Kapazitäten für die Nachmast. Im Versuchsstall sind zwei separate Nachmastabteile für je 190 Tiere im Zentrum des Gebäudes angeordnet. Die Nachmast ist durch eine Abteilwand mit Türen von der Hauptbucht getrennt. Die Lüftungs- und Gülletechnik in den Nachmastabteilen wird ebenfalls separat betrieben. Im Nachmastbereich lässt sich bei Bedarf auch eine Krankenbucht einrichten. Zu Beginn der Nachmast wird in der gereinigten Hauptbucht bereits die nächste Ferkelgruppe aufgestallt. Der Betrieb arbeitet dabei mit einer stärkeren Belegung in der Anfangsmast. Denn die gesamte 800er-Ferkelgruppe des Durchgangs wird zunächst in der Hauptbucht untergebracht. Wobei jedem 30 kg-Ferkel mit 0,5 m2 Buchtenfläche ausreichend Platz zur Verfügung steht. SUS meint: Die Nachmast ist ein guter Weg, die Umtriebe weiter zu steigern und den Verkauf zu leichter Tiere zu vermeiden. Die konsequente räumliche Trennung lässt keine gesundheitlichen Nachteile erwarten. Der Mehraufwand für das Umstallen der Nachzügler ist mithilfe der Sortierschleuse überschaubar. Fraglich ist, ob die 800er-Ferkelgruppen im regionalen Ferkelbezug verfügbar sind. Die Unterbringung der Tiere in Mega-Buchten ermöglicht dem Betrieb eine zusätzliche Gewichtssortierung in der Mittelmast. So können die Ferkel zunächst die gesamte Großbucht inklusive beider Sortierschleusen nutzen. In der Mittelmast mit 60 bis 70 kg teilt der Betrieb die 800er-Gruppe anhand ihres Gewichtes in zwei Untergruppen auf. Hierzu werden die Bucht sowie der Fressbereich mit Schwenkgittern in zwei gleich große Buchten unterteilt. Die Zuordnung der Tiere in die Gewichtsgruppen übernehmen die Sortier-Schleusen. Der Versuchsbetrieb hat die Erfahrung gemacht, dass die Gewichtssortierung insbesondere Vorteile für die leichteren Tiere der Gruppe bringt. Denn sie haben weniger Stress am Trog und entwickeln sich gleichmäßiger. Außerdem kann der Praktiker die beiden Gewichtsgruppen gezielt mit verschiedenen Rationen versorgen. Werden auch die beiden Fressbereiche in jeder Gewichtsgruppe mit unterschiedlichem Futter beschickt, sind theoretisch vier separate Rationen in jedem Durchgang parallel einsetzbar. SUS meint: Die zusätzliche Sortierung kann das Auseinanderwachsen der Tiere vermindern. Das erleichtert die Vermarktung. Die gezieltere Futterversorgung senkt die Kosten und den Nährstoffanfall. Allerdings können nur wenige Fütterungsanlagen eine Vielzahl an Rationen pro Durchgang ausdosieren. Das Raumkonzept mit Mega-Buchten ermöglicht auch eine neue Form der Futterzuteilung. Denn die 800er-Bucht benötigt nur fünf Tröge. Und aufgrund der enormen Durchsatzmengen kann man für jeden Trog eine separate Stichleitung von der Futterzentrale anlegen. Das hat wiederum den Vorteil, dass man die Trogventile in der Futterzentrale anordnen kann. Hier sind sie gut erreichbar und nicht der Stallluft ausgesetzt. Damit die Stichleitung nicht komplett leer-läuft, hat man über jeden Trog einen Siffon angelegt, wie man ihn vom Abfluss kennt. Auch bei der Verlegung der Strom- und Steuerungsleitung wurde auf eine gute Erreichbarkeit geachtet. So laufen alle Hauptleitungen durch einen offenen Kabelschacht, der hinter dem Windnetz an der Traufe montiert ist. Von der Hauptleitung verzweigt das Kabelnetz auf kurzem Weg in die Abteile. Unter der Traufe sind auch die Motoren für die Klappensteuerung sowie die Trafos der Lichtanlage angebracht. SUS meint: Die Platzierung der Trogventile im Vorraum erhöht die Funktionssicherheit erheblich. Allerdings ist die Lösung nur bei Mega-Buchten realisierbar. Die Verlegung des Kabelbaums außerhalb des Stalls ist vorbildlich. Ein weiteres Novum im Versuchsstall ist der Spaltenboden. Bei diesem ist der Schlitzanteil von 15 auf 6 % verringert. Dies soll den Liegekomfort erhöhen und die Ammoniak-Emmissionen senken. Damit der Boden trotz des reduzierten Schlitzanteils sauber bleibt, ist der Trittbereich mit leichtem Gefälle zum Schlitz hin angelegt. So fließt Urin schneller ab, und Kot wird besser durchgetreten. Querprofilierungen sollen dabei die Standsicherheit der Schweine erhöhen. Im Versuchsstall funktioniert der Boden gut. Auch im Kotbereich verschmutzt der Spaltenboden nicht stärker als übliche Böden. Ein verändertes Laufverhalten der Tiere ist nicht erkennbar. SUS meint: Der Spaltenboden ist eine echte Neuerung. Aus anderen Testbetrieben gibt es ebenfalls gute Erfahrungen. Der reduzierte Perforationsgrad hilft den Tierschutz zu verbessern und die Ammoniakbelastung zu senken. Die nächste Neuerung betrifft die Beleuchtung. Hier sind insbesondere die Lichtpaneele an der Traufe zu nennen, welche die Stallfenster komplett ersetzen. Dies hat den Vorteil, dass keine direkte Sonneneinstrahlung auf die Tiere fällt. Zudem dienen die Lichtpaneele gleichzeitig der Steuerung der Zuluft, was Baukosten spart. Die Lichtelemente aus 6-fach-Stegplatten können alternativ auch in die Giebelwand eingebaut werden. Zur weiteren Verbesserung der Beleuchtung setzt Hölscher + Leuschner auf LED-Lampen. Sie sollen im Vergleich zu Leuchtstoff-Lampen bis zu 50 % Strom einsparen und deutlich länger halten. Die LEDs sind in Gehäuse aus Kunstharz gegossen, die sogar mit dem Hochdruckreiniger gewaschen werden können. SUS meint: Die Lichtpaneele sind eine kostengünstige und tierfreundliche Lösung, um die gesetzlich vorgeschriebenen 3 % Fensterfläche zu realisieren. Andere Hersteller bieten eine ähnliche Lösung mit festen Lichtbändern an der Stalltraufe. Die LED-Lampen sind sparsam und wartungsarm. Allerdings müssen sie im Praxiseinsatz noch ihre Haltbarkeit über längere Zeit beweisen. Mega-Buchten ohne Gänge Zentrales Nachmast-Abteil Zusätzliche Sortierung in der Mittelmast Kaum Steuertechnik im Stall Spalten mit 6 % Schlitzanteil Moderne Licht-Systeme Sparsame LED-Lampen -Fred Schnippe, SUS-Redaktion -