Auch wenn die Zunahmen, die Tierverluste und die Futterverwertung Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit in der Mast nehmen, sollte der Mäster den Blick vor allem auf die Direktkosten richten. Dass hohe Tageszunahmen und eine kurze Mastdauer anzustreben sind, versteht sich von selbst: Je schneller die Tiere wachsen und je eher sie vermarktet werden, desto mehr Mastdurchgänge pro Jahr sind möglich. Wenn der Einzelbetrieb bei gleichem Tiermaterial und bei gleicher Fütterung 800 g statt 750 g erreicht, macht sich dies auch im Portomonnaie bemerkbar. Parallel zum positiven Trend bei den Zunahmen verbessert sich oftmals auch die Futterverwertung, was wiederum zu niedrigeren Futterkosten je kg Zuwachs führt. Ob diese Zusammenhänge auch bei Betriebsvergleichen zum Tragen kommen, ist jedoch fraglich. So wird ein Betrieb mit 800 g Tageszunahmen nicht automatisch höhere direktkostenfreie Leistungen (DKfL) aufweisen als ein Betrieb, der nur 750 g Zunahme erreicht, dafür aber die Fütterung und die Vermarktung optimal auf das Tiermaterial ausgerichtet hat. Zunahmen sind nicht alles Dies spiegeln auch die Ergebnisse der überregionalen Auswertungen der Erzeugerringe wider (siehe Übersicht 1). In der ersten Spalte werden die Mittelwerte über alle 2 294 Betriebe dargestellt. In der zweiten Spalte findet man die Ergebnisse der 10 % Betriebe mit den besten Tageszunahmen in der Mast. Und in der dritten Spalte werden die Ergebnisse der 10 % besten Betriebe nach direktkostenfreier Leistung (DKfL) zusammengefasst. Zunächst der Blick auf die Ergebnisse der Top 10 % Betriebe nach Zunahme: Mit knapp 860 g Tageszunahme wiesen diese Betriebe im Vergleich zum Durchschnittswert um rund 100 g höhere Zunahmen auf. Diese Spitzenleistung ist oft nur mit schnellwüchsigen Herkünften zu realisieren. Dank der hohen Zunahmen ist auch die Futterverwertung um 0,1 % besser als in Durchschnittsbetrieben (1 : 2,81 versus 1 : 2,92). Auch die Verluste lagen um 0,5 % niedriger als der Schnitt über alle Betriebe (2,6 % vs. 3,1 %) . Allerdings mussten Abstriche bei den Schlachtkörperqualitäten von 0,6 % MFA bzw. 0,07 Indexpunkten nach AutoFOM je kg SG hingenommen werden, was angesichts der um rund 100 g höheren Zunahmen nachzuvollziehen ist. Trotz dieser deutlich besseren biologischen Leistungen erreichten die Top 10 % Betriebe nur ein durchschnittliches ökonomisches Ergebnis. Die direktkostenfreie Leistung je 100 kg Zuwachs lag bei 25,40 € und damit auf gleichem Niveau wie der Durchschnittsbetrieb. Bezieht man die direktkostenfreie Leistung auf einen Quadratmeter Stallplatz und Jahr, können sich die nach Zunahme sortierten Top 10 % Betriebe um rund 7 € vom Schnitt absetzen, da die Spitzenbetriebe 3,0 Durchgänge pro Jahr und damit 0,3 Umtriebe mehr als der Schnitt schafften. Was zeichnet die „Geldverdiener“ aus? Diese eher nüchterne Bilanz wirft die Frage auf, was denn erfolgreiche Mastbetriebe auszeichnet, wenn es nicht das Zunahmeniveau ist. Die Leistungen der besten 10 % nach DKfL sind in der dritten Spalte der Übersicht 1 wiedergeben: Wer meint, dass zu den Top 10 % Betrieben nach Ökonomie vorrangig überdurchschnittlich große Betriebe gehören, der irrt. Die nach DKfL sortierten Top-Betriebe verkauften im Schnitt 2 122 Mastschweine im Jahr; das Mittel über alle Betriebe lag bei 2 457 verkauften Schweinen pro Jahr. Die Zunahmen waren in der Gruppe „Top 10 % nach Ökonomie“ nur durchschnittlich. Bei den Merkmalen Verluste und Futterverwertung waren die Top-Betriebe etwas besser als der Durchschnitt. Dies erklärt aber nicht, warum die Betriebe in puncto Ökonomie so gut abgeschnitten haben. Die Top 10 % der nach ökonomischer Kennzahl sortierten Betriebe erreichten ordentliche 57,3 % Muskelfleischanteil nach FOM. Der Schnitt über alle Betriebe lag bei 56,8 % Fleischanteil nach FOM. Auch bei der AutoFOM-Vermarktung schnitten die Spitzenbetriebe etwas besser ab als der Durchschnitt. Größere Unterschiede zeichneten sich bei den Direktkosten ab. Während die Betriebe mit den schnell wachsenden Schweinen (Top 10 % Betriebe nach Zunahme) 134 € Direktkosten je Schwein aufwiesen und damit um 1 € je Schwein besser lagen als der Durchschnitt, schnitten die Top 10 % der Betriebe nach Ökonomie mit 126 € Direktkosten je Schwein deutlich besser ab. Ferkel, Futter und Tiergesundheit Der Unterschied zwischen den beiden Betriebsgruppen beträgt immerhin 8 € je je 100 kg Zuwachs. Daher lohnt es, die Hauptkostenkomponenten in Übersicht 2 genauer anzuschauen. Zunächst zu den Ferkelkosten: Während die 229 nach Tageszunahme sortierten Betriebe 70 € Ferkelkosten aufwiesen, kauften die nach DKfL sortierten Spitzenbetriebe die Ferkel im Mittel für 68 € je Stück ein. Größer waren die Unterschiede beim Futter. Hier wiesen die Top 10 % Betriebe nach Zunahmen 58 € Futterkosten je 100 kg Zuwachs auf, während für die 10 % besten Betriebe nach Ökonomie nur 52 € Futterkosten ausgewiesen wurden. Schaut man sich die Futterpreise je dt an, so stellt man fest, dass die Gruppe der Betriebe mit den höchsten Zunahmen etwas teureres Futter einsetzten. Nun zu den Veterinärkosten, die im Schnitt über alle Betriebe bei 1,58 € je 100 kg Zuwachs lagen. Die 10 % besten Betriebe nach Ökonomie wiesen Veterinärkosten von 1,10 € auf, die Top 10 % nach Zunahmen lagen bei über 1,70 € Tierarzt- und Medikamentenkosten. Die Differenz von 0,60 € Veterinärkosten je Tier erklärt zwar nur einen geringen Teil der Differenz bei den Gesamtkosten. Die niedrigen Veterinärkosten deuten aber auf eine gute Tiergesundheit und ein optimales Tiergesundheitsmanagement hin. Beides sind wichtige Voraussetzungen für eine rentable Mast. Gleichmäßig wachsende Tiergruppen erreichen zudem das optimale Mastendgewicht in einem Zeitkorridor von zwei bis drei Wochen. Oft ist nur eine einmalige Vorsortierung notwendig. So wird der Stall zügig geräumt und kann nach einer Säuberungs- und Desinfektionsphase schnell wieder gefüllt werden. Fütterung auf die Genetik ausrichten Da die Differenzen bei den Futterkosten sehr groß waren, lohnt eine genaue Analyse, wie die Top-Betriebe füttern. Die Erzeugerringe haben die Kennzahlen zum Fütterungsmanagement ausgewertet und weisen die jeweiligen Verteilungen aus (siehe Übersicht 3). Hier einige Auffälligkeiten: Unter den 10 % besten Betrieben nach Ökonomie befinden sich auffällig viele Eigenmischer. Möglicherweise liegt dies an einer für die Mast günstigen preislichen Bewertung der Hofmischungen. Auch rationieren die Top-Betriebe häufiger als der Schnitt (52,6 % vs. 47,2 %). Andererseits gibt es auch etliche Betriebe, die auf eine ad libitum-Fütterung setzen und dennoch zu den Besten gehören. In puncto Fütterungstechnik gibt es keine Variante, die besonders hervorsticht. Über 55 % der Top 10 % Betriebe, sortiert nach Zunahme, setzten Breiautomaten ein. In der Gruppe „Top 10 % nach Ökonomie“ waren anteilsmäßig mehr Betriebe vertreten, die mit einer Flüssigfütterung arbeiteten. Unterm Strich kommt es nicht so sehr auf die Fütterungstechnik an, sondern ob die teils auch an die Technik geknüpfte Fütterungsstrategie auf das Tiermaterial abgestimmt ist. So macht es durchaus Sinn, wachstumsbetonte Herkünfte während der Endphase der Mast zu rationieren. Andererseits lassen sich fleischbetonte Mastschweine erfolgreich am Breiautomaten mästen, auch wenn hier keine effektive Rationierung umgesetzt werden kann. Fazit Überregionale Betriebsvergleiche erlauben allgemeine Aussagen über produktionstechnische und betriebswirtschaftliche Zusammenhänge. Diese gilt es, auf Betriebsebene anhand von Daten bis zur Vollkostenanalyse zu überprüfen. Neben den biologischen Leistungen bestimmen die Direktkosten die Rentabilität maßgeblich. Wer bei durchschnittlichen Mast- und Schlachtleistungen die Kosten im Griff hat, gehört zu der Gruppe der erfolgreichen Betriebe. Deshalb müssen nicht nur die Leistungen, sondern auch die Kostenpositionen regelmäßig auf den Prüfstand. Als Maßstab dienen Daten aus den ökonomisch erfolgreichen Betrieben mit ähnlicher Leistung und Größe.