Moderne Hybridsauen sollen möglichst viele Würfe abschließen. Auskunft hierüber gibt die mittlere Nutzungsdauer. Diese beeinflusst maßgeblich die Lebensleistung, wird aber je nach Definition unterschiedlich berechnet. Bei einer mittleren Nutzungsdauer von beispielsweise rund fünf Würfen und ca. 13 insgesamt geborenen Ferkeln je Wurf werden Lebensleistungen von 60 bis 70 Ferkeln erreicht. Weder die mittlere Nutzungsdauer noch die Lebensleistung können jedoch die jeweilige Herdenstruktur ausreichend beschreiben. An der Verbleiberate der Sauen bis zum fünften Wurf hingegen kann festgemacht werden, ob die Herdenstruktur günstig ist oder ob zu viele junge Sauen vorzeitig ausscheiden. So entstand die Idee, die Nutzungsdauer, die Lebensleistung und die Verbleiberate miteinander zu kombinieren und die neue Kennzahl „Ferkelindex Lebensleistung“, kurz FI-LL, zu entwickeln. Diese Kennzahl gibt an, wie viele Ferkel je 100 besamte Jungsauen bis zu einem bestimmten Zeitpunkt geboren werden. Beim folgenden Vergleich wurde der Zeitraum zum Beispiel bis zum fünften Wurf begrenzt. Um Erfahrungen mit der neuen Kennzahl zu sammeln, werteten wir zunächst die Sauenplanerdaten einer Lehr- und Forschungsstation aus. Dabei wurden Leistungsdaten von 176 reinrassigen Landrasse-, 152 Edelschwein- und 214 Piétrainsauen einbezogen. Im zweiten Schritt kamen Daten aus zwei Praxisbetrieben mit unterschiedlichen genetischen Herkünften hinzu. Insgesamt gingen 1 467 Sauen (542 Sauen der Forschungsstation, 589 Sauen aus Betrieb A und 336 Sauen aus Betrieb B) in die Auswertungen ein. Die Piétrainsauen besaßen eine sehr kurze Nutzungsdauer von nur 3,82 Würfen (siehe Übersicht 1). Die beiden anderen Genotypen der Forschungsstation hatten eine fast identische Nutzungsdauer (Landrasse = 5,02, Edelschwein = 5,13). Auch die Differenz zum ersten Praxisbetrieb (5,38) war gering. Im Betrieb B erreichten die Hybridsauen im Mittel etwa einen halben Wurf mehr als Nutzungsdauer (5,80). Deutlicher als bei der Nutzungsdauer traten die statistisch gesicherten Unterschiede in der Lebensleistung der genetischen Herkünfte bezüglich der Zahl gesamt geborener Ferkel zutage. Während die Edelschwein-Sauen in 5,13 Würfen 60,1 gesamt geborene Ferkel erbrachten, schafften die Piétrain-Sauen in 3,82 Würfen lediglich 41,8 Ferkel. Die Lebensleistung der Landrasse-Sauen ordnete sich mit 56,4 Ferkeln zwischen Landrasse und Piétrain ein (Übersicht 2). Die beiden Praxisbetriebe (zugleich verschiedene Genotypen) erreichten eine viel bessere Lebensleistung. Betrieb A schaffte eine Lebensleistung von 79,2 gesamt geborenen Ferkeln und im Betrieb B betrug dieser Wert sogar 96,6 Ferkel. Damit erreichten diese Sauen eine um mehr als doppelt so hohe Lebensleistung wie die Pi-Sauen auf der Forschungsstation. In der Verbleiberate der Sauen bis zum fünften Wurf traten hochsignifikante Unterschiede zwischen den Genotypen zutage. Während von den Landrasse-Sauen bis zum fünften Wurf noch 47,7 % und von den Edelschwein-Sauen noch 47,4 % der ehemaligen Jungsauen im Bestand waren, lag der entsprechende Prozentsatz der Piétrain-Sauen mit 34,1 % hochsignifikant niedriger (Übersicht 3). Viel höher war die Verbleiberate der Sauen in den beiden Praxisbetrieben: Im Betrieb A erreichten die Sauen einen Wert von 58,8 % noch im Bestand vorhandener Tiere bis zum fünften Wurf. Im Betrieb B betrug dieser Prozentsatz 66,9 %, das heißt zwei Drittel der erstbesamten Jungsauen mit mindestens einem erbrachten Wurf waren nach fünf Würfen noch in der Herde. Wird die Verbleiberate auf Basis der erstbesamten Jungsauen (inklusive der Tiere ohne Wurf) berechnet, reduziert sie sich auf 54 % (Betrieb A) bzw. 62,5 % (Betrieb B). Aus der bis zum fünften Wurf erreichten Anzahl gesamt geborener Ferkel und der Verbleiberate der Sauen bis zu diesem Zeitpunkt wurde – wie beschrieben – der Ferkelindex Lebensleistung 5 (FI-LL 5) berechnet. Beispiel: Bei 58,5 gesamt geborenen Ferkeln und einer Verbleiberate von 47,7 % bei den L-Sauen errechnete sich ein Ferkelindex LL 5 für diese Rasse von 2 791 Ferkeln. Diese Zahl bedeutet, dass von 100 erstbesamten Landrasse-Jungsauen bis zum fünften Wurf knapp 2 800 Ferkel insgesamt geboren wurden. Die mit Abstand schlechteste Fruchtbarkeitsleistung erzielten die Piétrain-Sauen mit 56,7 gesamt geborenen Ferkeln und einer Verbleiberate von 34,1 %, woraus lediglich 1 932 gesamt geborene Ferkel je 100 besamte Jungsauen resultierten. Die beste Fruchtbarkeitsleistung im Betrieb realisierten die Edelschwein-Sauen mit 60,7 gesamt geborenen Ferkeln in fünf Würfen, einer Verbleiberate von 47,4 % und 2 878 Ferkeln je 100 erstbesamte Jungsauen (Übersicht 4). Im Vergleich zu den Hybrid-Sauen in den Praxisbetrieben ist die Leistung der Edelschwein- und Landrasse-Sauen dennoch unbefriedigend. Die Hybridsauen im Betrieb A erreichten mit 74,2 gesamt geborenen Ferkeln in fünf Würfen über zehn Ferkel mehr als die Sauen auf der Lehr- und Forschungsstation. Die Verbleiberate bis zum fünften Wurf lag mit 58,8 % um mehr als 10 %-Punkte höher. Von 100 ehemaligen Hybrid-Jungsauen im Betrieb A wurden bis zum fünften Wurf 4 363 Ferkel erzeugt. Das sind etwa 1 500 Ferkel, zum Teil sogar etwa 2 500 Ferkel mehr bezogen auf 100 besamte Jungsauen als bei den Tieren der Lehr- und Forschungsanstalt. Noch dramatischer wird der Vergleich zu den Sauen im Betrieb B. Diese erreichten im Ferkelindex Lebensleistung 5 613 gesamt geborene Ferkel je 100 erstbesamter Jungsauen und damit fast 3 000 Ferkel mehr als Sauen der Forschungsanstalt, aber auch über 1 000 Ferkel mehr als die Sauen des anderen Praxisbetriebes. Knapp 1 500 Sauen ausgewertet Wurfleistung annähernd gleich Achtung Verbleiberate! So viele Ferkel von 100 Jungsauen Fazit Mit dem Ferkelindex Lebensleistung (FI-LL) können Herden, Teilpopulationen oder Rassen in ihrer Leistungsfähigkeit bis zu bestimmten Zeitpunkten im Laufe ihres Lebens miteinander verglichen werden. Die Formel der Kennzahl sollte in den diversen Sauenplanern hinterlegt werden. Zwischen den Betrieben und genetischen Herkünften treten hierbei Differenzen von weit über 1 000 gesamt geborenen Ferkeln auf. Das heißt: Es geht um rund 1 000 Ferkel je 100 besamte Jungsauen, die fehlen bzw. im positiven Falle zusätzlich aufgezogen werden. Die zum Teil drastischen Unterschiede beim Ferkelindex Lebensleistung sollten die Sauenhalter animieren, Maßnahmen zur Verbesserung der Fortpflanzungsleistung zu ergreifen. -Prof. Dr. Steffen Hoy, Justus-Liebig-Universität Gießen- Oft wird die Nutzungsdauer oder die Lebensleistung einer Sauenherde ausgewiesen. Doch die bessere Kennzahl ist die Lebensleistung je 100 besamter Jungsauen.