In den Schlachthöfen werden die Befunde von Leber, Lunge und Brustfell erfasst und exakt dokumentiert. Diese Daten vom Schlachtband liefern unter anderem im Rahmen der risikoorientierten Fleischuntersuchung wichtige Vorinformationen zum Mastverlauf. Sie spiegeln den Gesundheitszustand der Tiere aus den Herkunftsbetrieben wider. Schlachtbefund-Daten sollen zudem künftig verstärkt im Rahmen der Eigenkontrolle genutzt werden, die das neue Tierschutzgesetz vorschreibt. Denn die Befundrate gilt als geeigneter Tiergesundheits-Indikator in der Schweinemast. Auch bezüglich der beschlossenen Brancheninitiative Tierwohl wird eine Schlachtbefund-Datenauswertung diskutiert. Sie ist Element der Basisbedingungen. Darüber hinaus könnte sie auf längere Sicht sogar in das Bonussystem einfließen. Keine Frage: Die Befundrate gibt Mästern und Ferkelaufzüchtern wichtige Hinweise zum Tiergesundheits-Management. Zwischen den Organbefunden von Leber, Lunge, Brustfell und Herzbeutel und der Mastleistung bestehen Zusammenhänge, wie eine Reihe von Auswertungen zeigt. Auch eigene Auswertungen deuten auf eine engere Beziehung hin. So blieben in einer Auswertungsstichprobe von ca. 50 000 Tieren aus den Jahren 2012 bis 2014 rund 81 % der Schweine ohne Befund und erzielten um ca. 40 g höhere tägliche Zunahmen als die Tiere mit einem Befund. Die Tiere waren einzeln gekennzeichnet, sodass die Zunahmen aus dem Schlachtgewicht und Alter abgeleitet werden konnten. Gegenüber Tieren mit zwei oder mehr Befunden betrug der Vorsprung sogar über 60 g bei den Tageszunahmen (Übersicht 1). Das heißt: Je hochgradiger der Befund, desto größer wirkt sich der Leistungsnachteil in der Mast aus. Schweine mit Herzbeutel- (PE) oder mittel- bis hochgradigen Lungenentzündungen (PL2, PL3) weisen deutlich niedrigere Zunahmen auf (Übersicht 2). Hinzu kommt, dass z. B. gravierende Leberbefunde auch Abzüge vom Schlachterlös mit sich bringen. Schlachthofbefunde können ein Hinweis auf frühere Erkrankungen z. B. im Ferkelalter oder in der Anfangsmast sein. Auch Defizite bei Stallklima und Fütterung kommen hier in Betracht. Die Schlachtkörperbefunde sind somit auch ein bedeutsames Kriterium in der produktionstechnischen Beratung. Online-Datenbanken, z. B. Schlachtdaten online, bieten heute komfortable Auswertmöglichkeiten an. Zum einen können die eigenen Daten mit Befundraten von Tieren verglichen werden, die am gleichen Schlachttag und Schlachthof bewertet wurden. Zum anderen erlaubt ein flexibel einstellbarer Zeitraum einen schnellen Überblick über die Entwicklung der Befundraten. Das Problem ist aber, dass die Beurteilung subjektiv von den amtlichen Fleischassistenten oder Tierärzten erfolgt. Diese haben zwar einen definierten Befundschlüssel zur Hand, wobei die Differenzierung nach dem Umfang der Organveränderungen vorzunehmen ist. Dennoch kommt es immer wieder zu Diskussionen. So berichten Landwirte von nicht erklärbaren Unterschieden innerhalb eines Mastdurchganges. Es werden meist drei oder vier Verkaufspartien gebildet, die an verschiedenen Schlachttagen bewertet werden. Schwankungen werden sogar im Verlauf eines Schlachttages und erst recht zwischen zwei Schlachtbetrieben beobachtet. Dies bestätigen Landwirte, die Partien eines Durchgangs am selben Tag zu verschiedenen Schlachtstätten geliefert haben. Hierauf deutet auch ein aktueller Vergleich der mittel- bis hochgradigen Schlachtkörperbefunde in Schlachtdaten online hin. Danach schwanken die durchschnittlichen Befundraten über zahlreiche Lieferanten gemittelt je nach Schlachthof wie folgt: Die Ergebnisse sind in der nebenstehenden Übersicht 3 zusammengefasst. Dieses Beispiel zeigt, dass Befundraten in Form absolut dargestellter %-Werte kaum geeignet sind, verschiedene Schlachthöfe zu vergleichen. Deshalb werden für Betriebsvergleiche schlachthofbezogene Auswertungen bevorzugt. Da die Befundraten einzelner Schlachtpartien auch innerhalb von Schlachtbetrieben schwanken können, sollten für verlässliche Aussagen immer längere Zeiträume ausgewertet werden. Für die Beurteilung der einzelbetrieblichen Befundraten werden bisher meist arithmetische Schlachthof-Mittelwerte als Orientierung herangezogen. Diese Vergleichswerte sind jedoch nur bedingt nutzbar. Denn die Befundraten folgen bei einem hohen Anteil niedriger Befunde keiner Normalverteilung. Zur Verbesserung der Aussagekraft von Schlachtkörper-Befunden in der einzelbetrieblichen Beratung ist eine Rangierung der Lieferbetriebe nach den jeweiligen Befundraten vorstellbar. Dabei werden die Betriebe nach der Häufigkeit der Befunde, dargestellt als Medianwert, rangiert. Für die Bewertung eines Lieferbetriebes würde dann der Rangplatz und nicht der absolute Messwert auf der Skala bestimmt. Die gesamte Verteilung könnte in sogenannte Quartile aufgeteilt werden. Innerhalb dieser Quartile liegen jeweils 25 % der gefundenen Betriebsmittelwerte. Liegt ein Betrieb mit seinen Mittelwerten innerhalb der ersten beiden (günstigen) Quartile, könnte er ähnlich wie bei der Salmonelleneingruppierung in die Kategorie I eingeordnet werden. Betriebe im 3. Quartil kämen in die Kategorie II und die restlichen in die ungünstigste Kategorie III. Beispiel: An ein und demselben Schlachthof haben 436 Betriebe in einem dreimonatigen Zeitraum mindestens drei Partien vermarktet. Für diese Betriebe wurde die Einordnung für die Kriterien Leber, Lunge, Brustfell und Herzbeutel vorgenommen (Übersicht 4). Die Befundraten sind dabei betriebsindividuell nach ihrem Median in die drei Kategorien I, II und III eingeteilt worden. Die Betriebe im 1. und 2. Quartil, also 50 % der Betriebe, wiesen Leberbefundraten (L2) von unter 4,5 % auf. Diese Betriebe wurden der Kategorie I zugeordnet. Die Betriebe der Kategorie III (hohes Risiko) wiesen Befundraten auf, die oberhalb von 11,1 % lagen. Auch bei den Befunden Brustfell, Lunge und Herzbeutel wurde nach gleichem Schema verfahren und die Schwellenwerte für die Kategorien-Einteilung bestimmt. Für jeden Betrieb lässt sich dann über alle Kriterien in einem weiteren Schritt ein sogenannter Befund-Index ermitteln, indem aus den einzelnen Kategorie-Einstufungen ein einfacher arithmetischer Mittelwert gebildet wird. Ob bei dieser Zusammenfassung künftig noch eine zusätzliche Gewichtung der einzelnen Kriterien sinnvoll ist, muss die weitere Entwicklung zeigen. In dem Beispiel mit den vier Befund-Kategorien sind insgesamt neun Werte möglich mit dem Minimum 1 (vier mal Kategorie I) und dem Maximum 3 (vier mal Kategorie III). Im Beispiel würden 4,1 % der Betriebe die Gruppe mit dem höchsten Risiko (Index 3) und ca. 21 % eine geringes Risiko (Index 1) ausmachen (Übersicht 5). Daraus wäre dann ein einzelbetrieblicher Beratungsbedarf abzuleiten. Bei Landwirten, die an mehrere Schlachtbetriebe liefern, müssen die Daten in einem weiteren Schritt zusammengefasst werden, wobei Auswertungen nach Kalenderquartalen einen gleitenden Überblick über die Entwicklung der Werte ermöglichen würden. Für jedes Quartal gibt es eine mit den Tierzahlen gewichtete befundspezifische Kategorie I, II oder III. Diese wird dann Befund-übergreifend zu einem Index zusammengefasst und über die Empfängerbetriebe gemittelt. Insgesamt resultiert ein Rangplatz, der unabhängig vom Vermarktungsweg vergleichbar ist. Für eine verlässliche Aussagekraft des angeführten Auswertungsmodells müssten einige Mindestanforderungen eingehalten werden: Die Erfassung und Auswertung der Schlachtkörperbefunde sind als Tierschutz-Indikatoren zu interpretieren und damit nach geltendem Tierschutzrecht vorgeschrieben. Die Vereinheitlichung der Erfassung und Übermittlung ist zwingend voranzutreiben. Absolute Werte sind zur Beurteilung der Schlachtkörperbefunde nur bedingt nutzbar. Die Zusammenfassung über alle Befundkriterien zu einem Befund-Index kann als Instrument zur Ermittlung eines einzelbetrieblichen Beratungsbedarfs genutzt werden. In der weiteren Entwicklung sind die Details zur Ermittlung der Befund-Indices zu überprüfen. So geht es um die Gewichtung der einzelnen Kriterien, Korrelationen der Befunde untereinander sowie die Aufnahme weiterer Kriterien, Definition der Kategorien sowie nutzerfreundliche Darstellung der Ergebnisse. Befundrate als Gesundheits-Indikator Befundraten variieren stark Rangierung verbessert Aussagekraft Kategorien von 1 bis 3 bilden Index über alle Befunde berechnen Was festzuhalten bleibt Leberbefunde (L2) von 3,2 bis 8,1 %, Brustfellentzündungen (PL 2/3) von 5,3 bis 13,5 %, Lungenentzündungen (PN 2/3) von 0,7 bis 18,7 % sowie Herzbeutelentzündungen (PE) von 1,6 bis 4,8 %. Mindestanzahl Tiere je Schlachtpartie und Schlachthof (z. B. 30); Mindestanzahl Schlachtpartien je Zeitraum und Schlachthof (z. B. 3). -Franz-Josef Hartmann und Dr. Friedhelm Adam, LWK NRW- Um Befunddaten besser vergleichen zu können, wurde ein neuer Index entwickelt. Er hilft, das Gesundheitsmanagement weiter zu verbessern.