Dank eines ausgelagerten Jungsauen-Stalls hält Ferkelerzeuger Walter Wiesmann die Umrauscherrate stabil niedrig.Jungsauen sollten pünktlich rauschen und möglichst nach dem ersten Belegen tragend sein. Das klappt aber nicht immer. „Früher gab es bei jeder fünften Jungsauen-Gruppe Probleme, und wir hatten in diesen dann Umrauscherraten von 15 bis 20 %. Das hat den Schnitt nach unten gezogen“, erinnert sich Walter Wiesmann. Seitdem der Sauenhalter aus Hopsten, nordwestliches Münsterland, die Jungsauen-Eingliederung an einen separaten Standort verlegt hat, gibt es keine Ausreißergruppen mehr. Der Schnitt bei den Umrauschraten liegt heute stabil unter 7 %. Auch bei den Altsauen arbeitet Wiesmann auf seinem 250-Sauen-Betrieb ähnlich erfolgreich. Die Idee, die Jungsauen-Eingliederung auszulagern, ist eigentlich aus der Not heraus entstanden. Als nämlich im Frühjahr 2006 auf mehreren Betrieben in Nordrhein-Westfalen die Schweinepest auftrat, wurden die Transportbestimmungen verschärft. Eine Vermarktungssperre untersagte es einigen Betrieben, die in einem bestimmten Zeitraum Schweine bezogen hatten, Ferkel zu verkaufen. Um seinen Ferkelabsatz durch die Aufnahme von Jungsauen nicht zu gefährden, fragte Wiesmann kurzerhand einen Nachbarn, ob er die neuen Jungsauen in dessen leerstehendem Stall unterbringen könnte. „So war ich abgesichert“, erinnert sich der Landwirt. Der Eingliederungsstall liegt in etwa 1,5 km Entfernung vom Haupthof und ist sehr einfach ausgestattet. Die jeweils 15 neuen Jungsauen stehen auf Stroh. Die räumliche Trennung des Eingliederungsstalles von der Stammherde hat zunächst einmal ganz praktische Vorteile: „Zum Füttern und für die tägliche Kontrolle der Jungsauen muss ich erst aufs Fahrrad, ins Auto oder auf den Schlepper steigen. Dadurch ist es ausgeschlossen, einmal mit der gleichen Stallkleidung von den Ställen am Betrieb in den Eingliederungsstall zu marschieren“, erklärt der Landwirt. Damit sich die Tiere von Beginn an im Eingliederungsstall wohlfühlen, achtet Wiesmann bereits beim Anliefern der Jungsauen darauf, dass das Abladen in entspannter Atmosphäre erfolgt. „Ich glaube, die Tiere können spüren, wenn der Tierhalter oder der Spediteur gestresst sind“, ist sich Wiesmann sicher. Auch später nimmt sich der Landwirt täglich Zeit für einen intensiven Kontakt zu den Jungsauen. Außerhalb der Fütterungszeiten schaut der Senior vom Resthof regelmäßig nach den Tieren. Die erste Impfung der Jungsauen erfolgt zwar direkt am Tag der Anlieferung. Doch legt Wiesmann viel Wert darauf, dass dies seine Tierärztin Gudrun Heet durchführt. „So eine Spritze ist unangenehm. Und ich möchte nicht, dass die Jungsauen mich mit negativen Erfahrungen verbinden! In keinem Betrieb sollte ein und dieselbe Person impfen und besamen!“, rät Wiesmann. Die Jungsauen werden zunächst gegen PRRS, Parvo-Rotlauf und Influenza geimpft. 14 Tage später führt die Tierärztin die Circo-Impfung durch und wiederum zwei Wochen später erfolgt die zweite Impfung gegen PRRS, Parvo-Rotlauf und Influenza. „Auf die Circo-Vakzine möchte ich derzeit nicht verzichten. Denn Circo kann auch von den Jungsauen-Gruppen ausgehen. Die Impfung gibt uns hier eine gewisse Sicherheit“, erklärt Walter Wiesmann. Damit ist das Impfprogramm komplett und eine wichtige Voraussetzung für das spätere, reibungslose Überführen in die Stammherde erfüllt. Das passende Impfregime ist die eine Sache, der gezielte Erregerkontakt der Jungsauen mit den Bestandskeimen die andere. Dieser erfolgt ab der zweiten Woche geregelt und dosiert. Früher hat der Landwirt für den Tierkontakt meist übergebliebene Aufzuchtferkel vom Stammbetrieb zum Resthof gebracht, damit sich die Jungsauen langsam an die Bestandserreger gewöhnen konnten. Heute bringt Wiesmann Hanfmatten, die er zur Geburt in die Abferkelbuchten gelegt hat, nach der Benutzung rüber in den Eingliederungsstall, um den Erregerkontakt herzustellen. „Die Matten sind mit Urin und Kot der Sauen und der Saugferkel beschmutzt. Da ich die Hanfmatten am Tag nach der Geburt sowieso einsammele, spare ich es mir, extra Kot aufzulesen“, erklärt der Landwirt. Da der Eingliederungsstall eingestreut ist, muss Wiesmann die Matten daraus nicht wieder entfernen. Sie werden einfach beim Ausmisten mit der Einstreu aus dem Stall geschafft. „Den Betrieb Wiesmann zeichnet aus, ist, dass er den Ping-Pong-Effekt zwischen Jung- und Altsauen sicher unterbindet“, erklärt die den Bestand betreuende Tierärztin Gudrun Heet. „In anderen Betrieben kommt es vor, dass die Jungsauen unterschwellig die Erregervermehrung mitmachen und dann in der Stammherde die Altsauen anstecken. Das beeinträchtigt dann auch die sonst stabilen Leistungen der Altsauen.“ Nach gut vier Wochen – am Absetztag der Altsauen – kommen die Jungsauen mit gestärkter Immunität rüber in den Deckstall. Bevor die Jungsauen auf den Transporter geladen werden, verbringen sie jedoch noch einige Stunden hinter dem Quarantänestall im Auslauf auf Naturboden. Ebenso wie der Transport selbst, soll der Einfluss von Luft und Licht die Rausche provozieren. Im Deckzentrum stellt Wiesmann die Jungsauen, die bei dieser Gelegenheit entwurmt werden, dann neben die rauschenden Altsauen, wodurch die ersten Jungsauen gleich mit rauschen. In dem im November 2011 neu bezogenen Stall kann der Praktiker Jung- und Altsauen separat in Gruppen laufen lassen. Nach dem Belegen ziehen die Jungsauen in ein eigenes Warteabteil um. Die eigentliche Integration in die Herde erfolgt also erst nach dem ersten Wurf. Das bringt mehr Ruhe rein. Um die Jungsauen an die Haltung in Abferkelbuchten mit Ferkelschutzkorb zu gewöhnen, setzt Wiesmann im Wartebereich auf Gruppenhaltung mit Selbstfangbuchten. j Seit ein paar Monaten ist Wiesmann dabei, seinen Betrieb von ursprünglich 150 Sauen plus Aufzucht umzustellen auf 300 Sauen mit Babyferkel-Produktion. Inzwischen ist die Umstellung fast abgeschlossen. Dazu hat er von einem anderen Betrieb mit 180 Sauen die bestehende Herde schrittweise übernommen und mit der eigenen Herde gemischt. Die Eingliederung der fremden Herde war von langer Hand geplant. Mit einem Jahr Vorlauf wurde zum Beispiel der Impfstatus der beiden Herden einander genau angeglichen. „Daher habe ich mich entschieden, lieber eine bestehende, gut funktionierende Herde zu überführen, als mit vielen neuen Jungsauen gleichzeitig zu arbeiten. Denn die brauchen eine besondere Fürsorge“, erklärt der Landwirt abschließend. Jungsauen 1,5 km vom Hof Keimkontakt mittels Hanfmatte Auslauf löst Rausche aus -Mareike Schulte, SUS-