Das Gruppieren von Sauen nach dem Belegen führt zu starken Rangordnungskämpfen. Oft haben diese Aggressionen Verletzungen zur Folge. Am häufigsten zu beobachten sind Bisswunden im Schulterbereich oder Schäden an den Gelenken. Nicht selten tragen die Tiere aber auch innere Verletzungen davon. Diese äußern sich in einer erhöhten Umrauschquote oder es treten vermehrt Aborte auf. Auch die Zahl der lebend geborenen Ferkel kann durch Aggressionen zurückgehen. In einigen Fällen gehen die Kämpfe sogar so weit, dass eine Sau zum Schlachten gegeben werden muss. Bieten Sie Ihren Sauen beim Gruppieren viel Platz! Schwere Verletzungen oder Totalausfälle lassen sich vermeiden, indem das Management und die Haltungsbedingungen optimiert werden. Untersuchungen zeigen, dass insbesondere zwei Faktoren eine wichtige Rolle spielen. Der Zeitpunkt der Gruppierung: Hier stellt sich die Frage, wie lange die Sauen einzeln gehalten wurden und in welchem Produktionsstadium sich die Tiere befinden. Das Platzangebot je Sau: Neben dem absoluten Flächenangebot nimmt auch die Größe und die Strukturierung der Bucht eine wichtige Rolle ein. Wie in Übersicht 1 zu sehen, liegt der optimalste Zeitpunkt für das Zusammenstallen der Sauen in der zweiten Woche nach der Geburt der Ferkel. Da die Ferkel laut Gesetz jedoch frühestens mit drei Wochen abgesetzt werden dürfen, scheidet die Gruppierung zu diesem Zeitpunkt aus. Praktikabel und auch in der Praxis bewährt hat sich die Gruppierung direkt nach dem Absetzen der Ferkel. Werden die Tiere in dieser Phase neu zusammengestallt, sind in der Regel keine Minderleistungen im Folgewurf zu erwarten. Einige Sauenhalter stallen die abgesetzten Sauen erst nach dem Besamen zusammen. Auch diese Lösung ist möglich. Denn bis zum zwölften Trächtigkeitstag schwimmen die Samenzellen noch frei in der Gebärmutter und sie haften sich erst danach an die Gebärmutterschleimhaut an. Auf gar keinen Fall dürfen die Sauen zwischen der ersten und dritten Trächtigkeitswoche zusammengestallt werden. Das ist nämlich der sensible Zeitpunkt der Einnistungsphase der befruchteten Eizellen. Sind die Sauen während dieser Zeit einer erhöhten Stressbelastung ausgesetzt, kann dies negative Einflüsse auf das Befruchtungsergebnis haben. Neben dem Zeitpunkt der Gruppierung hat das Platzangebot entscheidenden Einfluss darauf, ob das Zusammenstallen ohne größere Blessuren abläuft oder ob ernsthafte Verletzungen entstehen. Jeder Sau sollte in den ersten Tagen nach dem Absetzen mindestens 5 bis 6 m2 Fläche zur Verfügung stehen. Nur so haben rangniedere Schweine die Möglichkeit, ranghöheren aus dem Wege zu gehen, wenn sie angegriffen werden. Arenabucht: Wühlmaterial lenkt die Sauen ab Bewährt hat sich das Gruppieren in speziellen Absetzbuchten, die auch als "Arenabuchten" bezeichnet werden. In diesen Freilaufbuchten werden die Sauen in den ersten Tagen nach dem Ausstallen aus dem Abferkelstall untergebracht. Sinnvoll ist es, die frisch abgesetzten Tiere mindestens zwei Tage lang in der Arena unterzubringen. Denn erst am zweiten Tag nach dem Zusammenstallen bildet sich eine stabile Rangordnung, die von der Gruppe dauerhaft eingehalten wird. Beim Bau einer Arenabucht ist darauf zu achten, dass diese optimal strukturiert und eingerichtet ist. Die Absetzbucht sollte, wie in Übersicht 2 zu sehen, rechteckig sein und eine Seitenlänge von mindestens 14 m aufweisen. Bei dieser Fluchtdistanz, das zeigen verschiedene Untersuchungen, können Verletzungen in 95 % der Fälle vermieden werden. Die Breite der Bucht richtet sich nach der Anzahl der Sauen, die zusammengestallt werden. Bei einer Breite von beispielsweise 6,5 m und einer Länge von 14 m reicht der Platz für 15 Tiere. Eine ganz besondere Bedeutung kommt der Bodengestaltung zu. Der Boden muss so hergerichtet sein, dass sich die Sauen bei ihren Rangkämpfen nicht verletzen können. Wichtig ist, den Buchtenboden zu betonieren. Dadurch kann die Fläche von Zeit zu Zeit mit dem Frontlader abgeschoben werden. Nach Möglichkeit sollte der betonierte Boden reichlich mit Sägespänen oder Stroh eingestreut werden. Dies erhöht zum einen die Standfestigkeit. Und zum anderen werden die Sauen durch das Wühlmaterial abgelenkt, was die Aggressionshäufigkeit deutlich reduziert. Als Wühlmaterial geeignet sind auch Sand oder Erde. Beim Einsatz von Erde ist allerdings darauf zu achten, dass sich keine Steine zwischen dem Boden befinden, an denen sich die Sauen Fußverletzungen zuziehen könnten. Als Bodenmaterial für Arenabuchten weniger gut geeignet sind Spaltenböden. Hier ist die Gefahr von Klauenverletzungen sehr groß. Sauenhalter, die trotz dieser Nachteile nicht auf den Spaltenboden verzichten wollen, sollten beim Kauf auf jeden Fall darauf achten, nur Spalten bester Qualität einzukaufen. Beispielsweise müssen die Kanten der Kotschlitze eine hohe Fertigungsqualität aufweisen. Keine Ecken und Kanten einbauen! In die Absetzbucht dürfen keine Gegenstände wie zum Beispiel die Tränkenippel oder das Tränkebecken hineinragen. Bewährt hat es sich, die Tränkenippel stattdessen in einer Öffnung in der Wand zu versenken, so dass die Vorderkante des Nippels nicht über die Buchtentrennwand hinausragt. Weniger geeignet für die Wasserversorgung sind Wassertröge. Hierbei ist die Gefahr besonders groß, dass sich die Sauen bei ihren Rangkämpfen mit den Beinen am Trog verletzen. Zur Fütterung der Sauen bieten sich einfache Sauen-Futterautomaten an. Alternativ kann das Futter auch auf die planbefestigte Fläche gestreut werden. Das Futter sollte während der beiden Tage in der Absetzbucht ad libitum angeboten werden. So können die Sauen rasch wieder Körpersubstanz aufbauen und zudem lassen sich durch das uneingeschränkte Futterangebot Aggressionen reduzieren. Zur Ablenkung kann den Schweinen zusätzlich Stroh, Heu oder Silage angeboten werden. Auf gar keinen Fall dürfen Fressstände eingebaut werden. Diese stellen eine Sackgasse dar, die besonders für rangniedere Tiere eine tödliche Falle sein können. Zudem steigt durch den Einbau von Fressständen die Gefahr von Vulvaverletzungen. In die Bucht können ein oder mehrere so genannte Sichtblenden eingebaut werden. Hierbei handelt es sich um einfache Bretterwände, hinter denen sich rangniedere Sauen vor angriffslustigen Buchtengenossen "verstecken" können. Die Sichtblenden müssen mindestens 2,20 m lang und etwa 1,20 m hoch sein. Der Abstand zur Buchtenwand sollte bei ca. 2 m liegen, so dass sich die Tiere auch bei Rangkämpfen in diesem Bereich nicht verletzen können. Damit die Bucht das ganze Jahr genutzt werden kann, ist zum Liegen eine beheizte oder zumindest gut isolierte Liegekiste einzubauen. Die Kiste muss über mindestens zwei Ausgänge verfügen, damit keine Sackgasse ensteht. Jeder Ausgang muss etwa 1,20 m breit sein, so dass zwei Sauen problemlos aneinander vorbeilaufen können. Alternativ kann der Liegebereich auch in das Stallinnere verlegt werden. Allerdings geist dies die wesentlich aufwändigere Variante, da hier der umbaute Raum teurer ist. Sofern die Absetzbucht nicht überdacht ist, ist ein Sonnenschutz vorzusehen. Gut geeignet hierfür sind ausrangierte Tarnnetze oder alte Markisen aus dem Terrassenbereich. Weniger ideal sind Suhlen. Zwar tragen diese in den Sommermonaten zum Wohlbefinden der Tiere bei. Zu bedenken ist jedoch die erhöhte Parasitenbelastung, sofern die Suhle nicht nach jedem Durchgang komplett gesäubert wird. Im Idealfall wird die Absetzbucht in einem Bereich angeordnet, der mehrmals täglich eingesehen wird. So lassen sich die Sauen durch einen schnellen Blick regelmäßig kontrollieren und gestresste Tiere können unter Umständen vorzeitig aus der Gruppe genommen werden. Ein idealer Standort ist zum Beispiel der Bereich zwischen Deckzentrum und Abferkelstall, der ohnehin mehrmals täglich eingesehen wird. Fazit Sauen sollten zur Gruppierung direkt nach dem Absetzen zusammengestallt werden. Dadurch bleibt den Tieren vor der Besamung genügend Zeit, eine Rangordnung festzulegen. Das Zusammenstallen der Sauen funktioniert sehr gut in speziellen Arenabuchten, in der die Sauen zwei Tage untergebracht werden. In der Arenabucht sollte jeder Sau ca. 5 bis 6 m2 Fläche zur Verfügung stehen. Der Boden muss so geschaffen sein, dass Verletzungen trotz der Rangkämpfe vermieden werden. Hier bietet sich der Einsatz von Stroh oder Sand an. Schließlich ist zu beachten, dass keine Gegenstände in die Bucht hineinragen, an denen sich die Tiere verletzen könnten. - Wiedmann, Rudolf -