Das Wiegen schlachtreifer Schweine bringt bares Geld. Es ist jedoch zeitaufwändig und stressig. Entsprechend groß war das Interesse an einer Neuentwicklung, die Hölscher und Leuschner (H&L) Ende letzten Jahres auf der EuroTier vorgestellt hat. Denn mit dem Hand-Scanner soll die Gewichtskontrolle möglich sein, ohne dass die Tiere eine Waage betreten. Technisch knüpft der Hand-Scanner an die Kamera-Waage an, die H&L bereits mehrere Jahre in Sortier-Schleusen für Großbuchten einsetzt. Das heißt: Eine Video-Kamera filmt das Tier und erfasst so seine Höhe und seinen Umfang. Über ein Rechenprogramm ermittelt die EDV dann das Gewicht des Tieres. Beim neuentwickelten Hand-Scanner „optiscan“ kommt erschwerend hinzu, dass das Tier und die Kamera nicht in einer festen Position fixiert sind. Das Gerät arbeitet daher mit einer leistungsfähigen 3-D-Kamera. Sie überträgt die Bilder per Kabel an einen Laptop, den der Landwirt im Rucksack trägt. Von dort wird das ermittelte Gewicht zurück zum Display im Hand-Scanner gemeldet. Die Handhabung des Scanners ist relativ einfach. So tritt der Landwirt mitsamt Ausrüstung langsam von hinten an das Tier. Dann kann er per Knopfdruck Laserpunkte auf den Rücken des Tiers projizieren. Die Punkte geben Orientierung zur optimalen Höhe und Ausrichtung des Scanners. Ist das Messgerät passend ausgerichtet, startet die Videoaufzeichung. Hierfür muss das Tier etwa drei Sekunden lang ruhig stehen bleiben. Am einfachsten ist der Einsatz in kleinen und mittelgroßen Mastbuchten. Ideal arbeitet optiscan bei der Fütterung am Quertrog. Denn während der Mahlzeiten stehen die Tiere relativ ruhig am Trog. Laut Hersteller ist das Gerät aber auch bei der Fütterung an Breiautomaten oder am Sensor einsetzbar. Knackpunkt ist bislang die Messgenauigkeit des Hand-Scanners. So weichen die Messwerte noch zu stark vom tatsächlichen Gewicht der Tiere ab. Als Zielwert hat sich H&L eine mittlere Abweichung von weniger als 3 % gesetzt. Bei einem schlachtreifen Tier mit 120 kg Gewicht entspricht das höchstens 3 bis 4 kg Toleranz. Um die Genauigkeit zu verbessern, arbeitet der Hersteller derzeit insbesondere an der Optimierung der EDV-Prozesse. Im Laufe dieses Jahres will das Unternehmen den Hand-Scanner zur Praxisreife bringen. „Wir sind überzeugt, dass wir die Abweichung bis dahin unter die Zielmarke von 3 % drücken“, schildert Mitinhaber Dr. Marc Leuschner. Parallel arbeitet man daran, die Daten per Funk aus dem Scanner an einen leistungsfähigen Computer z.B. im Stallbüro zu übertragen. Dann müsste der Landwirt den Laptop nicht mehr im Rucksack mit in die Bucht tragen. Ein weiteres Ziel ist, mit dem Handscanner auch die wertbestimmenden Teilstücke der Tiere zu erfassen. Bei den festinstallierten Kamera-Schleusen funktioniert das bereits. Neben der Gewichtsmessung am Tier bietet optiscan weitere Managementhilfen. So zeigt das Display im Gerät zusätzlich zum Tiergewicht auch eine zuvor festgelegte Markierung an. Alle Schweine mit mehr als 120 kg erhalten z. B. einen grünen Querstrich. Außerdem lässt sich im Gerät festhalten, in welcher Bucht das gewogene Schwein steht. Die Daten aller gewogenen Schweine werden in einem Auswertprogramm zusammengeführt. Hier lässt sich dann ablesen, wann wie viele Schweine für die nächste Vermarktung anstehen. Alternativ kann der Betrieb auch die Gewichtsentwicklung der Schweine in verschiedenen Stadien überprüfen. Mithilfe der Ergebnisse lässt sich die Fütterung entsprechend anpassen. Der Hand-Scanner ist ein vielversprechender Ansatz zur schnellen und stressarmen Gewichtserfassung bei Schlachtschweinen. Für den Praxiseinsatz muss es jedoch gelingen, den Messfehler unter die Marke von 3 % zu drücken. Der anvisierte Verkaufspreis von rund 10 000 € liegt zwar deutlich höher als bei einer herkömmlichen Waage. Zeiteinsparungen und weniger Abzüge für über- und untergewichtige Schweine sollen die Investitionskosten jedoch wieder einspielen. Ob die Rechnung aufgeht, wird auch eine Frage der Schätzgenauigkeit sein. Einfache Handhabung Genauigkeit verbessern Bewertung -Fred Schnippe, SUS- Auf der EuroTier wurde erstmals eine handgeführte Kamera-Waage präsentiert. SUS zeigt, wie der Prototyp im Praxiseinsatz funktioniert.