Die Ebermast gilt als vielversprechende Alternative zur Kastration. Das Kernproblem bleibt allerdings das Auftreten von unerwünschtem Ebergeruch. Betroffen sind hiervon nach Auskunft der Schlachtunternehmen im Schnitt etwa 3 bis 4 % der unkastrierten, männlichen Tiere. Die Schlachthöfe filtern diese Geruchsabweichler mit geschulten Riech-Teams heraus und führen sie in eine separate Verwertung. Eine absolute Sicherheit kann die menschliche Nase jedoch nicht gewährleisten. Die Erzeugerstufe ist daher gehalten, das Auftreten von Ebergeruch über die Haltung, Fütterung und Zucht soweit wie möglich zu vermindern – auch wenn es bislang keinen Preisabzug für Eber mit unerwünschtem Geruch gibt. Auswertungen zeigen, dass es beim Ebergeruch erhebliche Betriebseffekte gibt. Übersicht 1 basiert auf einer zwölfmonatigen Erfassung der Firma Tönnies mit rund 1,5 Mio. Ebern. Positiv ist, dass in fast 24 % der Lieferbetriebe weniger als 1 % Geruchsbabweichler auftreten. Knapp 15 % der Lieferanten haben im Schnitt ihrer vermarkteten Eber 4 bis 5 % Geruchsabweichler. Insgesamt umfasst der Mittelblock mit 4 bis 7 % Geruchsabweichlern fast 40 % der Lieferanten. Auf der anderen Seite gibt es eine nicht zu unterschätzende Lieferantengruppe, bei denen deutlich mehr Tiere mit Ebergeruch auftreten. Negativ fallen insbesondere Betriebe mit einem Anteil von mehr als 10 % Geruchsabweichlern auf. Diese Gruppe umfasst in Summe etwa 10 % der Ebermäster. Spannend ist die Frage nach den Ursachen: Warum hat eine größere Gruppe von Ebermästern kaum Geruchsabweichler, während in anderen Betrieben mehr als 10 % der Tiere mit Ebergeruch negativ auffallen? Auch in den Niederlanden wurde festgestellt, dass es beim Ebergeruch große Betriebseffekte gibt. Um die Ursachen zu klären, hat die Universität Wageningen die Produktionsbedingungen in 70 niederländischen Praxisbetrieben mit Ebermast analysiert. Im zweiten Schritt wurde geprüft, welchen Einfluss die Haltungsbedingungen auf das Auftreten von Ebergeruch sowie auf aggressives Sexualverhalten, wie das Bespringen der Eber, haben. Hierzu haben die Forscher die Häufigkeit von Rangkämpfen, Bespringen und Hautverletzungen bewertet. In puncto Ebergeruch lässt die Praxiserhebung folgende Rückschlüsse zu: Das bedeutet aber nicht, dass aggressives Verhalten in Eberbuchten zu vernachlässigen ist. Im Gegenteil: Jegliche Form von Rangkämpfen und Beißereien sorgt für Unruhe. Dies schmälert das Tierwohl und damit das Wachstum der Tiere. Heftige Rangkämpfe sowie das gegenseitige Bespringen können zudem zu höheren Totalverlusten führen. Um dies zu verhindern, sollten die Ebermäster Stress für die Tiere vermeiden. Anhand der Praxiserhebung lassen sich folgende Faustregeln ableiten: In der Praxis gibt es sehr unterschiedliche Erfahrungen mit der Ebermast. Dies betrifft sowohl das Aggressionsverhalten als auch das Auftreten von Ebergeruch. Eine niederländische Praxisstudie kommt zu dem Schluss, dass die Ebermast erfolgreich umsetzbar ist, wenn das Management passt. Zur Vermeidung von Ebergeruch kommt es vor allem darauf an, dass die Buchten und die Tiere sauber bleiben. Die Klima- und Buchtengestaltung ist daher besonders wichtig. Um Aggressionen zu vermeiden, sind vor allem genug Fress- und Tränkeplätze anzubieten. Große Betriebseffekte Analyse bei 70 Ebermästern Stress strikt vermeiden! Wir halten fest Bei kleineren und mittelgroßen Mastbuchten mit weniger als 30 Tieren tritt seltener Ebergeruch auf. Offenbar sind die Tiere hier ruhiger und fühlen sich seltener gestresst. Je sauberer die Tiere und die Buchten sind, desto seltener tritt Ebergeruch auf. Hintergrund ist, dass der geruchsrelevante Stoff Skatol aus dem Kot und Harn über die Haut ins Tier gelangen kann. So sollten Ebermäster besonders auf die Klimaführung, die Belegdichte und die Buchtengestaltung achten. Spaltenböden mit hohem Schlitzanteil bzw. breiten Schlitzen eignen sich hervorragend für die Ebermast. Wichtig ist auch, dass die Bodenelemente exakt verlegt sind, also ohne Höhenversatz oder Schmutzecken. Aggressives Sexualverhalten steht in den Praxisbetrieben in keinem direkten Zusammenhang mit Ebergeruch. Das heißt: Eber, die sich z. B. häufig bespringen, zeigen kein erhöhtes Risiko für Geruchsabweichungen. Wichtig sind genügend Fress- und Tränkeplätze. Systeme mit Langtrog sind daher besser als Futterautomaten. Wasser und Futter sollten in hoher Qualität und Menge vorliegen. Die Rationierung des Futters ist nachteilig. Schmackhaftes Futter bzw. Nebenprodukte bringen Vorteile. Offene bzw. halboffene Buchtenwände sind besser, da die Eber ruhiger sind. Ein gelassener Umgang mit den Tieren zahlt sich aus. Dies sollte bereits im Abferkel- und Aufzuchtstall beginnen. -Fred Schnippe, SUS- Eine holländische Praxisstudie zeigt, was gegen Ebergeruch und Aggressionen hilft.