Die Amerikaner haben es vorgemacht. In den 90er Jahren stellte ein Großteil der Mastbetriebe auf den Bezug von 7 kg schweren Ferkeln um. Das Besondere daran: Anstatt eine separate Auf-zucht vorzuschalten, werden die Ferkel oftmals direkt in die Mastbuchten einsortiert. Die Amerikaner sprechen vom so genannten Wean-to-Finish (vom Absetzen bis zur Schlachtung). Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Beim Wean-to-Finish können die Leerstehzeiten, der Reinigungsaufwand sowie der Stress für die Tiere auf ein Minimum reduziert werden. Nachteil sind die etwas höheren Stallbaukosten. Denn die Ansprüche an die Innenausstattung der Ställe sind höher als in der konventionellen Mast. Auch in Dänemark ist das Interesse an diesem Produktionskonzept sehr groß. Vor nunmehr fünf Jahren haben die ersten Mäster den Sprung ins "kalte Wasser" gewagt und Wean-to-Finish auf ihrem Be-trieb umgesetzt. Mittlerweile ist das Konzept für die Aufzucht von Absetzferkeln und Mast in ein und derselben Bucht (dä-nisch FRATS) weiterentwickelt worden. Nach der Einschätzung von Preben Høj, Bauberater aus Nordjütland, werden heute über 80 % der neu gebauten Maststäl-le in Dänemark nach diesem Verfahren ausgerichtet. Stallkonzepte für das FRATS-Konzept sind unter anderem deshalb so populär, weil sich die Mäster mehrere Optionen offen halten. Zum einen können sie in diesen Ställen ganz normal mäs-ten, das heißt 30 kg schwere Fer-kel einstallen. Die Landwirte können den neuen Stall aber auch für die Fer-kelaufzucht bis 30 kg nutzen. Oder die Betriebe steigen auf das neue FRATS-Produktionssystem um. Die Standardbucht ist 2,10 bis 2,35 m breit sowie 5,25 bis 5,75 m lang. 60 % der Fläche sind plan befestigt, 40 % der Fläche mit Spalten für Masttiere ausgelegt. In Dä-nemark sind Spalten mit einer Schlitzbreite von 2 cm üblich. Einige Landwirte legen den mittleren Bereich der Bucht auch mit so ge-nannten Drainspalten aus, die maximal 10 % Schlitzanteil aufweisen. In diesem Fall sind nur 30 % der Fläche plan befestigt. Warmwasser-Bodenheizung und abgedeckter Liegebereich Der hintere Teil der plan befestigten Lie-gefläche ist auf 1,10 bis 1,20 m Höhe abge-deckt. Die Abdeckung und der bis zu 30 cm herunterhängende Vorhang sorgen für ein Mikroklima (Zwei-Klima-Bucht). Auch bei hohen Luftaustauschraten ist der Energie-verbrauch vergleichsweise gering. Wird die Wärme zum Beispiel im Sommer oder in der End-mast nicht mehr benötigt, kann die abgedeckte Fläche re-duziert bzw. die Abdeckung komplett umgeklappt und an der Wand fixiert werden. Der Liegebereich unter der Abdeckung ist mit vier Warmwasser-Heizsträngen verse-hen. Auf eine Bodenheizung sollte auf kei-nen Fall verzichtet werden, auch wenn aus-schließlich gemästet wird. Denn die Erfah-rungen zeigen, dass die Leistungen der Mastschweine in Ställen mit Heizung we-sentlich besser sind als in Ställen ohne eine Heizung. Berater Høj: "Die Investitionskos-ten je m 2 Stallfläche sind beim FRATS nicht höher als in der konventionellen Mast." Damit sowohl ein 7-kg-Ferkel als auch ein 100-kg-Schwein bequem aus ein und demselben Trog fressen, müssen Details zur Trogform beachtet werden. So empfiehlt der dänische Stallbauer Groåkjoer Staldbyg mittlerweile nur noch eine bestimmte Trog-form für die Flüssigfütterung am Sensor oder am Quertrog. Die Kantenhöhe sollte nicht mehr als maximal 16 cm betragen. Darüber hinaus kommen in Dänemark aber auch Rohrbreiautomaten verstärkt zum Einsatz. Die Branchenorganisation Danske Slagterier (DS) hat erst kürzlich einige Trockenfutter-Automaten auf ihre Eig-nung für das Wean-to-Finish getestet und einen entsprechenden Prüfbericht verfasst. Nach dänischer Haltungsverordnung müssen Ställe für Tiere ab 20 kg LG mit ei-nem Kühlsystem ausgestattet sein. Oft wer-den hierzu Sprinkler in 2 m Höhe über den Spaltenbereich installiert. Über eine Steu-ereinheit werden die Spalten in einzustel-lenden Zeitintervallen besprüht. Die Prak-tiker berichten, dass dadurch die Buchten-sauberkeit verbessert werden kann. Die Buchten werden zunächst doppelt belegt Die ersten Betriebe, die auf neue FRATS-Verfahren umgestellt haben, orientierten sich zunächst an den amerikanischen Erfahrungen. So haben sie die Ställe doppelt belegt und auf halber Strecke Tiere aus den Buchten genommen. Oft verfügen die Be-triebe noch über alte Vollspaltenställe, die sie für das Ausmästen der Tiere nutzen. Da-bei haben sich zwei Varianten durchge-setzt: Doppelte Belegung (50/50): Bei diesem Verfahren werden 34 Ferkel mit einem durchschnittlichen Gewicht von 7 kg auf 11 m 2 Nettobuchtenfläche aufgestallt. Den Ferkeln stehen 0,32 m 2 je Tier zur Verfü-gung. Nach ca. sieben Wochen werden 17 von 34 Ferkeln aus den Buchten ge-nommen. Diese werden dann von 30 bis 100 kg in einer regulären Mastbucht auf-gestallt. Die restlichen 17 Schweine ver-bleiben in der Wean-to-Finish-Bucht. Nach dem Ausstallen der Ferkel stehen diesen Schweinen dann 0,65 m 2 Fläche je Tier zur Verfügung. Die Mastdauer beträgt elf Wo-chen, so dass unter Berücksichtigung der Aufzuchtphase 18 Wochen für einen Mast-durchgang kalkuliert werden können. Doppelte Belegung (60/40): Es werden Absetzferkel (7 kg) auf 11 m 2 Netto-buchtenfläche aufgestallt. Den Ferkeln ste-hen 0,4 m 2 Fläche zur Verfügung. Nach acht Wochen, wenn die Ferkel ca. 35 kg wiegen, werden zehn Stück in eine regulä-re Mastbucht umgestallt und bis 100 kg Le-bendgewicht ausgemästet. Den verbleiben-den 17 Ferkeln stehen auch bei diesem Ver-fahren wiederum 0,65 m 2 Fläche je Tier zur Verfügung. Die Mast von 35 bis 100 kg dauert zehn Wochen. Bei beiden Varianten stehen jedem Tier Schnitt über die gesamte Periode von bis 100 kg Lebendgewicht etwa 0,55 m Buchtenfläche zur Verfügung. Auch der Reinigungs- und Arbeitsaufwand für das Umstallen ist der gleiche. Ausschlaggebend für die eine oder andere Variante sind lediglich die Anzahl Plätze im vorhande-nen Maststall, eventuell auch die Buchten-größe. Einfache Buchtenbelegung mit schweren Absetzferkeln Um den Arbeitsaufwand für das Reinigen sowie für das Umstallen weiter zu verrin-gern, haben im nächsten Schritt einige Landwirte versucht, die Buchten von vorn-herein einfach zu belegen. Dieses Beleg-Verfahren wird oftmals auch dann prakti-ziert, wenn dem Betrieb keine weiteren Mastkapazitäten zur Verfügung stehen. In der Regel werden dann 20 ca. 7 kg schwe-re Ferkel auf 11 m 2 Nettobuchtenfläche auf-gestallt. Die Tiere bleiben bis zum Masten-de in ein und derselben Bucht.Auch bei dieser Variante werden für die Aufzucht- und Mastphase ca. 18 Wochen kalkuliert. Während dieser Zeit stehen je-dem Tier exakt 0,55 m 2 Fläche zur Verfü-gung. Der Knackpunkt dabei: Ab 85 kg Le-bendgewicht fordert die dänische Gesetz-gebung mindestens 0,65 m 2 Buchtenfläche je Tier. Allerdings, so argumentieren die Landwirte, werden in der Regel mindestens drei Vorläufer aus jeder 20er Buchten vor-zeitig vermarktet. Ist dies der Fall, stehen den dann noch zum Verkauf anstehenden Tieren die geforderten 0,65 m 2 Buchtenflä-che je Tier zur Verfügung. Ein weiterer Trend: Die Mäster möchten möglichst schwere Absetzferkel beziehen, da diese besser mit dem Absetzstress fertig werden und sich schneller an die neue Füt-terungstechnik gewöhnen. Optimal sind Partien mit Durchschnittsgewichten von über 8 kg. Um diese hohen Absetzgewichte zu erreichen, haben einige Ferkelerzeuger die Säugezeit von vier auf fünf Wochen verlängert. Die zugekauften Ferkel werden zunächst per Hand mit Tockenfutter aus einfachen Automaten oder Längströgen angefüttert. Die Umstellung auf das Flüssigfutter er-folgt in der Regel erst am Ende der zweiten Aufzuchtwoche, wenn die Ferkel ca. 10 bis 12 kg schwer sind. Um die Futterumstellung zu erleichtern, sollte man bereits ab dem ersten Tag zunächst Wasser und spä-ter auch etwas Trockenfutter in die Tröge der Flüssigfütterung geben. Insbesondere dann, wenn das Futter mehrmals täglich frisch vorgelegt wird, ist das Anfüttern der Ferkel sehr zeitaufwän-dig. Deshalb haben einige Praktiker nach preiswerten Lösungen gesucht, das Anfüt-tern zu automatisieren. Ein Beispiel ist ei-ne mobile Intervallfütterung, die zwei bis drei Wochen nach dem Einstallen wieder abgebaut und in ein anderes Abteil umge-stellt wird. Optimale Stallplatzauslastung, gute Leistungen Die Mastbetriebe müssen sich also auf die Fütterungsstrategien in der Ferkelaufzucht einstellen und vor allem den Ferkelbezug regeln, um bei der FRATS-Bele-gung nicht Schiffbruch zu erlei-den. Auf der anderen Seite wer-den bei diesem Mastverfahren die Leerstehzeiten auf ein Mini-mum reduziert. Das heißt, dass beim FRATS eine optimale Aus-lastung vorhandener Stallkapa-zitäten möglich ist. Dies bestätigt auch Preben Høj, der dazu eine Modellkal-kulation erstellt hat. Bei seinen Berechnungen verglich er die verschiedenen FRATS-Varian-ten mit der konventionellen Ferkelaufzucht und Mast. Zu-nächst hat er anhand eines Bei-spielbetriebes den Deckungs-24 ei-beitrag für die fünf verschiede-nen Varianten berechnet. Da-bei ging Høj von durchschnitt-lichen Leistungen sowie Pro-duktionskosten bzw. einem fi-xen Schlachterlös von 9,5 DKK je kg SG (1,28 Q ) aus. In einem zweiten Schritt wurde dann der Deckungsbeitrag auf jeweils 1 m 2 Buchtenfläche bezogen. Die Ergebnisse dieser Mo-dellkalkulation werden in der Übersicht 1 auf Seite 23 zu-sammengefasst. Im Vergleich zur Kontrollgruppe "konventionelle Mast von 30 bis 100 kg" (=100 %) wurde für die FRATS-Varianten ein Produktägliche tionsindex von 118 bis 126 % errechnet. Auch in puncto Vieheinheiten bzw. De-ckungsbeitrag je Vieheinheit ergeben sich deutliche Vorteile für die FRATS-Varianten im Vergleich zu konventionellen Systemen. Der Grund ist, dass die FRATS-Variante die Ferkelaufzucht mit einbezieht, die in punc-to Deckungsbeitrag je Vieheinheit deutli-che Vorteile aufweist. Auch wenn die Ferkelaufzucht mit inte-griert ist: Die Praktiker bestätigen, dass der Arbeitsaufwand je 100 m 2 Buchtenfläche im FRATS-System (einfache Belegung) nicht höher ist als in der konventionellen Mast. Berater Høj erklärt dies so: "Bei dem Zukauf von 7-kg-Ferkeln ist der Betreuungsauf-wand je aufgezogenes Tier zwar deutlich höher. Dafür fallen aber auf das Jahr gese-hen weniger Reinigungs- und Desinfek-tionsarbeiten bzw. Tiertransporte an." Doch die entscheidende Frage ist, welche Leistungen erzielt werden können. Leider liegen nur wenige konkrete Zahlen vor. So hat Høj die Leistungen aus 14 Betrie-ben ausgewertet, die nach dem FRATS-System mit einfacher Belegung produ-zieren. Die erzielten Leistungen sollten mit denen aus der konventionellen Fer-kelaufzucht bzw. Mast verglichen wer-den. So hat Høj anhand der Durchschnitts-werte in der spezialisierten Ferkelaufzucht und in der konventionellen Mast die Zunahmen und den Futterverbrauch je kg Zuwachs für den gesamten Produktionsab-schnitt von 7 bis 100 kg kalkuliert bzw. die -ni-Verluste aus beiden Bereichen aufaddiert. Sowohl die täglichen Zunahmen als auch die Futterverwertung waren in der FRATS-Gruppe besser. Auf der anderen Seite muss-ten im Vergleich zur Gruppe "konventio-nelle Ferkelaufzucht und Mast" höhere Ge-samtverluste hingenommen werden, wie die Übersicht 2 zeigt. Kein Selbstläufer! Trotz der guten Ergebnisse warnt Preben Høj vor zu großer Euphorie: "Zu der Gruppe der FRATS-Betriebe gehören absolute Spit-zenkönner, die ihren Betrieb gut organisiert haben!” Der Berater befürchtet, dass nicht alle Betriebe die hohen Anforderungen an das FRATS-Management erfüllen können. Seine Empfehlung lautet deshalb: Nur wer den Ferkelbezug geregelt und die Tier-gesundheit fest im Griff hat, obendrein ein "Händchen" für das Anfüttern entwickeln kann, sollte über das neue FRATS-Verfah-ren versuchen, die Stallplatzauslastung zu optimieren. Das FRATS-System erfordert mehr Be-treuungsaufwand je eingestalltes Tier. Auf der anderen Seite lassen sich die Reini-gungsarbeiten und die Tiertransporte auf ein Minimum reduzieren. Zudem erspart man zumindest einem Teil der Tiere das Umstallen und das Neugruppieren nach der Ferkelaufzucht. Dies kann sich positiv auf die Mastleistungen auswirken. Heinrich Niggemeyer - Niggemeyer, Heinrich -