Mit einem neuen Abrechnungsmodell für Eber will der Schlachtkonzern Tönnies ein Signal an die Praxis geben. Wie rechnet sich dieses für die Mäster? Das Unternehmen Tönnies schlachtet nach eigenen Angaben ca. 10 000 Eber pro Woche. Derzeit wird pauschal 4 Cent unter dem so genannten Vereinigungspreis (VEZG) ausbezahlt. Ober- oder Untergrenzen beim Schlachtgewicht (SG) gibt es nicht. Das wird sich ändern: Ab November 2010 soll ein neues Abrechnungsmodell eingeführt werden, welches bei Schlachtgewichten außerhalb des Korridors von 85 bis 103 kg Abzüge vorsieht (Übersicht 1). Zusätzlich werden Abschläge bei jenen Tieren vorgenommen, deren AutoFOM-Bauchfleischanteil (BFL) unter 51 %-Punkten liegt. Zuschläge gibt es für Schweine, die BFL-Anteile von über 53 %-Punkten sowie gleichzeitig Schlachtgewichte von über 90 kg aufweisen. Insgesamt sind die Abschläge für Bauchfleisch jedoch bei -0,11 €/kg SG und die Zuschläge bei +0,05 €/kg SG „gedeckelt“. Für Übergewichte können maximal 0,34 €/kg und für Untergewicht maximal 0,70/kg abgezogen werden. Der bisherige „Grundabzug“ in Höhe von 0,04 € je kg SG vom Vereinigungspreis wird auf 0,03 € je kg reduziert. Erlösnachteil gegenüber Festpreis-Modell Welche Auswirkungen das geplante Modell auf die Schlachterlöse hat, wurde anhand von über 15 000 Eberschlachtdaten aus dem Unternehmen Tönnies ausgewertet. Um die Effekte der punktuell in der bisherigen Praxis vorkommenden Extremgewichte auszublenden, wurde der Datenpool um ca. 400 Tiere reduziert, die entweder leichter als 75 kg SG oder schwerer als 115 kg SG waren. Das durchschnittliche Gewicht der verbleibenden 14 842 Tiere betrug 94,4 kg. Ergebnis: Nach neuem System wurde bei ca. 40 % der Tiere ein Erlösvorteil in Höhe von im Schnitt + 0,03 €/kg SG erzielt. 32 % der Tiere wiesen einen Erlösnachteil von 0 bis 0,01 € je kg SG auf, 28 % der Schweine einen solchen von 0,01 bis 0,32 € je kg SG. Über alle Schweine blieb ein Erlösnachteil von 0,01 € je kg Schlachtgewicht. Einzelauswertungen von 34 Betrieben mit mindestens 100 auswertbaren Datensätzen zeigen, dass die Hälfte der Zulieferer von der neuen Abrechnung profitieren kann, ohne dass etwas am Verkaufsmanagement geändert werden müsste. Danach erlösten vier Be-triebe über 1 € je Schlachtkörper mehr als nach bisherigem System und 13 Betriebe zwischen 0 und 1 € je Schlachtkörper mehr als bisher. Auf der anderen Seite musste jeder dritte Betrieb Erlösnachteile von bis zu 1 € je Schlachtkörper hinnehmen. Rund 20 % der Betriebe verzeichneten über 1 € Erlösnachteil je Tier. Letztere Gruppe wies mit im Schnitt 3,41 € extrem hohe gewichtsbedingte Abzüge je Tier auf (Übersicht 2). Rund 16 % der Tiere wogen keine 85 kg am Haken, dafür fast 15 % der Tiere über 120 kg. Zusätzlich werden in dieser Gruppe knapp 30 % der Tiere wegen unzureichender Werte im Bauch gemaßregelt. Fazit Das hier vorgestellte Abrechnungsmodell der Firma Tönnies ist der Einstieg in die Qualitätsbezahlung bei Eberschlachtkörpern. Gewinner unter den Zulieferern sind diejenigen Betriebe, die Über- und Untergewichte vermeiden und auf magere Bauchpartien achten.