Die Schweinehalter müssen in der letzten Zeit einen gewaltigen Anstieg der Produktionskosten verkraften. Im Fokus stehen dabei insbesondere die Ausgaben für Futter und Energie. Die Praktiker fordern daher zurecht, dass sich ihre Mehrkosten in höheren Schlachterlösen und dementsprechend auch bei den Fleischpreisen im Laden widerspiegeln. Umso mehr ärgert die Landwirte, dass der Handel nach wie vor Fleisch über Lockangebote verramscht. Nicht selten wird Schweinefleisch bis zu 60 % unter Normalpreis angeboten, wie eine Analyse der ISN zeigte (siehe SUS 6/2011). Hat der Handel diese Billig-Strategie auch 2012 fortgesetzt? Und wie haben sich die Verbraucherpreise für Fleisch in den letzten Monaten weiterentwickelt? Diese Frage ist besonders spannend. Denn die Schlachthöfe mussten vor allem im letzten Herbst für die Schweine deutlich mehr Geld ausgeben. Um diese Frage beantworten zu können, hat die ISN erneut die Fleischpreise im Laden untersucht. Als Maßstab dienen die Angebotspreise einschlägiger Handelsketten. Denn sie markieren das untere Ende der Preisskala und sind somit gut vergleichbar. Hingegen verliert der „normale“ Preis für Schweinefleisch immer weiter an Gewicht. Für viele Kunden ist er angesichts der Fülle an Tiefpreisen kaum noch greifbar. Das Ergebnis der jüngsten Preisanalyse ist wieder ernüchternd. So setzt der Handel seine aggressive Preisgestaltung unvermindert fort. Mindestens eins von insgesamt 75 Teilstücken vom Schwein findet sich in jedem Handzettel. Die Anzeige für Schweinebäuche ist offenbar Pflicht. Das heißt: Schweinefleisch bleibt das beliebteste Lockangebot im LEH. Ein Lichtblick scheint sich zumindest beim Niveau der Angebots-Preise abzuzeichnen. So waren die beworbenen Erzeugnisse vom Schwein im Jahr 2012 je nach Teilstück zwischen 4 und 15 % teurer als 2011 (siehe Übersicht 1). Im Mittel beträgt der Preisanstieg etwa 10 %. In absoluten Zahlen mussten die Verbraucher 16 bis 69 Cent/kg mehr für beliebte Schweinefleischprodukte auf die Theke legen. Am stärksten verteuerten sich Minutensteaks, Filets und Bratenstücke. Insgesamt ist die Anhebung der Fleischpreise im Laden aus Sicht der Schweinehalter zu begrüßen. Dabei ist diese Entwicklung auch den höheren Erzeugerpreisen geschuldet. So kosteten Schlachtschweine im Mittel des vergangenen Jahres 1,71 €/kg Schlachtgewicht. Das sind 19 Cent/kg bzw. gut 11 % mehr als im Jahr 2011. Mit Blick auf die Tierwohldebatte ist außerdem fraglich, inwieweit höhere Fleischpreise überhaupt umsetzbar sind. So befürchtet der Handel, dass die Konsumenten bei steigenden Fleischpreisen vermehrt zu günstigen Alternativen greifen. Hinzu kommt, dass die Deutschen ohnehin etwas weniger Fleisch essen. Allein im letzten Jahr ist der Pro-Kopf-Verbrauch von Schweinefleisch um mehr als 1 kg zurückgegangen. Um den Absatz von Schweinefleischprodukten in einem gewissen Maß zu unterstützen, können Angebotspreise auch sinnvoll sein. Entscheidend ist aber, dass der Lebensmittelhandel hier das nötige Augenmaß bewahrt. Denn durch die anhaltende Flut an Lockangeboten wird die Wertschätzung der Konsumenten für Fleisch weiter unterspült. Besonders anzuprangern ist der Verkauf unter Einstandspreis. Zwar hat Berlin das Verkaufsverbot für Lebensmittel unter Einstandspreis im letzten Herbst verlängert. Doch durch die aktuelle Rechtsprechung wird das Verbot aus Sicht der ISN regelmäßig unterlaufen. So müssen bei der Berechnung des Einstandspreises auch Werbekostenzuschüsse berücksichtigt werden. Diese zahlen die Hersteller, damit der Handel ihre Produkte bewirbt. Der Einstandspreis fällt daher rechnerisch niedriger aus. Und in vielen Fällen ist es kaum noch möglich, etwaige Verstöße festzustellen. Trotzdem will das Bundeskartellamt nicht lockerlassen. Im laufenden Jahr will es erste Ergebnisse seiner Ermittlungen zur Marktmacht des Lebensmittel- einzelhandels und der Lieferanten verschiedener Artikel präsentieren. Schweinefleisch wird oft in Lockangeboten verramscht. Zwar hat der Handel das Preisniveau in diesem Segment im Vergleich zu 2011 um rund 10 % erhöht. Jedoch spiegelt sich nur ein Teil der Mehrkosten der Erzeuger in den Ladenpreisen wider. Setzt der LEH seine Billigstrategie fort, wird weiter das Bild vom billigen Fleisch beim Verbraucher geprägt. Mit Blick auf die laufende Tierwohldebatte unterstützt dies mit Sicherheit nicht die Zahlungsbereitschaft. Preise ziehen leicht an Nicht unter Einstandspreis! Fazit -Jana Püttker, Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN)- Schweinefleisch muss allzu oft für Billig-Angebote herhalten. An dieser Strategie hat sich wenig geändert, wie die neueste ISN-Analyse zeigt.