Nach Tönnies und Danish Crown hat auch die Westfleisch in Münster auf die Klassifizierung mit AutoFOM III umgestellt. Mit dem Wechsel zur neuesten Gerätetechnik hat Westfleisch die Preismasken angepasst. Dies soll technisch bedingte Verschiebungen bei den Teilstücken ausgleichen. Tönnies und Danish Crown haben bislang nicht reagiert und arbeiten weiter mit den alten Masken. Die neuen Preismasken der Westfleisch bringen vor allem drei Änderungen: Auswertungen der Landwirtschaftskammer NRW zeigen, dass die neue Abrechnungsbasis ähnlich hohe Schlachterlöse ermöglicht wie zuvor. Allerdings müssen die Mäster die Verkaufsgewichte anpassen. Dies ist in erster Linie auf das erhöhte Zielgewicht für die Schinken zurückzuführen. Handlungsbedarf gibt es vor allem bei den Börgen. Denn durch den Wechsel von AutoFOM I zu AutoFOM III fallen bei ihnen die Schinken sogar etwas leichter aus. Die Börge müssen daher im Mittel um 1 bis 1,5 kg mehr an Schlachtgewicht aufbringen als bisher. Ihr optimales Schlachtgewicht erhöht sich damit von etwa 96 auf rund 97,5 kg. Auch die Eber müssen nach bisherigen Einschätzungen künftig etwas schwerer vermarktet werden. Bei den weiblichen Tieren ergeben sich keine gravierenden Verschiebungen. Der Optimalbereich wird auch künftig bei etwa 96 kg Schlachtgewicht erreicht. Neben der späteren Vermarktung der Börge und Eber müssen die Mäster noch stärker darauf achten, dass möglichst viele Tiere im optimalen Gewichtskorridor platziert werden. Denn die Erweiterung des Schlachtgewicht-Korridors lässt nur auf den ersten Blick mehr Spielraum zu. Entscheidend sind vielmehr die verstärkten Abzüge für sehr schwere bzw. sehr leichte Teilstücke. Nach oben werden die möglichen Verkaufsgewichte durch die Schlechterstellung der schweren Schinken ab 21 kg gedeckelt. Denn hierdurch können mehr als 7 Indexpunkte/Tier verloren gehen. Bei einer Notierung von 1,60 € schlägt ein zu schwerer Schinken mit einem Verlust von gut 10 € pro Tier zu Buche! Ein ähnlicher Mechanismus wirkt bei leichteren Tieren. So können durch den neuen Preisabzug für Bäuche mit weniger als 12 kg Gewicht 3,6 Indexpunkte je Tier verloren gehen. Das sind bei Preisen von 1,60 € rund 6 € je Schwein. Es wird deutlich: Eine optimale Sortierung der Schlachtschweine ist wichtiger denn je. Gleichzeitig setzt sich der Trend zu steigenden Schlachtgewichten fort. Denn auch in den vergangenen Jahren sind die Schlachtgewichte spürbar gestiegen. So zeigen Auswertungen der VzF GmbH, dass die mittleren Schlachtgewichte bei AutoFOM-Klassifizierung seit 2009 von 95 auf 96,5 kg gestiegen sind (siehe Übersicht 1). Das ist ein Plus von 1,5 kg binnen fünf Jahren. Seit dem Jahr 2011 liegen die jährlich gemittelten Schlachtgewichte kontinuierlich oberhalb von 96 kg. Dies ist auf die Maskenumstellung Ende 2010 zurückzuführen. Denn hiermit wurde ein Signal für höhere Schlachtgewichte ausgelöst. Der vorübergehende Rückgang der Schlachtgewichte im Jahr 2010 hat ebenfalls mit der Maskenumstellung zu tun. Viele Mäster hatten ihre Tiere im Herbst früher verkauft, um noch nach den alten Konditionen abrechnen zu können. Zudem sorgte das Preishoch im Sommer teils für vorgezogene Verkäufe. Der Anstieg der Schlachtgewichte spiegelt sich auch in den Verkaufsgewichten wider. So zeigen Daten aus der Betriebszweigauswertung, dass die AutoFOM-Mäster der VzF GmbH ihre Tiere inzwischen im Schnitt mit gut 121 kg verkaufen (siehe Übersicht 2, Seite 56). Das ist ein Plus von 2 kg binnen fünf Jahren. Für das Jahr 2014 ist zu erwarten, dass die Mäster der Westfleisch noch höhere Verkaufsgewichte aufweisen werden. Immerhin müssen die Börge – also rund 50 % der Schweine – bis zu 2 kg schwerer verkauft werden. Dass die Schlachthöfe über die Masken Signale für höhere Verkaufsgewichte setzen, ist nachvollziehbar. Denn sie profitieren doppelt davon. Zum einen sinken die Schlachtkosten. Denn feste Stückkosten wie die Schlachtprämie oder Veterinäruntersuchung verteilen sich auf mehr Kilogramm Fleisch. Des Weiteren fallen im Verhältnis zu den Edelteilen weniger Schlachtabfälle und Nebenprodukte wie Pfoten, Ohren etc. an. Edelteile sind in den Industrie-Nationen gefragt. Gleichzeitig wird die Vermarktung fettreicher Teile schwieriger. Zwar haben Nebenprodukte in Asien Abnehmer gefunden. Doch ist die Vermarktung aufwendig. Während steigende Verkaufsgewichte den Schlachthöfen nutzen, bringen sie für die Mäster eher Nachteile bzw. zusätzlichen Aufwand. Es geht insbesondere um die folgenden vier Aspekte. Sortierung: Ein Plus von 1 bis 1,5 kg beim Ziel-Schlachtgewicht der Börge bedeutet, dass die Tiere bis zu 2 kg schwerer verkauft werden müssen. Je nach Zunahmeniveau heißt das: Die Mast verlängert sich um zwei bis drei Tage. Bauch-MFA: Bei höheren Schlachtgewichten steigt insbesondere bei den Börgen die Gefahr der Verfettung. Die Mäster sollten daher die Entwicklung des Bauchfleisch-Anteils genau im Blick halten. Bei Problemen ist über eine stärkere Rationierung in der Endmast gegenzusteuern. Auch die gezielte Eberauswahl kann den Fleischanteil verbessern. Futterverwertung: In der Endmast fällt die Futterverwertung stark ab. Auch hier sind insbesondere die Börge betroffen, da sie stärker zum Fettansatz neigen. Aktuell ist Endmastfutter mit 24 €/dt im mittleren Preisniveau. Unter dieser Prämisse sind Verkaufsgewichte jenseits von 120 kg noch rentabel. Doch Vorsicht: Bei steigenden Futterpreisen ist der Mehrerlös schwerer Schweine schnell aufgezehrt. Mäster sollten ihre Grenzkosten mit aktuellen Futterpreisen ermitteln. Belegdichte: Laut Haltungs-VO ist in der Mast ein Platzangebot von 0,75 m2 je Schwein nur bis zu einem mittleren Gewicht von 110 kg zulässig. Da sich die Tiere unterschiedlich entwickeln und die Vorläufer vorzeitig verkauft werden, lässt sich die Vorgabe in der Regel noch einhalten. Doch bei steigenden Gewichten kann es bei getrennt geschlechtlicher Mast in den Buchten der Börge eng werden. Dann ist das Aufstall- bzw. Verkaufsmanagement anzupassen. Die neue AutoFOM-Maske der Westfleisch fordert bis zu 1,5 kg höhere Schlachtgewichte der Börge. Um Erlösverluste zu vermeiden, müssen die Verkaufsgewichte bis zu 2 kg steigen. Der Trend zu steigenden Gewichten bleibt. Vor diesem Hintergrund müssen die Mäster insbesondere den Bauchfleisch-Anteil der Börge im Auge halten. Bei Bedarf ist durch die Rationierung und Eberauswahl einer Verfettung gegenzusteuern. Wichtig ist auch, die Belegdichte in der Endmast zu prüfen. Börge schwerer verkaufen Schnitt bald über 97 kg Schlachthöfe profitieren Mäster müssen reagieren Fazit Das optimale Schinkengewicht wurde um 500 g erhöht. Maximale Indexpunkte gibt es jetzt für Schinken mit 17,5 bis 20,5 kg. Zudem werden schwere Schinken mit über 21 kg stärker abgestraft. Die Bewertung der Bauchfleisch-Prozente erhält zusätzliche Stufen. Neu ist, dass leichte Bäuche unter 12 kg stark abgestraft werden. Der Schlachtgewichtkorridor wurde oben und unten um 3 kg erweitert. Der abzugsfreie Bereich liegt jetzt zwischen 85 und 105 kg SG. -Monika Jäger, VzF GmbH Uelzen,Fred Schnippe, SUS- Die neue Maske von Westfleisch gibt ein Signal für höhere Schlachtgewichte.Was steckt dahinter? Worauf müssen die Mäster achten?