Vion hat ein betriebliches Tierschutz-Konzept entwickelt. Der Schlachthof in Zeven ist sogar vom Tierschutzbund zertifiziert.
Der Vion-Schlachthof in Zeven zeichnet sich durch eine Besonderheit aus: Seit 2011 ist er vom Deutschen Tierschutzbund zertifiziert. Alle angelieferten Schweine werden nach den Vorgaben des von der Tierschutz-Dachorganisation mitentwickelten Tierschutzlabels „Für mehr Tierschutz“ geschlachtet – auch wenn bislang nur wenige Tiere auch unter diesem Label vermarktet werden.
Das Label umfasst folglich nicht nur die Vorschriften für die Haltung der Tiere im Stall, sondern schließt auch den tierschonenden Umgang beim Transport und der Schlachtung mit ein.
Zustand der Tiere überprüft
Direkt beim Abladen erfassen die Schlachthof-Mitarbeiter tierbezogene Kriterien. Sie achten bei jedem Viehtransporter darauf, ob die Schweine Anzeichen für Unterkühlung (Zittern; blasse, bläuliche Hautfärbung) oder Überhitzung (Hecheln, rote Hautfärbung, Hautflecken) zeigen, ob sie lahmen, ausrutschen oder frische Bissverletzungen oder Schlagstriemen aufweisen. Auch die Anzahl nichttrans-portfähiger Tiere wird festgehalten.
Darüber hinaus geht es darum, ob Einzeltiere in ihrem Verhalten oder Erscheinungsbild Hinweise auf eine unzureichende Luftqualität geben. Das wäre zum Beispiel dann der Fall, wenn die Schweine vermehrt husten oder gerötete Augen haben. Auch wenn die Tiere beim Abladen sehr viel Lärm machen oder zurück auf den Anhänger laufen wollen, müssen die Mitarbeiter dies registrieren. Der Einsatz von Elektroschockgeräten ist bei Vion auf dem gesamten Schlachthof verboten.
Treten ein oder mehrere der oben genannten Kriterien bei mehr als 10 % der Schweine auf, suchen und notieren die Sachverständigen mögliche Ursachen: Treibt der Fahrer die Tiere zu schnell vom Wagen? Ist die Kante zur Rampe zu hoch? Ist der Boden zu rutschig? Um diese Dinge zu erkennen, besuchen die Schlachthof-Mitarbeiter regelmäßig Schulungen. In jedem Fall erhält der Landwirt bei Auffälligkeiten eine entsprechende Information. Auch der Zustand der Schweineschwänze ist dort vermerkt.
Der Kriterienkatalog des Tierschutzbundes schreibt weiterhin vor, dass Vion ein schlüssiges Eigenkontrollkonzept vorlegen muss, welches die Einhaltung der Betäubungs- und Entbluteeffektivität sicherstellt.
CO2-Betäubung alternativlos
„Die Betäubung bleibt der wunde Punkt im Schlachtprozess. Das hat sich auch nach der Einführung des Backloaders nicht geändert“, sagt Dr. Heinz Schweer, Direktor Landwirtschaft bei Vion. Backloader sind die heute weit verbreiteten CO2-Betäubungsanlagen der größeren Schlachthöfe.
Kritiker bemängeln vor allem den Einsatz von Kohlendioxid als Betäubungsgas. Denn wenn die Tiere mit der Betäubungsgondel in die CO2-Atmosphäre eintauchen, steigt zunächst die Atemfrequenz und sie schnappen noch sekundenlang nach Luft. Erst dann wird durch die Einatmung des Gases eine ausreichende Absenkung des pH-Wertes im Blut und damit auch im Gehirn bewirkt. Diese löst schlussendlich die Bewusstlosigkeit aus.
„Ungerichtete Muskelbewegungen, die danach noch auftreten können, nehmen die Schweine allerdings nicht mehr bewusst wahr“, betont Dr. Anne Hiller, Referentin für Tierschutz und Forschung bei Vion. „Eine weitere Optimierung könnte ich mir nur vorstellen, wenn man es schafft, die Anflutungsphase noch zu verkürzen“, sagt sie.
So gilt die CO2-Betäubung im Backloader zum jetzigen Zeitpunkt als das beste verfügbare Verfahren. „Sogar der Deutsche Tierschutzbund hält die Methode derzeit für alternativlos“, berichtet Dr. Heinz Schweer. Denn Alternativen, wie die Mischung von Kohlendioxid mit Stickstoff und Argon oder der Einsatz von Helium, werden zwar erforscht, sind aber noch nicht praxisreif. Jede Variante hat spezifische Nachteile, etwa die deutlich schlechtere Qualität des Schlachtkörpers oder die begrenzte Verfügbarkeit der Gase.
Test der Betäubungstiefe
Nach Verlassen der Betäubungs-gondel überprüft ein Mitarbeiter, ob jedes einzelne Tier ausreichend betäubt ist. Das ist der Fall, wenn ein Schwein keinen Laut von sich gibt, das Augenlid bei Berührung nicht schließt, die Pupillen weit geöffnet sind, die Rüsselscheibe regungslos ist, die Zunge schlaff heraushängt und die Muskeln entspannt sind.
Mindestens zwei dieser Kriterien muss der Mitarbeiter laut Label-Vorgaben genau prüfen. Sind diese Punkte „nicht OK“ oder fallen ihm andere Punkte auf, die für eine nicht vollständige Betäubung sprechen, muss er das Schlachtband anhalten und das Tier nachbetäuben. Für diesen Fall liegt ein Bolzenschussgerät griffbereit.
An die Betäubung schließt sich die Entblutung an. „Der Stich mit dem Hohlmesser in die Halsschlagader, der den Tod bewirkt, muss bei Vion Zeven nach Genehmigung möglichst schnell nach dem Auswurf aus dem Backloader erfolgen“, erklärt die für das Qualitätswesen zuständige Heike Schoof.
Tiere, die versehentlich nicht korrekt gestochen wurden, müssen in jedem Fall identifiziert und nachgestochen werden. Unzureichend entblutete Tiere werden technisch erkannt. Dafür ist das Hohlmesser mit einem Schlauch und einem Behälter verbunden, der das ausströmende Blut auffängt. Dieser muss sich innerhalb einer bestimmten Zeit mit mindestens 2,2 Liter Blut pro Schwein füllen, sonst gibt es einen Alarm. Die automatischen Messgeräte werden täglich auf ihre Funktionsfähigkeit überprüft. Das Ergebnis wird in einem Kontrollprotokoll vermerkt.
Der Kriterienkatalog des Tierschutzlabels legt weiterhin fest, dass die Entblutezeit mindestens drei Minuten betragen muss. Erst dann dürfen die Schlachtkörper in die Brühung. Das empfiehlt auch das BSI Schwarzenbek.
Fazit
Der Vion-Schlachthof in Zeven ist vom Tierschutzbund zertifiziert und muss daher hohe Auflagen erfüllen. Beim Abladen nehmen die Schlachthof-Mitarbeiter die Schweine genau unter die Lupe. Die lückenlose Überprüfung der sicheren Betäubung und schnellen Entblutung bilden weitere Schwerpunkte des Tierschutz-Konzeptes.