Eigentlich sollte es selbstverständlich sein: Wer seine Schweine an einen Schlachthof verkauft, möchte auch genau diese Tiere auf der Schlachtabrechnung wiederfinden. Dennoch ergeben sich insbesondere bei der Zuordnung von Schlachtschweinen des Öfteren Fragen. Das kann zum Beispiel die Anzahl der gelieferten Tiere betreffen. Aber auch offensichtlich falsch zugeordnete Schweine können vorkommen. Zu Diskussionen führen mitunter ebenfalls ganz oder teilweise verworfene Schlachtkörper. Nicht selten stellt sich der Landwirt die Frage, ob es sich bei beanstandeten Tieren tatsächlich um die eigenen Schweine handelt. Klar ist: Derartige Unstimmigkeiten lassen sich auch in modernen Schlachtbetrieben nicht zu 100 % ausschließen. Wichtig ist daher, dass alle Beteiligten weiter daran arbeiten, diese Fehler zu erkennen und zu beseitigen. Das Schlachtunternehmen Tönnies hat aus diesem Grund schon vor einigen Jahren mehrere Systeme zur Bild- bzw. Videoaufzeichnung in seinen Schlachtprozess integriert. Hierbei stehen folgende Standorte im Fokus: Bereits an der Lkw-Rampe wird der Abladevorgang gefilmt. Bei Unstim-migkeiten hinsichtlich der Anzahl der gelieferten Tiere können die Mitarbeiter des Schlachtunternehmens die Video-sequenz über das Abladen nochmals anschauen und die Tierzahl genau nachhalten. Bei unklarer Lage kann man sich das Video auch mehrmals oder verlangsamt ansehen. So ist ein sicherer Ab- gleich mit der im Lieferschein festgehaltenen Tierzahl möglich. Für die Firma Tönnies ist die Kamera an der Rampe nicht mehr wegzudenken. Denn Abweichungen bei der Tierzahl kommen häufiger vor, als man denkt. Letztlich trägt die Videoaufzeichnung auch dazu bei, dass die Tiere schonend abgeladen werden. Die zweite Kamerastation befindet sich im Schlachtprozess hinter dem Brüh-kessel. Hier erstellen vier Kameras digitale Fotos von jedem Schlachtkörper. Der Fokus liegt dabei auf der Schlagstem-pelnummer, die im Idealfall deutlich zu erkennen ist. Gleichzeitig erfasst die Kamera die fortlaufende Schlachtnummer auf jedem Schlachtkörper. Der Abgleich beider Nummern erlaubt auch im Nachgang eine exakte Zuordnung jedes Einzeltieres. Ruft ein Schweinehalter oder Vermarkter beispielsweise wegen einer weniger guten Klassifizierung an, kann sich der Schlachthofmitarbeiter anhand der Schlachtnummer sofort die Fotos der umstrittenen Tiere auf den PC laden. In der Regel sind die Betriebsnummern auf dem Schlachtkörper gut zu lesen. So kann im Zweifel immer auch nachträglich nachvollzogen werden, ob der Einsender tatsächlich sein Schwein zur Ab- rechnung bekommen hat. Gleichzeitig kann das Schlachtunternehmen eine objektive Rückmeldung an den Landwirt geben, wenn einzelne Schweine nicht deutlich genug tätowiert wurden. Auch das gehört leider noch zur Realität. Der dritte Bereich der digitalen Bildaufzeichnung betrifft die verworfenen Tiere. Müssen die Veterinäre ganze Schweine als untauglich stempeln, fertigen Mitarbeiter der unabhängigen Klassifizierung hiervon Fotos an. Dabei werden die Schlachtnummer und der jeweilige Schaden auf einem Bild erfasst. Weitere Bilder dokumentieren den Schaden im Detail. Damit erhält der Landwirt auf Wunsch den Beleg für mögliche Beanstandungen seiner Schweine. Viele Mäster können sich anhand der Bilder besser einen Eindruck über die Verwerfungen machen. Denn Bilder sagen oft mehr als die Berichte des Veterinärs. Letztlich kann die Bilddokumentation damit auch einen Denkprozess auslösen, der hilft, Beanstandungen zu vermeiden. Die Bildaufzeichnung im Schlachthof erhöht die Prozess-Sicherheit. Denn bei Nachfragen zur Tierzahl, zu Verwerfungen oder zur Klassifizierung ist eine klare Zuordnung der Schweine möglich. Das erspart dem Schlachthof Tönnies Diskussionen mit Lieferanten und schafft mehr Transparenz und Vertrauen. Leider tun sich andere Unternehmen hier schwer und blockieren teilweise sogar derartige Aktivitäten. Da niemand etwas zu verbergen haben dürfte, sollte der Videobeweis zum Standard in jedem Schlachthof werden. Stimmt die Tierzahl? Schäden klar zugeordnet Wir halten fest Die Entladerampe, die Schlagstempel-Erkennung, die Veterinärkontrolle (verworfene Schlachtkörper oder Teilstücke). -Matthias Quaing, ISN-Interessengemeinschaft derSchweinehalter Deutschlands- Das Unternehmen Tönnies hat Kameras an wichtigen Punkten im Schlachtprozess installiert. Das schafft mehr Transparenz und Vertrauen bei den Lieferanten.