Besamungseber der Rassen DE und DL zeigen teilweise erhebliche Unterschiede im Anteil selektionsfähiger Jungsauen. Nach holländischen Untersuchungen ist das Ex-terieur für 25 % der Sauenabgänge verant-wortlich. Es ist bekannt, dass für viele Be-reiche des Exterieurs von Schweinen gene-tische Effekte bedeutsam sind. Eine Zucht-wertschätzung für Exterieurmerkmale könnte zukünftig die Selektion von Sau-enmachern vervollständigen. Da noch keine routinemäßige Leistungs-prüfung für Exterieurmerkmale existiert, werden seit Mitte 1999 an der Bayerischen Landesanstalt für Tierzucht (BLT) in Zu-sammenarbeit mit der Lehr-, Versuchs- und Prüfungsanstalt Schwarzenau sowie der Erzeugergemeinschaft und Züchtervereini-gung für Zuchtschweine in Bayern w.V.(EGZ) mehrere Verfahren zur linearen Be-schreibung untersucht. An den beiden Leis-tungsprüfungsanstalten werden lineare Be-schreibungen von Kastraten der Mutterli-nien bei einem Gewicht von ca. 90 kg durchgeführt. Zusätzlich werden Rein-zuchtund Kreuzungsjungsauen in den bayerischen Basis- und Vermehrungs-zuchtbetrieben und im staatlichen Ver-suchsgut Grub linear beschrieben. Das Beschreibungsschema ist für alle vier Verfahren einheitlich und umfasst die Komplexe Rahmen (Höhe und Länge), Be-muskelung (Rücken und Schinken), Vorderbein (Fesselbeugung und Verdre-hung) und Hinterbein (wie Vorderbein plus Winkelung und Klauen). Alle Merkmale werden auf einer neunstufigen Skala be-schrieben (zwei Beispiele s. Übersicht 1).Ergebnisse: In einer ersten Zwischenaus-wertung konnten je Verfahren zwischen 500 und 1200 Tiere für eine Heritabilitäts-schätzung herangezogen werden. Es zeigte sich, dass die Rahmen- und Bemuskelungs-merkmale im mittleren Heritabilitätsbe-reich zwischen 0,2 und 0,3 liegen. Weniger erblich sind teilweise die Merkmale des Hinterbeins, bei denen Werte zwischen 0,1 und 0,3 erreicht wurden. Noch geringer fal-len die Erblichkeiten für die Merkmale des Vorderbeins aus. Weiterhin zeigte sich, dass zwischen den Verfahren erhebliche Unter-schiede in den geschätzten Erblichkeitsgra-den auftraten. Im Allgemeinen liegen die Erblichkeitsgrade in der Prüfstation etwas höher als im Feld. Die Unterschiede lassen sich nicht nur durch den beschränkten Stichprobenumfang erklären, sondern hän-gen sicherlich auch damit zusammen, dass in den vier Verfahren unterschiedliche Be-werter eingesetzt werden. Fazit: Alle untersuchten Merkmale zeig-ten Erblichkeitsgrade, die eine Zuchtwert-schätzung sinnvoll erscheinen lassen. Eine Beschreibung von Prüftieren in der Prü-fungsanstalt stellt eine kostengünstige Al-ternative zur Beschreibung im Feld dar und verbessert die statistischen Auswertungs-möglichkeiten, da wenige Bewerter viele Tiere beschreiben. Nachteilig ist die be-schränkte Nachkommenzahl, die in einer Station pro Eber zur Verfügung steht. Auch müssen bei den beiden Stationen noch wei-tere Maßnahmen zur Harmonisierung der Beschreibungsergebnisse getroffen werden, bevor an eine praktische Nutzung gedacht werden kann. Aus diesem Grund und zur Erhöhung der Präzision der Schätzwerte wird der Versuch noch weiter fortgesetzt. Dr. Götz und Dr. Wittmann, BLT Grub - Götz, Kai-Uwe -