Eigentlich war Wolfgang Nöhammer gar nicht als Hofnachfolger vorgesehen. Sein vier Jahre jüngerer Bruder sollte einmal den Gemischtbetrieb der Eltern im oberösterreichischen Peuerbach übernehmen. Heute ist der 49-Jährige froh, dass es so gekommen ist. „Ich hatte als junger Mann den Kopf frei und konnte viele Erfahrungen sammeln, bevor ich mit 32 Jahren in den Betrieb eingestiegen bin“, erzählt Wolfgang Nöhammer. Zunächst war der Landwirt über vier Jahre in einem großen Schlachtbetrieb in der Logistik tätig. Mit 23 Jahren besuchte er die Höhere Lehranstalt für Landwirtschaft in Raumberg-Gumpenstein. Nach der Matura (Reife- und Diplomprüfung) hat er ein halbes Jahr auf einem Mutter-kuh-Betrieb in Kanada gearbeitet und weitere zwei Jahre war er leitender Angestellter auf einem großen Ackerbau-Betrieb in Niederösterreich. Sein Spezialwissen im Ackerbau kommt Nöhammer heute besonders zugute. Wie in Österreich üblich, mischt der Landwirt das Futter für seine 800 Mastschweine selbst. Mais und Getreide stammen aus eigenem Anbau. Von den 45 ha Ackerland sind knapp zwei Drittel zugepachtet. Auf der Hälfte der Flächen baut er Körnermais an. Da Mais der Hauptenergielieferant der Mastrationen ist, spielt die Auswahl der richtigen Maissorte eine nicht unwesentliche Rolle. Nöhammer achtet darauf, dass die Sorte rohproteinreich und wenig anfällig für Mykotoxine ist und vor allem einen guten Ertrag liefert. Mais hat sich auch deshalb in der österreichischen Schweinefütterung weit verbreitet, weil in großen Teilen Österreichs optimale Anbaubedingungen herrschen. Wolfgang Nöhammer erreicht mit rund 150 dt/ha bei 30 % Feuchte ein stabil hohes Ertragsniveau. „Zum Glück haben wir hier noch keinen Maiswurzelbohrer“, sagt der Landwirt. In den vergangenen zehn Jahren konnte sich der Schädling bereits in den wichtigen Maisanbaugebieten in Niederösterreich, der Steiermark, Kärnten und im Burgenland etablieren. Aber auch in Oberösterreich, wo Wolfgang Nöhammers Betrieb liegt, wurde im letzten Jahr Neubefall bislang befallsfreier Standorte festgestellt. „Wer als Eigenmischer betroffen ist, muss unter Umständen sein Fütterungskonzept umstricken“, erklärt der Praktiker. Der Mähdrusch erfolgt in Kooperation mit einem anderen Betrieb. Bei der Einlagerung wird der Mais mit 30 bis 35 % Feuchte mittels einer Maismühle geschrotet. Was dabei herauskommt, nennt sich Maiskornsilage, kurz: MKS. Das Maisschrot wird anschließend in mehrere gasdichte Hochsilos geblasen, die neben dem Stall stehen. Hygiene ist das A und O. Denn Maiskornsilage verdirbt sehr schnell. Die Konservierung erfolgt mittels Milchsäuregärung. Der Einsatz spezieller Siliermittel zur Konservierung ist in der Praxis Standard. Auch Nöhammer setzt Startkulturen von Milchsäurebakterien ein. Insgesamt hat der Betrieb fünf Silos mit einem Volumen von je 100 m3, was etwa 80 t Maissilage pro Silo entspricht. „Wir haben uns für diese eher kleinen Silos entschieden, um bei der Entnahme den täglichen Mindestvorschub zu gewährleisten. Würden wir diesen unterschreiten, könnte es Probleme bei der Silagequalität geben. Der Energiegehalt könnte sinken oder das Futter möglicherweise sogar verderben“, erklärt Nöhammer. Dazu passt, dass der Betrieb kontinuierlich abverkauft und nur abteilweise neu belegt. Auch dies sorgt für eine relativ konstante tägliche Entnahme aus dem Silo. Um den Hygienestatus der Maiskornsilage zu prüfen, misst Nöhammer regelmäßig die Feuchte in den einzelnen Silos und die Menge an den Verderb anzeigenden Mikroorganismen, wie zum Beispiel Schimmelpilzen. Auch den Gehalt an Essigsäure behält der Mäster im Auge. Denn ist dieser zu hoch, kann sich das negativ auf den Geschmack des Futters auswirken und entsprechend die Futteraufnahme der Schweine bremsen. Verfüttert werden die Mais-Mischungen über eine Spotmix-Anlage. Diese erlaubt eine Multiphasen-Fütterung. Futterstellenbezogen kann die ge-wünschte Menge und Zusammensetzung der Futterkomponenten angemischt und verteilt werden. Das ist ein besonderer Vorteil für den Betrieb, der, weil er organisch gewachsen ist, über recht unterschiedliche Buchtengrößen mit 8 bis 21 Plätzen verfügt. Im Fütterungscomputer hinterlegt ist eine Futterkurve mit zwei Rezepten, die je nach Alter bzw. Lebendgewicht der Schweine in unterschiedlichem Verhältnis miteinander verschnitten werden. Das erste Rezept enthält 56 % Mais sowie 18 % Soja, 10 % Weizen, 10 % Gerste, 3 % Rapskuchen und 2,5 % eines Mineralfutters mit freien Aminosäuren. Beim zweiten Rezept mischt der Mäster einen höheren Anteil CCM, nämlich 62,5 %, und nur 13 % Sojaschrot ein. Sobald die Schweine im Schnitt 102 kg wiegen, gibt es 100 % Rezept II. Je nach Fressverhalten der Tiere kann der Landwirt die Futtermenge aber noch variieren. „Über 110 %, was 35 MJ ME entspricht, gehe ich aber nicht. Denn vor allem in der Endmast ist es wichtig, die Energiezufuhr zu rationieren und so Luxuskonsum zu vermeiden“, betont der Schweinehalter. Nicht nur bei der Futterlagerung sondern auch bei der Ausdosierung wird Hygiene großgeschrieben. Stichleitungen verhindern, dass schädliche Keime von den Abteilen in die Futterküche gelangen. Die Futtermengen werden restlos in die Quertröge ausdosiert. Außerdem werden die Leitungen nach jeder Fütterung automatisch mit Luft und Wassernebel gereinigt. Lohn für den Aufwand sind die sehr guten Tageszunahmen bei den Piétrain-Kreuzungen. Mit 850 g liegen sie deutlich über dem Durchschnitt der Betriebe im Verband landwirtschaftlicher Veredelungsproduzenten Oberösterreich (VLV), der bei 790 g Tageszunahmen liegt. Voraussetzung für eine reibungslose Mast sind neben der Fütterung natürlich auch gesunde Ferkel. Etwa 90 Tiere lässt sich Nöhammer alle 14 Tage von seinem Ferkelerzeuger liefern. Da dies für österreichische Verhältnisse eine relativ große Anzahl ist, wird für die Partiegröße ein Zuschlag fällig. Die Ferkel sind zu dem Zeitpunkt rund 30 kg schwer und bereits gegen Mykoplasmen und das Circovirus geimpft. Dafür muss Nöhammer einen Impfzuschlag von zusammen 3,25 € je Ferkel zahlen. Dank der Ferkelimpfungen konnte der Mäster die Verluste auf unter 1 % drücken. Dennoch ist Nöhammer aktuell nicht ganz zufrieden, denn immer wieder husten Schweine. Um die Lüftung als Ursache auszuschließen, misst er mithilfe von Datenloggern, die er in verschiedenen Buchten aufgehängt hat, die Temperaturverläufe im Tierbereich. Gleichzeitig untersucht der bestandsbetreuende Tierarzt den Bestand hinsichtlich entsprechender Krankheitserreger. Damit die Ferkel gut in die Mast starten können, desinfiziert Nöhammer den Stall vor dem Einstallen mittels Abflammen und heizt ihn auf. Außerdem erhalten die gesunden Tiere die ersten fünf bis sieben Tage 5 g Metabion täglich als Top-Dressing. Dabei handelt es sich um ein Ergänzungsfuttermittel aus fermentiertem Soja und getrockneten Meerrettichwurzeln. Es soll die Verdauung der Ferkel fördern und ihre Fresslust stimulieren. „Mit rund 1 € Kosten pro Tier ist der Einsatz nicht ganz billig, dennoch scheinen mir die Ferkel durch das Mittel wesentlich vitaler zu sein“, erklärt der Praktiker. Den Appetitanreger setzt der Landwirt auch deswegen ein, weil die Tiere in der Anfangsmast zuletzt etwas weniger gefressen haben als sonst. Gleichzeitig ist der Muskelfleischanteil (MFA) etwas abgesackt. „Ich vermute, dass da ein Zusammenhang besteht und will jetzt gegensteuern, indem ich das Rezept I mit einem neuen Aminosäuren-Zusatz weiter aufwerten lasse“, erläutert der Schweineprofi. Außerdem hat er mit dem Ferkelerzeuger gesprochen. Gemeinsam beschlossen sie, nun einen anderen Eber, der einen höheren MFA mitbringt, auszuprobieren. Wie wichtig der Muskelfleischanteil bei der Schlachtschweine-Abrechnung in Österreich ist, zeigt ein Blick auf die Liste der entsprechenden Zu- und Abschläge. Der Basispreis geht zwar von 56 % MFA aus. Allerdings erreicht der Schnitt der österreichischen Schweinemastbetriebe einen MFA von 60 bis 61 % und erzielt damit verlässlich einen Zuschlag von 16 bis 19 Cent je kg Schlachtgewicht. Beim Betrieb Nöhammer liegt der MFA aktuell nur bei 59,65 %, wofür er einen Zuschlag von lediglich 13 Cent je kg SG bekommt. „Ich habe dem Schlachthof 2013 knapp 2 400 Schweine verkauft. Ein Prozentpunkt weniger Muskelfleisch bedeutet für mich aufs Jahr gerechnet mindestens 6 000 € weniger Erlös!“, hat Wolfgang Nöhammer ausgerechnet. Bei der Vermarktung erfüllt der Landwirt die Anforderungen für das AMA-Gütesiegel. Hauptkriterium ist, dass die Tiere in Österreich geboren, gemästet und geschlachtet wurden. Darüber hinaus zeichnet das Siegel Fleisch aus, das bei der Produktion qualitativ die gesetzlichen Vorgaben übertrifft. Dies betrifft z. B. die Futterauswahl, das Beschäftigungsmaterial und die Wartezeit nach einem Medikamenteneinsatz. Ob die Betriebe die Richtlinien einhalten, kontrollieren unabhängige Kontrollstellen. Der Verkauf läuft über die österreichische Schweinebörse bzw. den Verband landwirtschaftlicher Veredelungsproduzenten in Oberösterreich (VLV). Rund 80 % der Schweine des Betriebs Nöhammer werden in einem größeren Schlachthof in 250 km Entfernung in der Steiermark geschlachtet. Im kommenden Jahr wird Nöhammer wahrscheinlich weniger Mastschweine produzieren. Denn in Österreich stehen steuerliche Neuregelungen bezüglich der Einheitswerte kurz bevor und sein Betrieb überschreitet knapp die neuen Grenzen. Um daher umsatz- und einkommenssteuerrechtlich nicht aus der Pauschalierung zu fallen, will Nöhammer seinen Ausstoß an Schlachtschweinen um 200 bis 300 Tiere reduzieren. „Ich habe mir die Auswertungen der letzten Jahre angeschaut und festgestellt, dass der Deckungsbeitrag pro Schwein immer in den Monaten April und Mai am niedrigsten war, meist sogar gegen Null tendierte. Der Verkauf ist in dieser Phase also am unrentabelsten. Deshalb will ich nun vier Monate vorher weniger Ferkel einstallen, um mit weniger produzierten Tieren einen immer noch möglichst hohen Deckungsbeitrag zu erzielen. Derzeit läuft der Ein-Mann-Betrieb von Wolfgang Nöhammer rund. Falls sein Sohn später in den Betrieb einsteigen will, müsste investiert und aufgestockt werden. „Spätestens dann werden wir den Schritt aus der Pauschalierung wagen und andere Wege gehen“, blickt der Landwirt in die Zukunft. Wolfgang Nöhammer hält 800 Mastschweine. Die Fütterung basiert auf Maiskornsilage. Den Mais baut er selbst auf eigenen sowie günstig gepachteten Flächen an. Neben Nöhammers Spezialwissen im Ackerbau sind auch die Top-Hygiene und die hohe Futtereffizienz weitere Erfolgsfaktoren des Betriebs. Profi im Maisanbau Kornsilage im Hochsilo Top-Zunahmen dank Multiphasen-Fütterung Appetitanreger zum Start für die Ferkel Fleischanteil bestimmt Auszahlung Vermarktung mit AMA-Gütesiegel 250 Tiere weniger pro Jahr Fazit -Mareike Schulte, SUS- Wolfgang Nöhammer setzt für seine Mastschweine auf Maiskornsilage. Die Tiere wachsen schnell und das Futter ist relativ günstig.