Mancher Ferkelerzeuger will über große Wachstumsschritte seine Zukunft sichern. Stefan Kochs nicht. Er behält lieber das finanzielle Risiko im Auge.Kleine Ferkelpartien lassen sich immer schlechter vermarkten. Viehhändler und Mäster verlangen heute Partiegrößen von mindestens 200 Tieren. Viele Ferkelerzeuger versuchen zwar, diese Wünsche zu erfüllen. Doch leider waren die wirtschaftlichen Ergebnisse der letzten Jahre nicht so rosig, dass jeder Sauenhalter seinen Bestand entsprechend aufstocken konnte. Alternativ versucht man, durch die Umstellung des Produktionsrhythmus voran zu kommen. Doch auch das gelingt nicht allen Ferkelerzeugern, weil es die baulichen Gegebenheiten nicht zulassen. Vereinzelt gehen Sauenhalter dann volles Risiko und sie wachsen in einem Schlag von 200 auf 500, 600 oder gar 800 Sauen. Die Investitionssummen gehen dabei in die Hunderttausende – mit dem entsprechenden Risiko. In mehreren Schritten auf 650 Sauen aufstocken Ferkelerzeuger Stefan Kochs will sich diesem finanziellen Risiko nicht aussetzen. Der 33-jährige Landwirt aus dem rheinischen Grefrath wächst lieber mit angezogener Handbremse. „Das finanzielle Risiko bis zum Äußersten auszureizen ist nicht mein Ding. Wenn es schiefgeht, stehe ich mit leeren Händen da. Dann kann ich nicht einmal mehr meine Familie ernähren“, betont der junge Unternehmer. Kochs Planungen gehen eher dahin, behutsam weiter zu wachsen. Sein mittelfristiges Ziel ist, den Sauenbestand von aktuell 350 Tieren auf 650 Sauen zu erweitern. Für die Erweiterungsmaßnahme laufen derzeit die Planungen. Kommt nichts dazwischen, soll in mehreren Abschnitten gebaut werden. Zuerst wird der Ferkelaufzuchtstall erweitert, da dieser schon heute aus allen Nähten platzt. Anschließend sehen die Planungen den Ausbau des Deckzentrums vor. In weiteren Bauabschnitten müssen die Abferkel- und Warteställe erweitert werden. Die biologischen Leistungen stimmen… Die Ausgangslage für die Erweiterungspläne des engagierten Landwirts ist gut. Neben Stefan Kochs arbeiten seine Ehefrau, sein Vater und seine Mutter im Betrieb mit. Zusammengerechnet stehen somit drei Familienarbeitskräfte für 350 Sauen inklusive Ferkelaufzucht zur Verfügung. „Dank der Mithilfe meiner Familie bewältigen wir alle Stall- und Ackerarbeiten pünktlich. Auf Fremdarbeitskräfte können wir verzichten und Geld sparen“, zeigt sich der junge Landwirt zufrieden. Auch die biologischen Leistungen im Betrieb Kochs passen. Im letzten Wirtschaftsjahr hat der rheinische Unternehmer 26,4 Ferkel pro Sau abgesetzt. Es wurden 12,3 Ferkel pro Wurf lebend geboren, 2,42 Würfe pro Sau und Jahr erzielt, und die Saugferkelverluste lagen bei 11,3 %. Wenn ihm die letzten drei Monate dieses Wirtschaftsjahres keinen Strich durch die Rechnung machen, wird Stefan Kochs die Leistungen noch einmal steigern. Bis dato sehen die Ergebnisse sehr vielversprechend aus: Lebend geborene Ferkel 12,8 Würfe pro Sau und Jahr 2,48 Saugferkelverluste 11,4 % Abgesetzte Ferkel je Sau und Jahr 28,1 … und die Kosten auch Damit wären die Voraussetzungen für betriebliche Erweiterungsschritte weiterhin gegeben – zumindest was die biologische Seite der Produktion betrifft. Doch wie sieht es mit der Ökonomie aus? Erkauft sich der Sauenhalter seine Spitzenleistungen nicht zu teuer? Viele Sauenhalter tun dies. Die Betriebszweigauswertung der Kammer Nordrhein-Westfalen belegt das Gegenteil. Pro Ferkel lagen Kochs Vollkosten im abgeschlossenen Wirtschaftsjahr 2008/2009 bei gut 56 €. Damit lag der Landwirt zwar nur im Mittelfeld seines Arbeitskreises, aber immerhin gut 3 € günstiger als der Schnitt aller rheinischen Ferkelerzeugerbetriebe. „Dass wir im Arbeitskreis noch nicht zum oberen Viertel gehören, liegt an unseren Gebäudekosten. Durch die seit dem Jahr 1997 getätigten Investitionen in 90 neue Abferkelbuchten, in ein neues Deckzentrum mit 96 Ständen, einen neuen Wartestall mit 80 Kastenständen, zwei Quarantäneställe mit je 19 Plätzen und 1 440 neue Ferkelaufzuchtplätze sind die Abschreibungsbeträge derzeit höher als in Arbeitskreis-Betrieben mit älteren Ställen“, erläutert Kochs seine Situation. Absolute Spitze ist der Betriebsleiter hingegen bei den Futterkosten. Er füttert bei annähernd gleichen Futterpreisen rund 20 € je Sau günstiger als die 25 % besseren Betriebe des Ferkelerzeugerringes. Wirtschaftliche Vorteile bringen ihm vor allem der um ca. 1 dt geringere Futterverbrauch je Sau. Stefan Kochs muss 11,1 dt Futter je Tier aufwenden, die Landwirte der Vergleichsgruppe 12,2 dt. Ähnlich ist die Situation im Ferkelaufzuchtstall. Dank der guten Futterverwertung von 1 : 1,61 liegen die Ferkelfutterkosten 9 € bzw. 0,35 € je Ferkel unter dem Durchschnitt. Stefan Kochs führt die geringeren Futterverbräuche auf die von ihm eingesetzte Genetik zurück. Seine Sauen benötigen deutlich weniger Futter als zum Beispiel viele dänische Herkünfte. Das bestätigen ihm Berufskollegen, und auch die Kammerauswertungen belegen dies. „Der Futterverbrauch zeigt, welches Einsparpotenzial möglich ist. Man darf nicht immer nur auf die Leistungen schielen. Was auch zählt, ist der Aufwand, den man für hohe Leistungen betreiben muss. Die Kosten dürfen einem nicht davonlaufen“, warnt Stefan Kochs. Das gilt für ihn auch beim Bezug der Jungsauen. Stefan Kochs kauft seine Jungsauen rund 70 € preiswerter ein als mancher Berufskollege, der mit anderen hochfruchtbaren Genetiken aus dem hohen Norden arbeitet. „Die Mehrkosten für diese Tiere müssen Berufskollegen erst einmal wieder hereinwirtschaften. Ich brauche das nicht, da meine Sauenherde hohe Leistungen bei vertretbarem Aufwand und günstigeren Beschaffungskosten erzielt“, argumentiert der rheinische Landwirt. Auch im Bereich Tiergesundheit hat der Sauenhalter seine Kosten im Griff. Pro Sau und Jahr zahlt er ca. 120 € an seinen Tierarzt. Das erscheint zunächst viel Geld zu sein, doch von den 120 € entfallen allein 42 € auf die Circo-Impfung, die Kochs von seinen Abnehmern ersetzt bekomme. Geld spart er vor allem bei den Sauen, da er die Tiere nur gegen Parvo-Rotlauf impft und einmal vor jeder Abferkelung entwurmt. Der hohe Gesundheitsstatus, die mehrwöchige Eingliederung und Quarantäne der Jungsauen und die seit Jahren feste Bindung zum Jungsauenzüchter zahlen sich jetzt aus. Vermarktungswege pflegen Damit die Ergebnisse stimmen, muss natürlich auch die Vermarktung der Ferkel passen. „Erfolgreich ist derjenige, der verlässliche Partner hat“, lautet seine Erfahrung. Stefan Kochs Vorteil liegt darin, dass er kontinuierlich an vier feste Mäster verkauft. Ständige Preisdiskussionen, die bei freier Vermarktung schnell aufkommen, kennt er nicht. Natürlich müssen die Ergebnisse auch im Mastbetrieb passen. Doch bei 800 g täglichen Zunahmen und 0,99 Indexpunkten je kg Schlachtgewicht beschwert sich keiner der Abnehmer. Sollte es doch einmal Schwierigkeiten geben, wird sofort gehandelt. Gemeinsam mit dem Vermarktungspartner Rheinische Erzeugergemeinschaft für Qualitätsferkel (REG) trifft man sich dann beim Mäster und bespricht die Probleme. Bislang konnte man Meinungsverschiedenheiten immer aus dem Weg räumen. „Es gibt Mäster, die haben die Geduld und sie wissen, dass man Probleme im Sauenbereich nicht von heute auf morgen lösen kann. Diese Mäster zählen Gott sei Dank zu meinen Geschäftspartnern“, freut sich Stefan Kochs. Durch die engen Geschäftskontakte ist es dem Unternehmer bislang gelungen, seine Vermarktungserlöse stabil zu halten. Über die Höhe der Qualitäts- und Impfzuschläge musste nicht nachverhandelt werden. Diese hat man einmal festgelegt und seitdem beibehalten. „Die feste Bindung und die verlässliche Preisgestaltung geben mir letztendlich die Möglichkeit, die nächsten Erweiterungsschritte zu planen. Ich weiß, worauf ich mich verlassen kann und ich brauche nicht ständig hinter meinem Geld hinterherzulaufen. Dadurch kann ich meinen Mästern, die weiter wachsen wollen, in Zukunft größere Ferkelpartien anbieten“, so Kochs. Fazit Stefan Kochs hält derzeit 350 Sauen. Im Gegensatz zu vielen Berufskollegen plant er, den Sauenbestand in mehreren Schritten zu erweitern. Er will nicht von heute auf morgen von 350 auf 650 Sauen aufstocken. Das finanzielle Risiko ist ihm zu groß. Machbar sind die Erweiterungsplanungen, weil Stefan Kochs den jetzigen Sauenbestand fest im Griff hat. Die biologischen Leistungen stimmen ebenso wie die Kosten. Zudem kann er sich auf seine Ferkelabnehmer verlassen. Ständige Preis- und Zuschlagsdiskussionen kennt er nicht. „Wenn es so weiter geht wie bisher, kann ich meinen Mästern durch kontinuierliche, behutsame und finanziell vertretbare Wachstumsschritte künftig größere Ferkelpartien anbieten, ohne das Risiko einer Überschuldung einzugehen“, stellt Stefan Kochs klar.