Bernd Northoff setzt seit Jahren auf stark Nährstoff-reduziertes Mastfutter. So erzielt er eine hervorragende Futterverwertung und spart Güllefläche.
Fred Schnippe, SUS
Mäster Bernd Northoff verfolgt mit der Nährstoff-reduzierten Fütterung vor allem zwei Ziele: „Wir entlasten den Stoffwechsel, sodass die Schweine das Futter besser verwerten. Zudem fallen weniger Nährstoffe über die Gülle an.“
Northoff bewirtschaftet im münsterländischen Ostenfelde einen Betrieb mit 1950 Mastplätzen. Die Ferkel bezieht der Mäster im Direktbezug von einem Sauenbetrieb in der Region. Basis für das Futter sind das hofeigene Getreide und CCM. Der Betrieb arbeitet mit drei Rationen, die er per Sensor- Flüssigfütterung dosiert. Die Gülle kann der Landwirt auf den 110 ha Nutzfläche komplett selbst verwerten.
Gehalte schrittweise gesenkt
Trotz der guten Flächenausstattung befasst sich der Mäster seit mehr als sechs Jahren mit Nährstoff-reduzierten Futterrationen. Dazu Northoff: „Bis vor wenigen Jahren haben wir Schlempe aus unserer Hof-Brennerei gefüttert. Diese enthält sehr viel Phosphor, sodass wir schon immer spezielle Rationen entwickeln mussten.“ Unterstützt wird der Betriebsleiter dabei von Josef Bunge, Fütterungsberater der Landwirtschaftskammer NRW.
Um Leistungseinbußen oder gesundheitliche Probleme zu vermeiden, hat sich der Betrieb langsam an die Nährstoff-Absenkung herangetastet. Der Start erfolgte in der Endmast. „Wir hatten zunächst Einbußen befürchtet. Weil die Tiere sowohl im Stall als auch am Haken weiter gut abschnitten, haben wir uns dann an die Mittel- und Anfangsmast gewagt“, schildert Bunge.
Im Fokus stand zunächst der Phosphor. Die Steuerung der P-Gehalte der Ration erfolgt im Kern über das Mineralfutter. Zu Beginn hat Northoff in der Endmast ein Mineralfutter eingesetzt, das mit 2 % nur halb so viel Phosphor enthält wie üblich.
Mineralfutter ohne Phosphor
Aufgrund der guten Erfahrungen hat der Mäster im nächsten Schritt für die Endmast ein Mineralfutter ganz ohne Phosphor bezogen. „Anfangs hatte ich schon Sorge, ob die Schweine auf den Beinen bleiben. Doch auch ohne mineralischen Phosphor blieben die Tiere gesund und entwickelten sich gut“, blickt Northoff zurück.
Seit fünf Jahren setzt der Landwirt in der Mittelmast ebenfalls ein Mineralfutter ohne minieralischen Phosphor ein. Auch dieser Schritt blieb ohne Nachteile für die Gesundheit und die Zunahmen.
Berater Bunge hat die starke-P-Absenkung auch in anderen Betrieben erfolgreich umgesetzt: „Beim Phosphor gibt es oft erhebliche Einsparpotenziale. Leider gehen viele Mischfutterhersteller dieses Thema nur zögerlich an.“
Mäster Northoff erzielt durch den Verzicht auf mineralischen Phosphor sehr niedrige P-Gehalte im Futter. Das Mittelmastfutter enthält auf Basis 88 % TS nur 3,5 g, das Endmastfutter 3,4 g Phosphor je Kilogramm. Das sind rund 25 % weniger als in üblichen Rationen. Noch tiefer lassen sich die P-Gehalte aufgrund des nativen Phosphors im CCM und im Getreide nicht senken.
Allerdings ist die starke Absenkung beim Phosphor kein Selbstläufer. Wichtig ist zum einen der Einsatz hochwertiger Phytase. Dadurch wird der effektive Aufschluss und bessere Verdaulichkeit des Phosphors aus pflanzlichen Komponenten erreicht. Northoffs Mineralfutter hat mit 16667 FTU eine hohe Phytase-Ausstattung.
Zum anderen gilt es, den Kalziumgehalt zu senken. „Sonst kommt das Kalzium-/Phosphorverhältnis aus dem Lot. Das hemmt die Aufnahme der Mineralstoffe“, erklärt Josef Bunge. Northoffs Mineralfutter enthält nur 16 % Kalzium. Zum Vergleich: Viele Mastmineralfutter weisen über 20 % Kalzium auf.
Soja raus, Aminosäuren rein
Nach dem Phosphor hat Bernd Nort- hoff auch den Rohproteingehalt im Futter merklich gesenkt. „Sicherheitszuschläge sind für uns schon lange tabu. Denn Rohprotein ist schwer verdaulich“, betont der Landwirt. Am helleren Kot sieht er, dass die Tiere heute weniger Eiweiß-Reste ausscheiden.
Damit die Absenkung funktioniert, ist das Mineralfutter umfangreich mit freien Aminosäuren bestückt. Es enthält 12 % Lysin, 3 % Methionin, 5 % Threonin sowie 0,5 % Tryptophan.
Aufgrund des hochwertigen Mineralfutters kommt Northoff in der Mittelmast mit 14 % und in der Endmast mit 12 % Soja des Normtyps aus. Entsprechend niedrig ist der Rohproteingehalt der Rationen. Dieser liegt bei 14 bzw. 13,5 % in der Endmast.
Durch den geringen Sojaanteil kann Northoff mehr eigenes Getreide verwerten. In der Mittelmast von 50 bis 80 kg Tiergewicht füttert er 43 % und in der Endmast 38 % CCM. Auffallend ist der hohe Gersteanteil, der in der Mittelmast bei 23 % und in der Endmast bei 31,5 % liegt. Weiterhin sind ab der Mittelmast gut 15 % Weizen enthalten (Übersicht).
Das Mineralfutter kommt in der Mittelmast mit 3,2 % und in der Endmast mit 3 % zum Einsatz. „Wir nutzen für beide Mastabschnitte dasselbe, hochwertige Mineralfutter. So sparen wir insbesondere in der Endmast nochmal kräftig Soja“, stellt Bunge heraus.
Das einheitliche Mineralfutter hat auch technische Vorteile. So benötigt der Hofmischer nur ein Silo für die Mineralstoffe. „Zudem kann ich mit 3 t recht große Mengen beziehen. Das bietet Preisvorteile“, ergänzt Northoff.
Für die Vormast bis 50 kg bezieht der Mäster einen Ergänzer. Denn seine Ferkel kommen mit 26 kg und darunter sehr leicht in den Betrieb. Und mit der Flüssigfütterung lassen sich sehr kleine Mineralstoffmengen nur schwer anmischen. Damit die Ferkel gut durch-starten, setzt Northoff in den ersten vier Wochen ein hochwertiges Vormastfutter ein, was qualitativ einem Ferkelfutter III entspricht.
Top-Hygiene ist die Basis
Neben der Rationsplanung achtet Northoff auf hygienisch einwandfreie Komponenten. So wird das CCM zur Ernte zusätzlich mit Säure konserviert. Das war gerade bei den hohen TS-Gehalten der Ernte 2016 wichtig. Zudem achtet der Mäster auf eine glatte Anschnittsfläche im Fahrsilo. Hierzu sticht er das CCM mit dem doppeltwirkenden Frontlader am Trecker senkrecht ab.
Nach der Ernte werden alle hofeigenen Komponenten analysiert. Auch das Sojaschrot geht ins Labor. Und von jeder Mineralfutterlieferung sind Rückstellmuster hinterlegt. „Wir arbeiten ohne Sicherheitszuschläge. Dafür müssen wir genau wissen, was die Komponenten liefern“, so Bunge.
Damit die Nährstoffe sicher beim Tier ankommen, zieht Northoff regelmäßg Proben am Trog. Außerdem hat er die Fütterungsanlage mit aufwendiger Reinigungs- und Desinfektionstechnik ausgestattet. Diese spült die Edelstahltanks nach jedem Anmischen und desinfiziert sie mit einem Säuregemisch.
Futterzukauf in Gemeinschaft
Das ausgefeilte Futterkonzept hat natürlich seinen Preis. Das gilt insbesondere für die hohe Zugabe freier Aminosäuren im Mineralfutter. Je nach Zugabe weiterer leistungsfördernder Zusatzstoffe ist Northoffs Mineralfutter 10 bis 15 €/dt bzw. 20 bis 30 % teurer als Standard-Ware.
Doch Northoff profitiert von seiner Einkaufsgemeinschaft für Mineralstoffe. Hier schlossen sich auf Initiative von Berater Bunge mehr als 120 Sauen- und Mastbetriebe aus der Region zusammen. Seit nunmehr sechs Jahren ist der Mäster der Vorsitzende.
Durch den gemeinsamen Einkauf kann er einerseits sein Mineralfutter günstiger beziehen. Andererseits gehen aufgrund der großen Mengen die Hersteller auf spezielle Wünsche bei der Zusammenstellung ein.
Auch spart Northoff im Vergleich zu einer üblichen Mastration ohne Nährstoffabsenkung Sojaextraktionsschrot ein. Dies sind etwa 2,5 % bzw. 6 kg je gemästetes Schwein. Allerdings schlägt dieser Vorteil derzeit weniger durch, weil Sojaschrot mit rund 30 €/dt relativ günstig ist.
Alles in allem füttert der engagierte Mäster seine Tiere nicht teurer als seine Berufskollegen im Arbeitskreis. So lagen die für den Betrieb errechneten Futterkosten im Wirtschaftsjahr 2015/16 bei 0,61 € je Kilo Zuwachs.
Dies liegt zum einen an der hervorragenden Futterverwertung von 1:2,48. „Garant für die hohe Futtereffizienz ist neben gesunden Tieren der niedrige Eiweißgehalt. Das macht das Futter leicht verdaulich“, ist der Landwirt überzeugt.
Die hohe Qualität der hofeigenen Mastrationen spiegelt sich in den biologischen Leistungen und den Schlachtkörperqualitäten wider. Die Tageszunahmen in der Mast liegen stabil bei 820 g und die Tierverluste unter 2 %. Am Schlachthaken erzielen die Danzucht x Piétraintiere im Durchschnitt 0,99 Indexpunkte.
60% weniger Gülle-Phosphor
Hervorzuheben sind weiter die geringen Nährstoffausscheidungen, insbesondere beim Phosphor. Denn hier profitiert Northoff sowohl vom Verzicht auf mineralischen Phosphor als auch von der sehr guten Futterverwertung. Im Ergebnis liegt der Betrieb mit einem P2O5-Anfall von 1,7 kg je Mastplatz mehr als 60 % unter dem DLG-Wert für die N- und P-reduzierte Fütterung!
Für den Nährstoffvergleich lässt der Mäster daher eine Stallbilanz anfertigen. Hier fließen statt Tabellenwerten die betriebsindividuellen Nährstoffgehalte des Futters ein. „Das ergibt Sinn, wenn der reale Nährstoffgehalt geringer ist als der Tabellenwert. Der Betrieb dokumentiert so einen geringeren Nährstoffanfall pro Platz,“ erklärt Josef Bunge. In der betrieblichen Nährstoffbilanz erzielt Northoff sogar einen leicht negativen P-Saldo.
Die guten Erfahrungen beim Phosphor spornen Northoff an, beim Stickstoff weiter zu optimieren. Hierzu will er den Sojaanteil in der Mittel- und Endmast um weitere 1 bis 2 % drücken.
Zum Ausgleich kann die Aminosäureausstattung im Mineralfutter auf 13 % Lysin steigen. Vermutlich wird er den Rationsanteil der Mineralstoffe leicht anheben. Denn noch höhere Aminosäurezulagen im Mineralfutter sind aus technischen Gründen kaum möglich.
So strebt Northoff einen Rohproteingehalt von deutlich unter 14,9 % im Mittel der gesamten Mast an. Denn dies ist der neue Grenzwert für die stark N- und P-reduzierte Fütterung. Nach neuem Düngerecht greift ab 2018 die Stoffstrombilanz. Nach Bunges Einschätzung dürfte hier nicht der Posphor, sondern der Stickstoff das Problem werden.
Fazit
Mäster Bernd Northoff hat sich erfolgreich an eine stark nährstoffreduzierte Fütterung herangetastet. In der Mittel- und Endmast verzichtet er komplett auf mineralischen Phosphor. Um Sojaschrot zu sparen, setzt er ein Mineralfutter mit 12 % Lysin und drei weiteren freien Aminosäuren ein.
Durch den geringen Eiweißgehalt ist die Ration sehr leicht verdaulich. So erzielen die Tiere mit 820 g Tageszunahme und einer Futterverwertung von 1:2,48 hervorragende Leistungen. Zudem profitiert der Mäster bei der Nährstoffbilanz von den sehr geringen Ausscheidungen seiner Tiere.