Thankmar Corleis hat einen neuen Maststall mit vielen pfiffigen Lösungen gebaut. Jetzt schraubt er die Leistungen durch die kritische Analyse der Mastdaten weiter hoch.Die Gewinnmargen in der Mast werden immer enger. Wer Geld verdienen will, muss seine Kosten und Leistungen ständig optimieren“, betont Thankmar Corleis. Der 30-Jährige bewirtschaftet in Ahlerstedt südwestlich von Hamburg einen Betrieb mit 1 000 Mastplätzen und 50 ha Ackerbau. Unterstützt wird er dabei von seinem Vater. Als Corleis vor zwei Jahren den elterlichen Hof übernommen hat, umfasste dieser 250 Mastplätze. „Uns war klar, dass der Betrieb wachsen muss. Und in der Mast sehen wir bessere Perspektiven als im Ackerbau“, erklärt der Junglandwirt, der nach seinem Bachelor-Abschluss an der Agraruni Göttingen noch seinen Meister gemacht hat. Zurück zur 12er-Buchtmit Quertrog Um sich für die Zukunft zu rüsten, hat der Betrieb im letzten Jahr einen neuen Maststall mit 750 Plätzen gebaut. Hierbei hat der Landwirt besonders darauf geachtet, dass die Tiere optimale Wachstumsbedingungen bekommen. So hat sich der Betriebsleiter trotz der etwas höheren Baukosten bewusst für 12er-Kleingruppen mit Fütterung am Quertrog entschieden. Denn dieses System bietet aus seiner Sicht entscheidende Vorteile: „Der größte Pluspunkt ist, dass jedes Tier einen Fressplatz hat. Hierdurch gibt es weniger Stress am Trog. Die Tiere entwickeln sich gleichmäßiger, und die Futterverwertung ist besser.“ Neben der größeren Ruhe im Stall schätzt Corleis auch die bessere Übersicht in den Kleinbuchten. So nutzt der Landwirt einmal täglich die Fütterungszeit für seinen Kontrollgang. Hierbei fallen kranke Tiere sofort auf, da sie nicht am Trog stehen. Auch mit Blick nach vorn bieten die Kleinbuchten die größte Flexibilität. „Die Ebermast gewinnt weiter an Bedeutung. Sollte sie sich durchsetzen, ist man mit kleineren Buchten am besten gerüstet“, betont Berater Hanke Bokelmann von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Er betreut den Betrieb über die Schweinespezialberatung Elbe-Weser. Neben der Buchtengestaltung hat Corleis sich viele Gedanken zur Platzierung der Stallfenster gemacht. So hat er die vorgeschriebenen 3 % Fensterfläche überwiegend mit Abteilfenstern zum Zentralgang realisiert. „So scheint die Sonne nicht direkt in die Abteile bzw. auf die Schweine. Vor allem im Sommer sind die Tiere ruhiger, und die Abteile heizen sich weniger auf“, erklärt der Landwirt. Damit dennoch genug Licht in die Abteile kommt, ist der gesamte Zentralgang mit lichtdurchlässigen Dachplatten ausgelegt. Um sicherzugehen, hat der Bauherr diese Lösung zuvor mit der Genehmigungsbehörde abgestimmt. Ein angenehmer Nebeneffekt des Lichtfirstes ist, dass der Zentralgang einen taghellen Arbeitsplatz bietet. Abluftfilter auf dem Güllesilo Ein weiteres pfiffiges Detail des Stalles ist der Abluftfilter. Der Biofilter zur Dezimierung der Gerüche war notwendig, da die nächsten Wohnhäuser nur wenige Meter vom Hofgelände entfernt stehen. Der besondere Clou des Abluftfilters ist seine Anordnung. Denn Corleis hat den Filter in Absprache mit der Genehmigungsbehörde auf ein vorhandenes Güllesilo gebaut. Der Vorteil: Das Güllesilo dient als Fundament und Rahmen für das Filterbett. Hierdurch ließ sich der Filter platzsparend und günstig realisieren. Dabei kann das volle Lagervolumen des Behälters weiter genutzt werden. Durch den aufgesetzen Biofilter gehen vom bis dato offenen Güllesilo keine Geruchs-Emissionen mehr aus. Damit die Lösung funktioniert, musste der Mäster den Stall allerdings direkt neben das Güllesilo bauen. Denn nur so kann er die Abluft über die Zentralabsaugung zum Abluftfilter führen. „Der Planer bzw. Gutachter des Abluftfilters hat diese Lösung zuvor schon einmal realisiert. Wir wussten also, dass es machbar ist“, erklärt Berater Bokelmann. Um das Güllesilo möglichst effektiv in den Neubau zu integrieren, hat Thankmar Corleis den Kammstall auf einer Seite zwei Abteile kürzer gebaut. Dies ist der Raum, den das Güllesilo inklusive des aufgesetzen Abluftfilters benötigt. Damit der Biofilter auch bei trockener Luft im Sommer funktioniert, wurde im Zentralgang eine Wasservernebelung mit 60 bar-Hochdruckdüsen installiert. Die Anlage arbeitet per Intervallschaltung und feuchtet die Luft an, bevor sie in die Abteile und dann zum Filter strömt. Angenehmer Nebeneffekt der Luftbefeuchtung ist die Abkühlung der Abteile im Sommer. „Während der diesjährigen Hitzeperiode hat die Wasservernebelung die Abteile um rund 4 C° abgekühlt, und die Tiere haben gut gefressen. Deshalb würde ich die Vernebelung heute auch dann einbauen, wenn sie nicht wegen eines Abluftfilters vorgeschrieben wäre“, betont Corleis. Trotz der zusätzlichen Kosten für den Abluftfilter und der relativ kleinen Buchten halten sich die Baukosten für den Stall im Rahmen. So hat der Betrieb netto 450 € pro Mastplatz investiert. Hierbei ist auch zu bedenken, dass die Dachkonstruktion bereits für den Aufbau einer Solaranlage ausgelegt ist. Nebenprodukte: Günstig und schmackhaft Ein weiterer Erfolgsfaktor ist für Thankmar Corleis die Fütterung. Auch hier feilt der Praktiker ständig an Verbesserungen. Wichtig ist ihm besonders die Futteraufnahme. Denn sie ist der Grundstein für hohe Zunahmen und zügige Umtriebe. Damit die Schweine möglichst viel Futter aufnehmen, passt der Landwirt die zugeteilten Mengen ständig an. Basis hierfür ist die Futterkurve der Flüssigfütterung. Hier ist bis zu einem Tiergewicht von 70 kg eine Kurve hinterlegt, die einer Sattfütterung entspricht. Danach wird die Energiemenge bei den Börgen auf 36 MJ am Tag begrenzt. „Viel wichtiger ist aber, das Fressverhalten der Tiere ständig zu beobachten. Nur so kann man sich an das maximale Futteraufnahmevermögen der eigenen Ferkel herantasten“, betont Corleis. Er korrigiert die Dosiermengen so lange, bis die Tiere nach jeder der drei Fütterungen am Tag noch etwas Futter im Trog lassen. Drei Stunden später soll der Trog dann leer sein. Sonst steigt vor allem im Sommer die Gefahr, dass das Futter an Schmackhaftigkeit verliert. Um das Fressverhalten genau im Auge zu haben, geht der Landwirt ergänzend zum Kontrollgang bei der Fütterung mindestens einmal täglich vor dem Ausdosieren des Futters durch den Stall. So sieht er genau, wie sauber die Tröge ausgefressen sind. Bei Bedarf kann er die Futtermengen noch vor der nächsten Fütterung anpassen. Ein wichtiger Punkt ist für den Mäster ebenfalls, dass er sich nach dem Einstallen möglichst schnell an die maximale Futteraufnahme der Ferkel herantastet. „Wenn die Tiere im Jugendalter viel fressen, ziehen sie auch später voll durch“, schildert er seine Erfahrungen. Der Mäster ist überzeugt, dass er dank der intensiven Tierbeobachtung am Quertrog eine genauso hohe Futteraufnahme erzielt wie andere Betriebe mit der Sattfütterung am Sensor. Positiv wirkt sich dabei auch die hohe Schmackhaftigkeit des Futters aus. So füttert Corleis neben Getreide, CCM und Ergänzer auch Hefezellschalen sowie Altbrot von einer Großbäckerei. Vor allem die Nebenprodukte zeichnen sich durch eine hohe Schmackhaftigkeit, Energiedichte und leichte Verdaulichkeit aus. Gerade bei den kleineren Ferkeln macht sich zudem positiv bemerkbar, dass die Hefezellschalen warm angeliefert werden. Mastleistungen stetig verbessert In puncto Futterverwertung achtet der Betrieb weiterhin auf eine optimale Hygiene in der Flüssigfütterung. „Im Fließfutter werden die Nährstoffe bei ungünstigen Bedingungen schnell abgebaut. Das gilt vor allem für die Aminosäuren“, erklärt Berater Bokelmann. Um das zu verhindern, werden pro Tonne Fließfutter 0,5 kg Kaliumsorbat zugesetzt. Hierbei handelt es sich um ein Salz der Sorbinsäure, das den pH-Wert im Futter auf unter fünf senkt. Corleis hatte zuvor verschiedene Säureprodukte getestet. Bei seiner Ration mit Nebenprodukten hat er mit Kaliumsorbat die besten Erfahrungen gemacht. Das gut ausgefeilte Fütterungskonzept schlägt sich bereits in den Mastleistungen nieder. So sind die Tageszunahmen im vergangenen Wirtschaftsjahr auf 760 g gestiegen. Im letzten halben Jahr lagen die Zunahmen sogar bei 800 g. Denn die Vorteile des neuen Stalls kommen erst jetzt voll zum Tragen. Zudem hat der Betrieb 2009 zum Direktbezug mit einem größeren Ferkelerzeuger gewechselt, der mit dänischen Sauen und Piétrainebern arbeitet. „Wir tasten uns jetzt Schritt für Schritt an die Bedürfnisse dieser Genetik heran“, erklärt Corleis. Weiteres Verbesserungspotenzial sieht der Praktiker auch bei der Futterverwertung. Diese war im letzten Wirtschaftsjahr mit 1 : 2,7 zwar bereits ziemlich gut. Aufgrund der sehr hohen Energiedichte der Nebenprodukte hält der Landwirt eine weitere Verbeserung der Futterverwertung jedoch für realistisch. Sehr gut zufrieden ist der Betrieb mit den Schlachtleistungen. So haben seine Schweine im letzten Wirtschaftsjahr bei knapp 79 % Ausschlachtung einen Muskelfleischanteil von 55,8 % erzielt. Besonders hilfreich ist dabei, dass Corleis die Tiere selbst zum 18 km entfernten Schlachthof Zeven transportiert. Mit seinem Schlepper-Anhänger fährt er bis zu zweimal pro Woche mit jeweils bis zu 36 Tieren zum Schlachthof. Per Mastplaner allesim Blick Durch die regelmäßigen Verkäufe sinkt das Marktrisiko. Außerdem kann der Landwirt die Tiere bei guter Sortierung im optimalen Gewichtsbereich vermarkten. Hierdurch fallen bei ihm nur 5 % der Schlachtschweine aus dem Gewichtskorridor der Maske. Dieser Wert liegt in vielen anderen Betrieben bei bis zu 20 %. Trotz der guten Ergebnisse will der ehrgeizige Junglandwirt die Mast weiter optimieren. Wichtigstes Hilfsmittel ist dabei ein leicht verständlicher Mastplaner auf Excel-Basis. Der Landwirt führt den Planer von „Agromast“ tagesaktuell, um z.B. beim Absacken der Schlachtleistungen sofort gegensteuern zu können. Ebenso wichtig ist der Mastplaner aber bei der Planung der Produktionsziele. So kann der Praktiker z.B. kalkulieren, was die Verbesserung der Futterverwertung um 0,1 Punkte für seinen Betrieb bringt. Mit seinem Berater hat der Mäster so alle wichtigen Leistungsparameter unter die Lupe genommen. Neben den Auswirkungen auf die Direktkostenfreie Leistung geht es besonders darum, welche Maßnahmen mit vertretbarem Aufwand den größten Nutzen versprechen. Als konkretes Ziel hat sich der Betriebsleiter für das laufende Wirtschaftsjahr die Steigerung der Tageszunahmen auf 850 g gesetzt. So könnte er die Direktkostenfreie Leistung gegenüber dem Vorjahr um rund 5 € pro Platz steigern. „Höhere Zunahmen verbessern auch die Futterverwertung. Vor dem Hintergrund steigender Futterkosten ist das besonders wichtig“, ist der Landwirt überzeugt. Auch bei der weiteren betrieblichen Entwicklung hat der Praktiker konkrete Vorstellungen. So sollen künftige Investitionen vorrangig in den Ausbau der Mast fließen. Nach Möglichkeit soll die Mast landwirtschaftlich bleiben. „Bei der gewerblichen Mast verliert man zu viel Geld. Optimal wäre die Kooperation mit einem flächenstarken Betrieb, der z.B. Vieheinheiten für die Mast einbringt“, blickt Corleis nach vorn. Fazit Thankmar Corleis hat die Mastleistungen in kurzer Zeit kräftig gesteigert. Eine Schlüsselrolle spielt dabei die optimale Abstimmung der Fütterung auf die Genetik. Außerdem setzt der Betrieb auf Nebenprodukte mit einer hohen Verdaulichkeit und Energiedichte. Um die Mast weiter zu optimieren, nimmt der Junglandwirt alle Leistungsparameter per Mastplaner regelmäßig unter die Lupe. Für das laufende Jahr strebt Corleis die Steigerung der Tageszunahmen auf 850 g an.