Franz Kratzer und Martin Rauch haben in Kooperation schritt-weise einen großen Sauenbetrieb aufgebaut. Der Betrieb punktet durch niedrige Kosten und eine optimale Vermarktung.Als Franz Kratzer (38) und Martin Rauch (31) im Jahr 2004 über den Aufbau einer gemeinsamen Ferkelproduktion nachdachten, stand für sie fest: „Entweder bauen wir einen großen Stall, oder wir lassen es!“ Heute bewirtschaften die Kooperationspartner in Kühlenthal im Landkreis Augsburg einen Betrieb mit 2 000 Sauen. Unterstützt werden sie von zwei festen Mitarbeitern. Bei Arbeitsspitzen packen auch die Frauen der Betriebsleiter sowie die Altenteiler mit an. Im ersten Schritt 800 Sauen Ausgangspunkt für diese beachtliche Entwicklung ist der Stammbetrieb von Franz Kratzer. Dort ist der Landwirt nach der Aufgabe der Bullenmast Anfang der 90er-Jahre in die spezialisierte Ferkelaufzucht eingestiegen, die er schrittweise auf 3 000 Plätze ausgebaut hat. Zusätzlich standen auf dem Betrieb 80 Sauen. Trotz des relativ großen Bestandes blieben die Gewinne in der Aufzucht gering. Außerdem traten immer wieder gesundheitliche Probleme auf, da die Ferkel aus vielen Betrieben stammten. „Uns war klar, dass wir mit der Aufzucht allein auf die Dauer nicht überleben können“, blickt Kratzer zurück. Der Landwirt kam daher auf die Idee, die benötigten Ferkel selbst zu erzeugen. Um seine Aufzuchtställe komplett bedienen zu können, brauchte er allerdings 800 Sauen. Diesen großen Schritt wollte Franz Kratzer ungern allein gehen. So wandte er sich an seinen Bekannten Martin Rauch, der gerade sein Agrarstudium absolviert hatte. „Ich konnte mir den Aufbau einer gemeinsamen Ferkelproduktion gut vorstellen. Denn aus dem Praktikum kannte ich Franz und seinen Betrieb genau“, schildert Rauch. Einig waren sich die Landwirte auch, dass der Einstieg in die Sauen nur Sinn gibt, wenn man die Ferkel komplett selbst erzeugt. Denn nur so war in der Aufzucht eine stabile Tiergesundheit zu erwarten. Allerdings haben sich die Landwirte vor ihrer endgültigen Entscheidung in Dänemark über das Management großer Sauenherden informiert. „Dort haben wir die Sicherheit gewonnen, dass wir einen großen Sauenbestand auch in Bayern erfolgreich aufbauen können. Zudem wurde uns klar, welche enormen arbeitswirtschaftlichen Vorteile große Sauenherden bieten“, betonen die Landwirte. Im Sommer 2004 fiel dann der Startschuss für die Kooperation in der Ferkelerzeugung. Als erstes mussten die Landwirte die Baugenehmigung für den Stall beantragen. „Die Offizialberatung vor Ort war dabei alles andere als hilfreich. Ein Projekt unserer Größe überfordert unsere Ämter offenbar und passt nicht in ihr Zielbild“, berichtet Franz Kratzer. So hat es mehr als zwölf Monate gedauert, bis die Genehmigungen vorlagen. Die nächste Hürde war die Finanzierung. Denn der 800 er-Sauenstall war gerade für die regionalen Banken nicht alltäglich. Dennoch ging die Finanzierung recht zügig über die Bühne, weil die Kooperationspartner ein schlüssiges Konzept vorlegen konnten. Letzlich gab die überdurchschnittliche Größe des Projekts sogar einen positiven Ausschlag. Denn diese wurde von den Bankern als erfolgversprechender bewertet als eine kleinere Investition z. B. für 400 Sauen. Nur drei Monate Bauzeit Im März 2005 konnte man mit dem Bau des neuen Sauenstalls beginnen. Die Praktiker haben sich für einen Standort rund 500 m entfernt vom Stammbetrieb entschieden. Denn die räumliche Trennung der Sauen und Ferkel bietet hygienische Vorteile. Parallel mit dem Neubau wurde die Sauenhaltung am Stammbetrieb eingestellt und die Ställe für die Ferkelaufzucht umgebaut. Bei der Hülle des 106 x 36 m großen Neubaus haben sich die Betriebsleiter für Betonfertigelemente und Nagelbinder entschieden. „So konnten wir die Baukosten gut kalkulieren. Außerdem hat die gesamte Bauphase nur drei Monate gedauert“, erklären die Praktiker. Bei der Aufteilung der Stallabteile haben sich die Landwirte am Abferkelrhythmus orientiert. Trotz der großen Herde arbeitet der Betrieb im Drei-Wochen-Rhythmus, um möglichst große Ferkelgruppen vermarkten zu können. Herzstück des Stalls sind die zwei großen Abferkelabteile für je 112 Sauen. Zusätzlich stehen zwei Reserveabteile mit je 10 Abferkelbuchten bereit. Die Buchten sind nach dänischem Vorbild in der vorderen Hälfte planbefestigt. Dies soll die Standfestigkeit der Sauen erhöhen. Ein Schutzanstrich aus Kunststoff soll Schürfwunden bei den Ferkeln verhindern. In der Mitte des Stalls sind die beiden Deckzentren mit je 135 Plätzen angeordnet. Neben der hellen Beleuchtung und dem großzügigen Ebergang fällt auf, dass alle Boxen über einen Frontaustrieb verfügen. „Das ist zwar etwas teurer, spart aber viel Zeit. Wichtig war uns auch, dass in jedem Abteil eine komplette Sauengruppe steht. So behalten wir den Überblick“, betont Franz Kratzer. Die klare Zuordnung setzt sich im Wartebereich mit Abrufstationen fort. Auch hier ist in jedem der sechs Abteile nur eine Sauengruppe untergebracht. Die stabilen Gruppen haben auch den Vorteil, dass es weniger Rangkämpfe gibt. Die Jungsauen werden vor dem Belegen bereits an der Station angelernt, was ebenfalls die Ruhe in der Gruppe fördert. Im Wartestall fällt sofort die große Ruhe in den Sauengruppen auf. Dazu Martin Rauch: „Wir arbeiten mit einem energiereichen Futter mit 13,2 MJ und füttern die Tiere auf eine sehr gute Kondition. Seither sind auch die Geburtsgewichte gleichmäßiger geworden.“ Um die Ruhe zu verbessern, arbeitet der Betrieb außerdem mit einer Arena. Hier werden die Sauen für drei Tage aufgestallt. Klare Aufgaben-Verteilung Auch bei der Aufgaben-Verteilung setzen die Betriebsleiter auf klare Strukturen. So ist Martin Rauch für das Herdenmanagement verantwortlich. Franz Kratzer betreut die Ferkelaufzucht, die Aufzucht der eigenremontierten Hermitage-Sauen sowie den Ein- und Verkauf. „Der Erfolg unserer Kooperation beruht auch darauf, dass sich jeder auf seinen Bereich konzentrieren kann. Allerdings war es für mich anfangs nicht leicht, z.B. bei den Geburten nicht im Stall zu sein“, gibt Franz Kratzer offen zu. Insgesamt haben sich die Unternehmer aber schnell an die Situation gewöhnt. Und nach mehr als fünf Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit wissen die Partner heute die Vorteile ihrer Kooperation mehr denn je zu schätzen. Damit das so bleibt, tauschen sich die Betriebsleiter regelmäßig aus. Mit dabei sind oft auch die Mitarbeiter. „Uns motiviert es, dass wir bei den Entscheidungen mitwirken können“, unterstreicht Ernst Hurler, der bereits fünf Jahre im Betrieb arbeitet. Dass das Konzept aufgeht, zeigen die Leistungen. So erzielt der Betrieb stabil ca. 26 abgesetzte Ferkel je Sau und Jahr. Auch die Leistungen in der Ferkelaufzucht können sich mit Tageszunahmen von 480 g und einer Verlustquote von nur 1 % sehen lassen. Hier profitiert der Betrieb auch von der engen Zusammenarbeit mit seinem Hoftierarzt Dr. Andreas Palzer. Besonders stolz sind die Betriebsleiter aber auf ihre hohe Arbeitsproduktivität. So setzt der Betrieb für die Betreuung der Herde ohne die Ferkelaufzucht nur 5,15 Stunden pro Sau und Jahr ein. Dieser Wert lässt sich genau belegen, da sich alle Personen an der elektronischen Zeiterfassung registrieren. Die hohe Arbeitseffizienz führen die Landwirte zum einen auf die Größe ihres Bestandes und die damit verbundenen geringeren Rüstzeiten zurück. Als weiteren Pluspunkt sehen sie die klare Zuordnung der Sauen in festen Gruppen. Des Weiteren haben die Sauenprofis bei allen Arbeiten kritisch hinterfragt, welcher Aufwand vertretbar ist. So sind sich die Praktiker einig, dass sie die Ferkelzahlen nicht um jeden Preis hochschrauben wollen: „Bei den jetzigen Wurfgrößen können wir alle Ferkel an den Sauen großziehen. Bei größeren Würfen müssten wir natürliche oder künstliche Ammen einsetzen, was viel Zeit kostet.“ Hingegen setzen die Landwirte bei den Neugeborenen auf eine intensive Betreuung. So werden die Geburten am 114. Tag eingeleitet. Nur in der nächsten Nacht werden die Geburten dann überwacht. „Bei Gruppen mit mehr als 100 Sauen lohnt sich diese Arbeit“, erklärt Rauch. Große Ferkelgruppen,hohe Erlöse … Neben der hohen Arbeitseffizienz bringt der große Sauenbestand auch Vorteile beim Bezug der Betriebsmittel. So kaufen die Sauenhalter z. B. die Mineralstoffe für das selbst erzeugte Futter lose zu, was Preisnachlässe ermöglicht. Weitere Pluspunkte bringt die große Sauenherde bei der Vermarktung. So kann der Betrieb homogene Partien mit bis zu 1 000 Ferkeln anbieten. Dies ermöglicht hohe Zuschläge. „Wir bieten große, gesunde Ferkelpartien. So verhandeln wir mit den Mästern auf Augenhöhe“, betont Franz Kratzer. Die Kooperation vermarktet momentan im Direktverkehr an fünf Mäster im Umkreis von 40 km. Den Transport und die Abrechnung übernimmt die EG Franken Schwaben. Die optimale Vermarktung und die hohe Arbeitseffizienz sorgen dafür, dass der Betrieb trotz der schwierigen Lage in der Ferkelerzeugung finanziell stets gut abgeschnitten hat. Dabei sind sich die Betriebsleiter des Risikos der hohen Fremdkapitalbelastung durchaus bewusst. Der beste Beleg für den Erfolg ist, dass der Betrieb 2009 die Aufstockung auf 2 000 Sauen in die Wege geleitet hat. In diesem Zuge wurde mit Richard Kratzer auch der zweite feste Mitarbeiter eingestellt. Ende letzten Jahres haben die Unternehmer die Erweiterung fertig gestellt. Wobei sie ihr Baukonzept vom ersten Stall nur minimal abgewandelt haben. Der neue Stall ist über einen Gang mit dem vorhandenen Stall verbunden, so dass die Sozialräume mitgenutzt werden können. Auch die Flüssigfütterung ließ sich kostengünstig erweitern. Trotz der modernen Technik hat der Betrieb so nur ca. 2 000 € pro Sauenplatz investiert. „Gerade bei der Erweiterung schlägt der Größenvorteil voll durch“, stellen die Unternehmer heraus. Auch nach der Aufstockung wollen die Schweineprofis am Drei-Wochen-Rhythmus festhalten. Wobei die Sauenherden in den beiden Ställen getrennt im doppelten Drei-Wochen-Rhythmus gefahren werden. Es gibt also zwei Unterherden. Mit der Aufstockung haben die Landwirte die steuerliche Ausrichtung auf neue Beine gestellt. So war der Betrieb bis 2010 landwirtschaftlich. Die Vieheinheiten wurden über die 100 ha Betriebsfläche sowie eine Gesellschaft nach § 51a mit einem Ackerbaubetrieb eingebracht. Sauenstall jetzt gewerblich Um auch mit 2 000 Sauen landwirtschaftlich zu bleiben, hätte der Betrieb in großem Maße Pachtflächen oder weitere Vieheinheiten von anderen Betrieben benötigt. Beides ist jedoch in der Region kaum verfügbar bzw. extrem teuer. Die Betriebsleiter führen die Sauen daher inzwischen gewerblich als OHG. So ist man weniger abhängig von anderen Betrieben. Zudem ist der finanzielle Nachteil der Gewerblichkeit in der Sauenhaltung weniger groß. „Wegen des Stallbaus haben wir ohnehin für die Regelbesteuerung optiert. Auch für weitere Wachstumsschritte sind wir im Gewerbe besser gerüstet“, erklären die Praktiker. Ziel für 2011 ist, die Herde auf 2 000 Sauen aufzustocken. Dies nimmt Zeit in Anspruch, da alle Tiere im Pachtstall selbst remontiert werden. Des Weiteren wird die Ferkelaufzucht am Stammbetrieb bis Juni um 4 000 Plätze erweitert. Ab Mitte des Jahres realisiert der Betrieb dann das angepeilte Vermarktungsvolumen von 1 000 Ferkeln je Woche. Mittelfristig können sich die Praktiker vorstellen, die Sauenherde weiter auszubauen. „Wer mit Sauen nachhaltig Geld verdienen will, muss die Kosten- und Erlösvorteile eines größeren Betriebes nutzen. Für uns war der Schritt zum Betrieb mit Fremdarbeitskräften genau richtig“, sind sich die jungen Unternehmer einig. Fazit In einer starken Kooperation haben Franz Kratzer und Martin Rauch schrittweise eine 2 000er-Sauenherde aufgebaut. Durch ihr ausgefeiltes Management erzielen die Landwirte eine hohe Arbeitseffizienz. Zudem bringt die große Sauenherde Vorteile bei der Ferkelvermarktung. Unter diesen Voraussetzungen waren die umfangreichen Investitionen für den Betrieb richtig. Wobei die Praktiker das Risiko der hohen Fremdkapitalbelastung stets vor Augen haben.