Der Betrieb Futterer hat mehrere Standbeine, allen voran die Jungsauenvermehrung. Zwei Söhne sind ins Familienunternehmen eingestiegen.
Michael Werning, SUS
Bereits beim Blick über den im oberschwäbischen Baindt gelegenen Betrieb Futterer wird deutlich, dass es hier an Einsatzbereitschaft und Unternehmergeist nicht mangelt. „Wir sind Schritt für Schritt gewachsen. Unsere Standbeine sind der Ackerbau, die Biogaserzeugung sowie die Jungsauenvermehrung“, erzählt Hugo Futterer.
Der 58-Jährige hat mit seiner Frau Ursula einen zukunftsfähigen Betrieb aufgebaut. Wenig verwunderlich also, dass die ambitionierten Söhne Tobias und Hugo Futterer junior beide nach Ausbildung und Meisterschule in den Betrieb der Eltern eingestiegen sind.
Klare Arbeitsteilung
Seit mehr als 25 Jahren ist die Sauenzucht das Herzstück des Betriebes. Sukzessiv wurde dafür der Bestand aufgestockt, in moderne Produktionstechnik investiert und die Tiergesundheit weiter optimiert. Mittlerweile umfasst die Reinzuchtherde 530 Sauen und man konnte sich in einer eher von extensiver Viehhaltung geprägten Region einen Namen als angesehener Züchter machen.
Da auch die komplette Jungsauenaufzucht und Börgemast im Betrieb integriert ist, beansprucht allein die Schweinehaltung schon viel Arbeitszeit für sich. Ohne eine straffe Arbeitsorganisation funktioniert das natürlich nicht.
„Zwar packt bei uns jeder überall mit an. Die Verantwortungsbereiche sind dennoch getrennt“, erklärt Tobias Futterer. So widmet sich der 25-Jährige zusammen mit seinen Eltern und einer Fremdarbeitskraft schwerpunktmäßig der Schweinezucht. Sein älterer Bruder Hugo junior dagegen verwaltet, ebenfalls unterstützt von einem Mitarbei-ter, die 280 ha Ackerbau und zwei Biogasanlagen auf dem Hof.
Darüber hinaus führen sie ihren Sauenbestand im Wochenrhythmus, wodurch punktuelle Arbeitsspitzen entfallen. „Das bietet den Vorteil, dass wir zu den arbeitsintensiven Zeiten in der Außenwirtschaft die Arbeitskraft schnell umverteilen können“, so Hugo Futterer junior.
Außerdem darf der Betrieb aufgrund der strengen Vorgaben des Zuchtverbandes keine Biotechnik einsetzen. Eine Integration von Jungsauen und Umrauschern wäre in einem mehrwöchigen Rhythmus deutlich schwieriger.
Neue Genetik etabliert
Dass die Futterers für eine zukunftsfähige Ausrichtung ihres Betriebes auch tiefgehende Einschnitte nicht scheuen, bewiesen sie vor drei Jahren. Obwohl es in den eigenen Ställen und in denen der Stammkundschaft mit der damaligen Genetik gut lief, entschied man sich für einen Wechsel zum dänischen Zuchtverband DanAvl. Insbesondere in Sachen Neukunden-Akquise versprach sich der Vermehrungsbetrieb davon frische Impulse.
Dafür hat die Familie den enormen Aufwand einer vollständigen Repopulation in Kauf genommen. Innerhalb von vier Monaten wurde der gesamte Altbestand ausgestallt. Nach fünf Wochen, in denen sämtliche Ställe intensiv gereinigt und teilweise grundsaniert worden sind, begann im August 2013 der Wiederaufbau des Bestandes mit der ersten Lieferung reinrassiger Landrassesauen aus Dänemark.
Mütterliche Sauen
Auch weil die Sauen im Stall mit Leistung punkten, hat man diesen Schritt bisher nicht bereut. Mit über 31 abgesetzten Ferkeln wird für Reinzucht-Verhältnisse ein Spitzenergebnis erzielt. Für Ursula Futterer kommen dafür mehrere Erfolgsfaktoren zusammen, darunter der Umstand, dass die Sauen mit im Schnitt 117 Tagen verhältnismäßig lange tragen. „Die Ferkel sind dadurch bei der Geburt voll ausgereift und sehr vital“, betont die Betriebsleiterin.
Ein weiterer Punkt ist die Mütterlichkeit der Sauen. Obwohl eine Geburtssynchronisation per Injektion nicht erlaubt ist und deswegen die Tiere zu sehr unterschiedlichen Zeiten abferkeln, wird keine intensive Geburtsbetreuung oder Nachtwache durchgeführt. Die Sauenexpertin hat die Erfahrung gemacht, dass die Muttertiere kaum Hilfe benötigen und sich dadurch sogar eher gestört fühlen. Deshalb bleibt die Kernarbeitszeit im Stall, die sich von 7 bis 16 Uhr erstreckt, auch im Abferkelzeitraum unberührt.
Den anhaltenden Diskussionen um Wurfgrößen und Saugferkelsterblichkeit blickt Hugo Futterer senior gelassen entgegen: „Unsere Kunden haben keine Angst vor hohen Ferkelzahlen. Um damit umgehen zu können, muss aber in Arbeit oder Technik investiert werden.“ Diesem Credo folgt der Jungsauenvermehrer auch selbst und investierte im März dieses Jahres in eine vollautomatische Saugferkelbeifütterung. Außerdem werden bereits seit mehr als zwei Jahren einige Futterkomponenten fermentiert.
Vorne im Züchter-Ranking
Allerdings verfolgen Futterers nicht allein das Ziel, möglichst viele Ferkel zu erzeugen. Den Züchtern werden vom Verband weitere Qualitätsansprüche vorgegeben.
Erst im letzten Sommer wurde diesbezüglich eine Anpassung vorgenommen. Wie bei anderen Zuchtorganisationen auch, rückt man von der Fokussierung auf das Merkmal LF 5 – lebende Ferkel pro Wurf nach fünf Tagen – etwas ab. Stattdessen gewinnen Zuchtziele wie eine gute Futterverwertung oder der Magerfleischanteil wieder zunehmend an Bedeutung.
„Um auf solche Veränderungen schnell reagieren zu können, ist es wichtig, den Zuchtfortschritt in der eigenen Stammherde hochzuhalten. Das setzt eine breite Eberauswahl voraus“, erläutert Tobias Futterer. In dem süddeutschen Vermehrungsbetrieb kommen deshalb pro Belegungsgruppe vier bis fünf Eber zum Einsatz.
Mit rund 90% der Reinzuchtsauen erzeugen Futterers Jungsauen für den Verkauf. Sie werden mit Large White-Ebern belegt. Die verbliebenen 10% dienen der Eigenremontierung und werden mit Landrasse-Sperma besamt.
Die Vererber wählte der Betrieb aus einem gut 300 Tiere umfassenden Pool, der sich auf KB-Stationen in Dänemark und Deutschland verteilt. Dort stehen die Eber selten länger als ein halbes Jahr, bevor sie noch leistungsstärkeren Nachfolgern weichen müssen. Solch eine Auswahl hat allerdings auch ihren Preis. „Bei einem Spitzen-Vererber kann die Tube schnell 20 € kosten“, so Hugo Futterer senior.
In welcher Qualität ein Züchter seine Arbeit verrichtet bzw. den Zuchtzielen seiner Organisation gerecht wird, ist dem Leistungsindex seiner Herde zu entnehmen. Dort fließen die Einzeltierbewertungen aller Reinzuchtsauen ein, die im Vergleich zu einer Gesamteinheit in Dänemark erhoben worden sind. Mit einem kumulierten Wert von 98 belegt der Betrieb Futterer in einem internationalen Ranking mit 69 anderen DanAvl-Vermehrern einen hervorragenden siebten Platz.
Höchstmaß an Gesundheit
Futterers Kunden schätzen neben der Leistungsfähigkeit auch den sehr guten Gesundheitsstatus der Tiere. Die Süddeutschen produzieren seit der Repopulation unter SPF-Bedingungen. Das heißt: Der Betrieb ist frei von PRRS, APP, Mykoplasmen und weiteren Krankheitserregern.
Damit das auch so bleibt, gelten auf dem gesamten Hof strenge Hygieneregeln. So führt der erste Weg immer in die Hygieneschleuse, wo sich jeder, egal ob Betreuer oder Besucher, einduschen muss. Außerdem ist für die einzelnen Produktionsbereiche bzw. Ställe eigene Arbeitskleidung in einer bestimmten Farbe vorgeschrieben.
Für den kleinen Fußmarsch zu den etwas abseits stehenden Aufzuchtställen muss beispielsweise ein extra Overall in grellem Gelb getragen werden. „Wir haben die Farben der Überzüge bewusst sehr auffallend gehalten. Fehler in der Hygienekette fallen dadurch sofort auf“, betont Hofnachfolger Tobias Futterer.
4500 Jungsauen pro Jahr
Hochgesunde Sauen mit enormem Leistungsvermögen – das weckt natürlich Begehrlichkeiten. Futterers, die selbst mit der Vermarktung und dem Transport der Tiere nichts zu tun haben, können sich über einen fehlenden Absatz nicht beschweren. „Aktuell liefern wir pro Jahr rund 4500 Jungsauen an etwa 70 Ferkelerzeuger aus. Ein Großteil der Kundschaft ist in Süddeutschland ansässig, aber auch im Bremer Raum setzen einige Großbetriebe auf unsere Sauen“, erzählt der Senior Hugo Futterer.
Bedingt durch den Wochenrhythmus verlassen alle zwei Wochen Jungsauen den Hof. Sieben Tage vorher wird entsprechend der Bestellungen selektiert. In der Regel haben die Tiere zum Verkaufstermin ein Alter von 26 Wochen und wiegen ca. 95 bis 105 kg.
Extrawünsche werden an den Vermehrer so gut wie nicht herangetragen. „Früher wurde beispielsweise nach kurzen oder langen Sauen gefragt. Das ist heute überfällig, da die modernen Genetiken mit Homogenität überzeugen“, berichtet Futterer senior. Allerdings sind mit zunehmender Bestandsgröße viele Ferkelerzeuger dazu übergegangen, sich eine Lieferung aus drei bis vier verschiedenen Altersgruppen zusammenzustellen.
Unterm Strich kann der Züchter rund 70% der weiblichen Nachkommen als Jungsauen verkaufen. Sauen, die nicht den geforderten Qualitätskriterien entsprechen, werden zusammen mit den Börgen im eigenen Maststall aufgestallt.
Wirtschaftliche Sicherheit
Futterers Erlös pro Jungsau hängt von verschiedenen Faktoren ab. Der Basispreis wird im Verhältnis zum Vereinigungspreis für Schlachtschweine ermittelt und durch einen sogenannten Zuchtzuschlag aufgewertet.
„Wie hoch dieser ausfällt, ist betriebsindividuell und orientiert sich schwerpunktmäßig am Gesundheitsstatus des Vermehrers“, erklärt Tobias Futterer. Darauf aufbauend wird ein Zu- oder Abschlag gewährt, je nachdem, ob die Tiere älter bzw. jünger als 26 Wochen sind.
Wirtschaftlich gesehen haben Futterers den Einstieg in die Vermehrung nie bereut. Zwar ist die Mast der leistungsschwachen F 1-Börge und der nicht vermarktungsfähigen weiblichen Nachkommen kein einfaches Geschäft. „Doch wir wissen, dass unsere Jungsauen nachgefragt werden und deren Preis nicht vollends der Sprunghaftigkeit des Schweinemarktes unterliegt. Das hat uns immer Rückenwind für Wachstumsschritte gegeben“, resümiert Hugo Futterer senior.
Fazit
Der Betrieb Futterer ist ein über Jahre gewachsenes Familienunternehmen, in dem mittlerweile zwei junge Söhne die Weichen für die Zukunft stellen.
Ein wichtiger Baustein dabei ist die Jungsauenvermehrung. Nach einer vollständigen Repopulation werden seit drei Jahren Jungsauen dänischer Genetik erzeugt.
Da Futterers unter SPF-Bedingungen züchten, überzeugen ihre Tiere mit einem hohen Leistungsvermögen und einem hervorragenden Gesundheitsstatus.
Der Erlös pro Jungsau ist zwar an den Vereinigungspreis für Schlachtschweine gekoppelt. Die stabile Nachfrage und die festen Zuschläge verleihen der Wirtschaftlichkeit des Betriebszweiges aber Stabilität.