Wer beim Stallbau clever plant, kann später die Hygienemaßnahmen effektiver umsetzen. Neun Praxistipps können helfen.
Sebastian Bönsch, LWK Niedersachsen
Die moderne Schweineproduktion läuft nach einem strikten Hygieneplan ab. Wichtige Eckpunkte sind das abteilweise Rein-Raus-Verfahren mit gründlicher Reinigung und Desinfektion vor jeder Neubelegung sowie die Abschirmung des Betriebes, um Keimeinschleppungen zu verhindern. Auch sind Maßnahmen zur Verbesserung der Futter- und Wasserhygiene unerlässlich.
Damit der Hygienefahrplan funktioniert, sollten bereits beim Bauen einige Details beachtet bzw. bei einer Stallrenovierung umgesetzt werden. Neun Punkte werden nachfolgend erläutert.
1. Güllelager anpassen
Die Gülle ist nach jedem Durchgang aus dem Abteil zu lassen und extern zu lagern. Denn sonst besteht die Gefahr, dass trotz der Reinigung von Spaltenboden und Buchten Krankheiten von einem zum anderen Durchgang geschleppt werden.
Somit sind bei einer Erweiterung des Stalles die Lagerkapazitäten für Gülle in möglichst überdachten Außensilos anzupassen. Auch sollten nach dem Ablassen der Gülle keine größeren Restmengen im Kanal verbleiben. Wechselstau- und Rohrentmistungen sind Slalomsystemen vorzuziehen, da es hier zu Schadgasbildung während der Homogenisierung kommt.
Wird die Gülle nicht nach jedem Ausstallen abgelassen, sondern unter den Spalten gelagert, steigen die Schadgasgehalte in der Stallluft. In diesem Fall sollte eine Unterflurabsaugung installiert werden, um die Schadstoffbelastung für die Schweine auf ein erträgliches Maß zu verringern. Gesetzlich sind maximal 20 ppm Ammoniak zulässig.
2. Abluftsystem staubsaugen
In Stallstaub fühlen sich vor allem Salmonellen wohl. Deshalb ist dieser regelmäßig zu entfernen. Dies gilt vor allem für Staubansammlungen in Abluftsystemen.
Der Bauherr sollte deshalb darauf achten, dass das Reinigen der Abluftsysteme gut zu erledigen ist. In größeren Ställen mit Abluftreinigungsanlage kommen heute zentrale Abluftkanäle zum Einsatz. In den Abteilen selbst werden keine Ventilatoren, sondern nur noch Stellklappen installiert, die den Abluftvolumenstrom regeln.
Neben der regelmäßigen Funktionskontrolle sind die im Sammelkanal verbauten Absaugpunkte unbedingt nach jedem Durchgang zu reinigen und zu desinfizieren. Die Staubfrachten im Sammelkanal müssen regelmäßig, mindestens einmal jährlich, entfernt werden. Deshalb sollte der Sammelkanal gut ausgeleuchtet und möglichst begehbar sein. Wenn sich lediglich Staub auf dem Boden des Sammelkanals befindet, eignet sich sehr gut ein Industriesauger für diese Arbeit.
3. Futtersilos sauber halten
Für die Vorratshaltung von Futter werden in den meisten Fällen Außensilos eingesetzt. Sie sollten so positioniert werden, dass sie mit dem Lieferfahrzeug gut erreichbar sind und mit kurzen Futterschnecken oder -spiralen an die Futterstationen anschließen.
Das Hauptproblem der Außensilos sind die großen Temperaturschwankungen, die zu Kondensatbildung und so zum Verklumpen oder Anhaften des Futters an der Silo-Innenwand führen können. Daher empfiehlt es sich, die Außensilos in schattigen Bereichen aufzustellen.
Bei der Einlagerung von Eigenmischungen sollte das Silo jede Woche geleert sein. Eine Totalentleerung ist aus hygienischer Sicht generell vor jeder Neubefüllung zu empfehlen.
Je nach Futterart und Schwitzwasserbildung kann eine jährliche Reinigung der Silos durch eine Fachfirma sinnvoll sein. Hierfür werden Reinigungsroboter durch die unbedingt einzuplanende Serviceöffnung im Bereich des Trichters geführt. Die Luke sollte mindestens einen Durchmesser von 50 cm aufweisen.
4. Wassersysteme desinfizieren
Auch wenn die Ausgangsqualität des Wassers gut ist: Lange Verweilzeiten in den Leitungen und hohe Temperaturen führen zwangsläufig zu einer Anreicherung des Keimgehalts oder zur Bildung eines Biofilms in den Leitungen. Vor allem wenn flüssige Zusatzstoffe in das Wasser eindosiert werden, können sich die Schwebstoffe bei längerem Aufenthalt an den Innenwänden der Leitungen absetzen.
Deshalb sollte der Schweinehalter die Zuleitungen so lange wie möglich in kühlen Bereichen des Zentralganges verlegen. Die Standzeit des Wassers in warmen Abteilen ist so gering wie möglich zu halten.
Zudem ist es sinnvoll, in der Futterzentrale die gesamte Steuerung der Wassertechnik zu installieren. Stand der Technik ist eine separate Ansteuerung der einzelnen Abteile. Das hat den großen Vorteil, dass so jede Wasserleitung für sich gereinigt und desinfiziert werden kann. Außerdem ermöglicht es, abteilweise flüssige Zusatzstoffe oder Medikamente dem Tränkewasser zuzuführen.
Bei der Wahl des Materials fällt die Entscheidung heute meistens auf Kunststoffrohre. Ein Vorteil der PVC- sowie PE-Rohre ist die glatte Rohrinnenfläche, an der sich nur schwer ein Biofilm bilden kann. Allerdings ist darauf zu achten, dass die PE-Rohre bzw. die PVC-Leitungen an keiner Stelle durchhängen. Hier sind ein paar Rohrschellen mehr eine gute Investition.
Auch sollten im Tierbereich Wasserleitungen nicht ohne einen Verbiss-Schutz verlegt werden. Dies ist der Grund, warum hier vorzugsweise Edelstahlleitungen zum Einsatz kommen.
5. Auf Trogdesign achten
Futterreste an Trögen sind Keimreservoire. Deshalb ist bei der Auswahl der Automaten auch auf das Trogdesign zu achten.
Rundliche Schalen haben z. B. den Vorteil, dass diese kaum verschmutzen. Einige Tröge verfügen über Umkantungen, um ein Herauswühlen des Futters durch die Tiere zu erschweren. Diese Umkantungen können jedoch in manchen Fällen die späteren Reinigungsarbeiten deutlich erschweren.
Bei der Anordnung der Tränkenippel bzw. der Wasserversorgung am Automaten hat sich in der Praxis bewährt, dass diese am Rande der Schalen angeordnet sind. Gut ist auch, wenn die Tränkestellen über eine Vertiefung bzw. einen Überlauf verfügen. Dadurch kann zum Teil ein Verkleben der Dosiertechnik bzw. ein ständiges Befeuchten des Futters verhindert werden.
6. Buchtenwände glätten
Die Buchten müssen nach dem Durchgang gereinigt und desinfiziert werden. Damit dies schnell über die Bühne geht, kommt es auf das Einweichen des Stalles an. Es ist zu empfehlen, in jedem Stallbereich eine Einweichanlage vorzuhalten. Bei kleineren Abteilen können auch mobile Anlagen eingesetzt werden. Bevor der HD-Reiniger zum Einsatz kommt, hat sich bewährt, je nach Verschmutzungsgrad und Futterart die Einweichanlage mindestens 6, besser 8 Stunden laufen zu lassen.
Je weniger Trennwände im Stall vorhanden sind, desto schneller ist die Reinigung über die Bühne. Größere Buchten sind in dieser Hinsicht von Vorteil. Auch sollten die Wände leicht zu reinigen sein. Einige Betriebe haben die Außenwände verfliest. Dies hat sich vor allem in der Ferkelaufzucht bewährt, da hier alle acht bis zehn Wochen gesäubert werden muss.
Achten Sie bei der Auswahl des Spielzeuges auch auf dessen Reinigungsaufwand. Aus Sicht des Tierwohls sollten vor allem naturbelassene Beschäftigungsmaterialien gewählt werden, die allerdings oftmals schlecht sauber zu halten sind. Daher haben sich in der Praxis die gut zu reinigenden Kunststoffteile am besten bewährt. Alternativ können Strohraufen oder Wühltürme eingesetzt werden. Diese sind für die Tiere attraktiv, da Material herausgearbeitet werden kann. Auf der anderen Seite lassen sie sich gut reinigen und desinfizieren.
Im Abferkelbereich sollte darauf geachtet werden, dass die Kontroll- und Pflegearbeiten auch vom Gang aus erledigt werden können. Denn es gilt, möglichst wenig Keime von Bucht zu Bucht zu verschleppen.
7. Wasserzapfstelle einplanen
Im Zentralgang können sich die Treibewege von Schlacht- und Jungtieren treffen. Deshalb sind diese Kreuzungspunkte nach dem Umtrieb oder dem Verladen ordentlich zu reinigen und zu desinfizieren.
Diese Arbeit wird erheblich erleichtert, wenn Wasserzapfstellen und auch Abläufe in kurzen Abständen auf dem Zentralgang installiert sind. Einige Betriebe spritzen die Gänge regelmäßig einmal wöchentlich mit Wasser ab, um Keimverschleppungen über das Schuhwerk zu reduzieren.
8. Verladerampe überdachen
Werden die Ferkel sowie die Mastschweine über eine Rampe verladen, muss diese schnell und einfach gereinigt werden können. Auch bei schlechtem Wetter bzw. in den Wintermonaten muss gewährleistet sein, dass das Desinfektionsmittel ordnungsgemäß ausgebracht werden und wirken kann. Hier sind zumindest teilüberdachte Rampen von Vorteil. Wer draußen Wasserzapfställen installiert, muss diese unbedingt frostsicher verlegen.
9. Schleuse verfliesen
Unabhängig vom Haltungssystem sollte ein neuer Stall nicht ohne separate Hygieneschleuse gebaut werden. Zur Grundausstattung gehören ein Waschbecken sowie eine Dusche im Durchgang. Für jeden Stall bzw. jeden Gebäudekomplex ist ein logisches und einfaches Schwarz-Weiß-Prinzip zu definieren und einzuhalten.
Der Boden der Personenschleuse sollte ebenso wie der im Sozial- oder Vorratsraum gefliest sein, um das wöchentlich einmal stattfindende Säubern des Bodens zu vereinfachen. Eine Fußbodenheizung oder ein warmes Bodenmaterial hat sich vor allem in der Hygieneschleuse bestens bewährt.
Fazit
Günstige Voraussetzungen für ein hygienisches Bewirtschaften werden schon beim Bau geschaffen:
- Es sind genügend externe Lagerkapazitäten für Gülle sowie bei Zentralabsaugung begehbare Abluftkanäle einzuplanen, um Staub entfernen zu können.
- Futtersilos sind richtig zu platzieren, um der Schwitzwasserbildung vorzubeugen. Wasserleitungen sollten so verlegt werden, dass Standzeiten in warmen Abteilen reduziert werden.
- Das Trogdesign spielt beim Sauberhalten der Fresseinheit eine Rolle. Für die Buchtenwände sind Materialien mit glatten Oberflächen zu bevorzugen, die möglichst leicht zu reinigen sind.
- Auch sollten genügend Wasserzapfstellen eingeplant werden, um die Gänge bequemer säubern zu können.
- Schleuse und Sozialräume sind zu fliesen. Die Verladerampe ist möglichst zu überdachen.