Die Abluftreinigung verteuert die Mast erheblich.SUS zeigt, mit welchen Bau- und Betriebskosten Sie kalkulieren müssen.
In vielen Regionen fordern die Behörden beim Bau von Schweineställen immer häufiger eine Abluftreinigungsanlage. Drei Bundesländer schreiben Abluftfilter ab einer gewissen Stallgröße sogar per Erlass vor. Hierdurch ist die Zahl der installierten Anlagen in Deutschland inzwischen auf weit mehr als 1 000 gestiegen.
Bis zu 100 € Baukosten/Platz
Trotzdem ist die Verunsicherung zum Thema Abluftreinigung groß. Spätestens in der Vor-Ort-Beratung kommt die Frage, mit welchen Mehrkosten der Betrieb rechnen muss.
Bei der Kalkulation sind zunächst die Baukosten zu berücksichtigen. Je nachdem, wo die Anlage in die Lüftung integriert werden muss, sollte der Betrieb mit zusätzlichen Baukosten von etwa 60 bis 100 € pro Mastplatz kalkulieren. Dies gilt sowohl für Neubauten als auch für die Nachrüstung eines Filters.
Letztlich hängen die Baukosten davon ab, welche Filtertechnik die Behörde vorschreibt und wie groß der Stall ist. Die Kalkulationen beziehen sich auf einstufige Rieselbettfilter, mehrstufige Wäscher sowie ein- und mehrstufige kombinierte Anlagen.
So können die Investitionen für eine einfache Filtertechnik bei einem 2 000er-Maststall mit 50 € je Platz noch vergleichsweise günstig ausfallen (siehe Übersicht). Hingegen kann eine aufwendige Filtertechnik bei einem kleinen 500er-Stall mit 140 € je Platz fast mit dem Dreifachen zu Buche schlagen.
Viele Praktiker erhoffen sich beim Einbau einer Abluftreinigungsanlage in den Dachraum Vorteile. Diese können zwar hinsichtlich der Luftführung zum Teil zum Tragen kommen. Bei den Investitionskosten sind DachraumAnlagen trotzdem nicht günstiger. Denn aufgrund des zusätzlichen Gewichtes des Filters muss die Statik des Gebäudes angepasst werden. Hier sollte der Betriebsleiter immer einen genauen Kostenvergleich anstreben.
Mehrmals täglich zum Filter
Des Weiteren ist zu bedenken, dass die Erreichbarkeit des Filters nicht beeinträchtigt wird. Denn der Landwirt muss die Anlage täglich kontrollieren. Zudem sind je nach System täglich Säcke mit Lauge zum Wäscher zu transportieren.
Bei der Kalkulation der Investition sind auch die unterschiedlichen Bauweisen der Filter zu beachten. So bieten einige Hersteller neben Betonfertigteilen oder geschalten Betonwänden auch Kunststoffgehäuse an. Bei der Containerbauweise werden die einzelnen Module steckerfertig per Lkw angeliefert. Andere Hersteller liefern zum Teil nur die Technik für die Abluftreinigung. Es ist daher häufig nicht so einfach, die unterschiedlichen Angebote miteinander zu vergleichen. Hier sollten die Praktiker einen erfahrenen Baufachmann hinzuziehen.
Lager für Waschwasser
Neben den Investitionskosten für den Wäscher muss der Betrieb häufig zusätzlichen Lagerraum für das Waschwasser schaffen. Das sogenannte Abschlämmwasser aus biologischen Wäschern kann mit der Gülle zusammen gelagert werden. Doch Vorsicht: Die Lagerung unterhalb des Spaltenbodens im Tierbereich ist nicht möglich. So kann es zur Bildung von schädlichem Schwefelwasserstoff kommen.
Für das Abschlämmwasser der chemischen Abluftreinigung muss grundsätzlich ein separater Behälter gebaut werden. Häufig werden hierfür GFK-Behälter verwendet. Behälter aus Beton sollten unbedingt mit einer Beschichtung versehen werden, damit die Oberfläche nicht angegriffen wird. Die Mengen an Abschlämmwasser liegen je nach System zwischen 0,2 bis 1,0 m³ pro Mastplatz und Jahr. In der Regel fällt bei biologisch arbeitenden Systemen mehr Abschlämmwasser an.
Pumpen sind Stromfresser
Neben den Investitionen stellen die Betriebskosten den zweiten großen Kostenblock in der Abluftreinigung dar. Diese sind sogar die größte Belastung für den Betrieb. Bei den Betriebskosten ist insbesondere der zusätzliche Stromverbrauch zu nennen.
Die größten Stromverbraucher sind die Umwälzpumpen. Sie müssen bei den meisten Wäschern 24 Stunden pro Tag das Wasser über die Füllkörper befördern. Je nach System sind bis zu fünf Pumpen verbaut.
So können bei einem 1 000er-Maststall schnell bis zu 26 000 kWh Strom pro Jahr verbraucht werden. Das entspricht bei aktuellen Strompreisen Mehrkosten von 6 500 € pro Jahr.
Auch der Stromverbrauch der Lüftungsanlage steigt erheblich, wenn eine Filteranlage installiert ist. Denn aufgrund der zum Teil auftretenden höheren Druckverluste sind stets druckstabile Ventilatoren notwendig. Diese sind nicht nur in der Anschaffung teurer, sondern verbrauchen aufgrund des höheren Gegendrucks auch mehr Energie. Bei einem 1 000er-Maststall steigt der Stromverbrauch der Lüftung um 5 000 bis 10 000 kWh im Jahr an. Das entspricht Mehrkosten von 1 200 € bis 2 500 € pro Jahr.
Weitere variable Kosten verursachen die in allen Wäschern benötigten Säuren und Laugen. Um den pH-Wert zu regulieren, werden diese Verbrauchsmaterialien auch in biologischen Wäschern benötigt. Bei diesen Systemen ist mit bis zu 4,5 kg Lauge und 1,5 kg Säure pro Mastplatz und Jahr zu rechnen. Bei säurebasierten Wäschern ist ein Verbrauch von bis zu 7,5 kg Säure pro Mastplatz und Jahr zu kalkulieren.
Für einen 1 000er-Maststall werden somit zwischen 1 500 bis 7 500 kg Säure sowie bis 4 500 kg Lauge benötigt. Die Verbrauchsmaterialien schlagen mit 500 bis 3 000 € im Jahr zu Buche. Nicht zu vergessen ist der Frischwasserbedarf. Hier sind je nach System 0,8 bis 3 m³ pro Tierplatz und Jahr anzusetzen.
Hoher Kontrollaufwand
Nicht zu unterschätzen ist auch der Arbeitsaufwand für die tägliche Betreuung des Wäschers. Die in diesem Zusammenhang mitunter angegebenen fünf bis zehn Minuten pro Tag reichen vielfach nicht aus. In dieser Zeit kann man je nach Gegebenheit häufig nicht einmal den Weg zum Technikraum des Wäschers schaffen.
Realistisch sind Betreuungszeiten von bis zu 30 Minuten pro Tag, wenn alle Details der täglichen und wöchentlichen Überprüfung durchgeführt werden. So sind neben der Sicht- und Funktionskontrolle auch handschriftliche Aufzeichnungen zu führen. Das elektronische Betriebstagebuch reicht allein nicht aus. Bei den jährlichen Kontrollen und Prüfmessungen müssen alle Daten vorhanden sein. Ansonsten drohen Strafen durch die Behörden.
Neben der täglichen Sichtkontrolle müssen die Sonden regelmäßig gesäubert, kalibriert und bei Bedarf erneuert werden. Hierfür sollte man sich Zeit nehmen. Falsch kalibrierte oder schadhafte Sonden regeln die Anlage nicht richtig bzw. können zu einem erhöhten Betriebsmittelverbrauch führen. Zu- dem muss jede Abluftreinigungsanlage regelmäßig gereinigt werden. Zum Teil mehrfach im Jahr.
Alternativ können Wartungsverträge mit Herstellern und Servicefirmen abgeschlossen werden, die alle Betreuungsarbeiten abdecken. Doch die Funktionskontrolle und die Verantwortung liegt immer beim Betreiber. Wartungsverträge kosten in der Grundversion ab 500 €, nach oben sind keine Grenzen.
Als letzte Kostenposition ist die Verwertung des Abschlämmwassers zu nennen. Diese Position ist nicht zu unterschätzen. Bei einem 1000er-Maststall sind zusätzlich zur Gülle bis zu 1000 m3 Abschlämmwasser im Jahr zu verwerten. Hierfür sind Kosten von 3,50 bis 8 € je Kubikmeter anzusetzen.
Betriebskosten schwanken
Entscheidend ist, ob der Betrieb das Abschlämmwasser auf den eigenen Flächen verwerten kann oder überbetrieblich abgeben muss. In beiden Fällen ist der hohe Stickstoffgehalt im Filterwasser zu berücksichtigen.
Insgesamt wird deutlich, dass auch die Betriebskosten der Abluftreinigung einzelbetrieblich stark schwanken. Um die Bandbreite darstellen zu können, zeigt die Übersicht die Betriebskosten in zwei Kategorien. Unter „günstige Voraussetzungen“ fallen Betriebe, die z.B. eine einfache Filtertechnik benötigen und das Abschlämmwasser selbst verwerten können. Auf der anderen Seite der Skala finden sich die Schweinehalter mit schlechten Voraussetzungen. Dies kann z.B. ein Betrieb sein, der eine teure, mehrstufige Filteranlage benötigt und aufgrund ungünstiger klimatischer Bedingungen einen hohen Luftdurchsatz erreichen muss.
Als zweiter Faktor kommt die Stallgröße hinzu. Insgesamt ergibt sich bei den Betriebskosten eine enorme Bandbreite. So kommt ein 2 000er-Mastbetrieb bei günstigen Voraussetzungen bereits mit 4 € Betriebskosten je Platz für die Filtertechnik aus. Ein 500er-Betrieb mit ungünstigen Voraussetzungen muss hingegen mit 25 € Betriebskosten je Platz rechnen.
Die enorme Kostenspanne spiegelt sich in den Gesamtkosten der Abluftreinigung wider. Hier fließen neben den Betriebskosten auch die Investitionen sowie ein Zinsansatz ein. Beim Bauwerk sind 15 Jahre und bei der Technik zehn Jahre Abschreibung kalkuliert.
Insgesamt muss ein 1 000er-Mastbetrieb bei ungünstigen Voraussetzungen mit Kosten von bis zu 26 € je Mastplatz bzw. rund 9 € je Tier kalkulieren. Bei größeren Ställen mit 2 000 Mastplätzen können die Filterkosten im günstigsten Fall etwa 3 € je Tier betragen.
Wir halten fest
Die Kosten für die Abluftreinigung werden oft unterschätzt. Selbst bei größeren Mastställen ist mit Gesamtkosten von 15 bis 20 € je Platz zu rechnen. Bei ungünstigen Bedingungen können die Filterkosten bis zu 30 € je Platz betragen. Es ist daher kritisch abzuwägen, ob eine Investition in die Mast unter diesen Bedingungen rentabel ist.
Vor dem Kauf einer Abluftreinigung sollten verschiedene Anlagen besichtigt und bewertet werden. Aufgrund der schwierigen Vergleichbarkeit der Hersteller bzw. Angebote sollte sich der Betrieb unabhängig beraten lassen. Wichtig ist auch, dass die Filter fachmännisch in das Lüftungssystem integriert werden. Nur so bleiben die Betriebskosten im Rahmen.