Bei der Bedienung der Lüftung haben kleine Fehler oft große Auswirkungen. Rolf Feldmann von der Landwirtschaftskammer NRW gibt sechs Tipps, worauf Sie achten sollten. Tipp 1: In der Ferkelaufzucht und Mast können für die Lüftungssteuerung Wachstumskurven genutzt werden. Denn mit steigendem Tiergewicht ändern sich fortlaufend die Ansprüche an die Solltemperatur, die Luftrate sowie die Heizung. Wer die Wachstumskurven nutzt, spart zum einen Arbeitszeit. Denn man muss die Zielwerte der Lüftung nicht ständig neu anpassen, wobei sich außerdem Fehler einschleichen könnten. Zudem arbeitet die Lüftung stets optimal, was Energiekosten spart. Damit die Wachstumskurven ideal arbeiten, sollte man sie bei Inbetriebnahme des Stalles am besten mit einem Lüftungsberater eingeben. Im Laufe der Zeit kann man sie dann weiter verfeinern. Bei einigen Geräten lassen sich auch separate Kurven für die Sommer- und Winterlüftung einspeichern. Damit alles funktioniert, muss man die Wachstumskurven natürlich zu Beginn des Durchgangs aktivieren und am Ende ausschalten. Tipp 2: Viele Praktiker kennen das Phänomen: Trotz ähnlicher Tierbelegung herrschen in baugleichen Abteilen unterschiedliche Luftqualitäten. Bei Ställen mit Zentralabsaugung kann dies mit der Entfernung des Absaugpunkts zum Ventilator zu tun haben – insbesondere bei kleinen Kanälen. Ein sehr häufiger Fehler ist jedoch eine verstellte Absperrklappe. Oft haben sich der Stellmotor oder die Klappe auf der Welle verdreht. Ist ein Messventilator eingebaut, stellt der Lüftungsregler die Klappenöffnung nach, so weit wie es geht. Ist die Klappe oder der Motor auf der Welle sehr lose oder ist kein Mess-Ventilator installiert, ist das Nachregeln natürlich nicht mehr möglich. Um derartige Probleme aufzuspüren, sollte man nach Installation einer neuen Lüftungsanlage die tatsächlichen Abluftmengen überprüfen. Hierbei ist eine Messung bei verschiedenen Betriebszuständen durchzuführen. Die automatische Überwachung per Messventilator ist zwar gerade bei unterschiedlichen thermischen Bedingungen genauer. Man sollte jedoch auch den Mess-Ventilator von Zeit zu Zeit kontrollieren. Zudem sollten Sie die Klappenstellung regelmäßig mit den Angaben auf dem Lüftungsregler vergleichen. Dies bietet sich zum Beispiel nach der Reinigung der Abteile an. Am besten werden der Soll- und Ist-Zustand sowohl bei zugefahrener als auch bei geöffneter Klappe verglichen. Tipp 3: In Sauen- und Mastställen ist die Solltemperatur im Sommer oft kaum einzuhalten. Bei geringem Regelbereich laufen die Ventilatoren häufig auf 100 %. Kühlt es sich draußen spontan z. B. durch ein Gewitter ab, versucht die Lüftung weiter mit voller Leistung die Solltemperatur zu erreichen. Der deutliche Temperatursturz wird so schlagartig an die Tiere weitergegeben. Schon eine kalte Sommernacht kann dann die Erkrankung des Bestandes auslösen. Außerdem verbraucht die permanent auf Volllast arbeitende Lüftung wesentlich mehr Strom. Bei einem 1 000er-Maststall werden so bis zu 1 200 kWh Strom im Jahr mehr verbraucht als nötig. Um dies zu vermeiden, sollte man die Solltemperatur in warmen Perioden anheben. Wobei folgende Punkte zu beachten sind: Tipp 4: In manchen Fällen ist es sinnvoll, die Einstellung der Lüftung vorübergehend zu verändern. Dies kann z. B. die Anhebung der Solltemperatur bei Krankheiten sein, oder die Anpassung der Zuluftführung beim Wetterumschwung. In Einzelfällen kann es zudem nötig sein, die Alarmpunkte zu verändern oder den Alarm vorübergehend zu deaktivieren. Kritisch wird es, wenn man die veränderten Einstellungen vergisst und nicht mehr zurücknimmt. Diese Gefahr besteht insbesondere, wenn mehrere Personen die Lüftung bedienen. Bleiben die veränderten Einstellungen längere Zeit vergessen, drohen steigende Strom- und Heizkosten. Wesentliche Veränderungen, z. B. bei der Zuluftführung, können zudem zu schweren Erkrankungen oder Totalausfällen führen. Um das zu vermeiden, gilt es folgende Punkte zu beachten: Tipp 5: Die meisten Praktiker verlassen sich darauf, dass die im Regler angezeigte Abteiltemperatur richtig ist. Doch Abweichungen sind die Regel. Meist betragen sie 1 bis 2 °C. Diese Differenz ist noch akzeptabel, größer darf sie aber nicht sein. Zu Ungenauigkeiten kann es auch kommen, wenn der Fühler falsch positioniert ist. Bei größeren Mess-Fehlern sind erhöhte Energiekosten und gesundheitliche Probleme vorprogrammiert. Deshalb sollte man regelmäßig kontrollieren, ob das Liegeverhalten der Tiere auf Abweichungen der Stalltemperatur hindeutet. Zudem gilt es, die Abteiltemperatur monatlich mit einem guten Min-/Max-Thermometer zu überprüfen. Bei Abweichungen von bis zu 2 °C sollte man den Fühler im Regler nachjustieren, sofern das möglich ist. Sind häufigere Justierungen nötig oder treten größere Abweichungen auf, sollte man den Mess-Fühler besser austauschen. Kontrollieren Sie außerdem die Kabelführung, insbesondere in den Abzweigdosen. Auch wenn sich die Kabellänge zum Fühler ändert, muss bei manchen Geräten ein neuer Abgleich erfolgen. Tipp 6: Bei vielen neueren Klima-Computern, aber auch älteren Reglern gibt es Absenkautomatiken, die starke Klimaveränderungen in den Stallabteilen dämpfen sollen. Sie wirken auf die Solltemperatur, den Regelbereich oder die Luftrate. Eine Dämpfung soll vor allem dann greifen, wenn von außen große Temperaturschwankungen zu erwarten sind. Die Absenkautomatik kann meist das ganze Jahr aktiv bleiben, wenn man folgende Punkte berücksichtigt: Die Absenkautomatik hilft, Stromkosten zu sparen, da reduzierte Luftraten möglich sind. Viel wichtiger ist aber die Stabilisierung der Tiergesundheit, da Klimaschwankungen gedämpft werden. Schon durch den Wegfall einer tierärztlichen Behandlung lassen sich häufig bis zu 1,50 € pro Tier einsparen. Wachstums-Kurven nutzen Abluft-Menge kontrollieren Temperatur im Sommer erhöhen Grundeinstellung notieren! Temperatur-Fühler prüfen Vorsicht bei Absenk-Automatik Schreiten Sie ein, wenn die Tagestemperatur anhaltend über 20 °C liegt. Zunächst ist eine Anhebung der Solltemperatur um 2 °C sinnvoll. In Ferkelställen und bei Solltemperaturen von mehr als 26 °C sind nur noch minimale Anhebungen möglich! Die Solltemperatur plus Anhebung und Regelbereich darf nie die für Tiere erträgliche Temperatur überschreiten. Wird z. B. in Ferkelställen mehr Wärme, also eine höhere Solltemperatur gewünscht, kann man auf eine Temperaturanhebung länger verzichten. Verfügt der Regler bzw. Computer über automatische Anpassungen an hohe Außentemperaturen, ist Vorsicht angesagt bei manuellen Anhebungen. In längeren Wärmephasen sollte man die Temperatur nicht nur wegen eines kühleren Tags wieder ganz runter stellen. Notieren Sie Änderungen neben dem Lüftungscomputer auf der Wand oder gut sichtbar auf einem Notizzettel. Haben Sie eine optimale Grundeinstellung gefunden, sichern Sie diese. Bei einigen Anlagen geht das auf elektronischem Weg, bei anderen müssen Sie die Werte notieren. Eine Hilfe kann die obenstehende Klima-Check-Karte sein. Setzen Sie möglichst Regler vom gleichen Hersteller ein. Das erleichtert den Umgang mit den Geräten erheblich. Eine Fernbedienung über Kabel, Modem oder Internet ist zwar nicht unbedingt erforderlich. Sie erleichtert aber die Fernkontrolle. Der Regelbereich sollte nicht größer sein als 6 bis 8 °C. Wird die Solltemperatur bereits durch eine Absenk-automatik vergrößert, sollte man im Sommer nicht noch von Hand ein paar Grad dazugeben. Bei automatischer Anpassung der Luftrate wird der Ventilator nicht mehr sofort mit voller Leistung laufen. Man sollte dann nicht von Hand nachregeln. Der Messfühler für die Außentemperatur sollte so platziert sein, dass er die Temperatur der einströmenden Luft wiedergibt. -Rolf Feldmann, Landwirtschaftskammer NRW-