Fütterungs- und Trogsysteme, Futtertransport und Medikatoren: Über die optimale Futter-technik für die Mast hat SUS mit Wilfried Brede vom Serviceteam Ahlsfeld diskutiert.Beim Kauf einer neuen Fütterungsanlage für die Mast haben sich die Prioritäten deutlich verschoben. Ging es bis vor einigen Jahren noch vorrangig um die Frage, ob flüssig oder trocken gefüttert werden soll, achten die Betriebsleiter heute auch auf die Zuverlässigkeit der Technik. Hintergrund ist das kräftige Wachstum vieler Mäster, die oft über mehrere Ställe oder Standorte verfügen. Eine solide Futtertechnik, die sich auch bei Störungen schnell wieder in Gang bringen lässt, ist daher ein absolutes Muss. Immer wichtiger ist zudem, dass sich die Fütterungsanlage einfach bedienen lässt. Denn auch in der Mast gibt es immer mehr Betriebe, die Aushilfen oder Fremdarbeitskräfte einbinden. SUS hat die Trends bei der Futtertechnik mit einem erfahrenen Stallbau-Experten diskutiert. Im Fokus stehen dabei neben den Investitionskosten und der Flexibilität insbesondere die Zuverläs-sigkeit und Bedienbarkeit der Fütterungsanlagen. SUS: Beim Kauf der Futtertechnik stellt sich zunächst die Frage, ob man flüssig oder trocken füttern will. Was raten Sie? Brede: Bei Umbauten oder Erweiterungen sollte man prüfen, ob sich die vorhandene Futtertechnik ausbauen lässt. Dies ist die günstigste Lösung. Bei Neubauten sind Trocken- und Flüssigfütterungen unter dem Strich gleichwertig. Beide Systeme sind funktionssicher und ermöglichen hohe Mastleistungen. Das wichtigste Kaufkriterium ist daher die Vorliebe des Betriebsleiters sowie die Ausrichtung des Betriebes. Soll rationiert gefüttert werden, bietet die Flüssigfütterung am Quertrog Vorteile. Die Trockenfütterung am Automaten hingegen lässt sich auch von Fremdarbeitskräften gut begreifen und steuern. SUS: Gibt es Unterschiede bei den Investitionskosten? Brede: Bei Mastställen mit weniger als 1 000 Plätzen schneidet die Trockenfütterung aufgrund der einfachen Antriebs- und Steuertechnik etwas günstiger ab. Bei größeren Einheiten wird der Unterschied zwischen der Trocken- und Flüssigfütterung geringer. Beispielsweise muss man für eine Flüssigfütterung bei einem 1 400er-Maststall je nach System nur etwa 5 000 € mehr investieren als für eine Trockenfutteranlage. Für Eigenmischer bietet die Flüssigfütterung allerdings den Vorteil, dass sie auch das Mischen der Komponenten übernimmt. Daher muss beim Vergleich die Mahl- und Mischtechnik einbezogen werden. SUS: Ein Argument für die Flüssigfütterung ist die Flexibilität bei der Komponentenwahl. Gilt das immer noch? Brede: Vom Grundsatz schon. Allerdings ist der Markt für günstige Nebenprodukte weitgehend abgegrast. Zudem haben viele Nebenerzeugnisse auch im Preis deutlich angezogen. Hinzu kommen schwankende Inhaltsstoffe. Man sollte daher kritisch prüfen, ob sich der Einsatz von Nebenprodukten lohnt. SUS: Allgemein sagt man der Flüssigfütterung Nachteile bei der Hygiene nach. Trifft das noch zu? Brede: Nein. Die Hersteller von Flüssigfütterungsanlagen haben hier kräftig nachgerüstet. Insbesondere bei der Behälterhygiene wurden durch den Einsatz von Säureneblern und UV-Lampen wesentliche Verbesserungen erzielt. Knackpunkt bleiben die Fallrohre zum Trog, wo Futterreste anhaften und gammeln. Bei der Abteilreinigung sollte man daher auch die Fallrohre mit einer Spülmaus gründlich waschen. SUS: Oft sind beim Futtertransport große Entfernungen zu überwinden. Welche Systeme bieten hier Vorteile? Brede: Grundsätzlich sind heute sowohl Flüssig- als auch Trockenfütterungsanlagen in der Lage, große Ställe mit weiten Wegen zu versorgen. Allerdings steigt bei der Trockenfütterung die Gefahr von Entmischungen. Zudem treiben weite Transportwege die Investitions- und Energiekosten in die Höhe. Bei der Flüssigfütterung bestimmt die Pumpe die maximale Förderdistanz. Die weit verbreiteten 4 kW-Kreiselpumpen schaffen bei 50 mm-Leitungen bis zu 300 m Förderweg. Bei gleich starken, aber teureren Schneckenverdrängerpumpen steigt der Transportweg auf bis zu 400 m. Drehkolbenpumpen schaffen auch bis zu 600 m Förderweg, sind mit rund 5 000 € aber sehr teuer. Bei der Trockenfütterung sind Futterspiralen bzw. -schnecken speziell für kurze und gerade Förderwege geeignet. Bei den Förderrohrsystemen können Kettenanlagen inklusive des Rücklaufs 300 bis 350 m lang werden. Drahtseilanlagen ermöglichen größere Längen von 400 bis 450 m. Moderne Fütterungsanlagen mit Kohlefaserseilen können auch bis zu 600 m lang sein. SUS: Wie vermeidet man, dass das Förderseil bzw. die Kette reißt? Brede: Durch den natürlichen Verschleiß ist das Reißen des Fördersystems nie ganz auszuschließen. Allerdings lassen sich Ketten wesentlich einfacher reparieren als Seile. Ketten aus gehärtetem Stahl sind zudem haltbarer. Wenn die Transportlänge ausreicht, sollte man daher Kettenanlagen einbauen. Bei Seilanlagen ist von großer Bedeutung, wie gut das Seil eingebaut ist. Ein verdrehtes Seil wird schneller verschleißen als ein fachgerecht eingebautes. SUS: Bringen Rundfördersysteme bei langen Wegen Vorteile? Brede: Ja. Denn bei diesem System wird das Futter per Übergabestation auf einen separaten Kreislauf gefördert. Dieser wird durch angetriebene Ecken betrieben. Der Vorteil ist die Verkürzung der Haupt- bzw. Zubringeranlage. Allerdings steigt der technische Aufwand. SUS: Wie lässt sich die Funktionssicherheit noch erhöhen? Brede: Der Antrieb und die Futteraufnahme sollten aus Edelstahl bestehen. Dasselbe gilt für die Förderrohre im Übergangsbereich vom kalten Außenbereich in den warmen Stall. Der Antrieb sollte Gussräder aufweisen, da sie weniger verschleißen. Die Umlenkecken sollten mit doppelten Kugellagern ausgestattet sein. Die Rückführung des Futters erfolgt in den Vorlauf, um den Antrieb nicht unnötig mit zurückgefördertem Futter zu belasten. Der Knackpunkt bleibt jedoch die Anlagenplanung und Montage. Einbaumängel oder zu viele Ecken und Steigungen verkürzen die Lebensdauer erheblich. Das gilt auch für Steigungen mit mehr als 45 Grad. Grundsätzlich sollte die Futterleitung möglichst wenig zwischen Außenbereich und Stallinnerem wechseln. Dies vermindert die Schwitzwasserbildung und so den Verschleiß. SUS: Wie lässt sich die Phasenfütterung am einfachsten realisieren? Brede: Wer flüssig füttert, kann die Phasenfütterung stufenlos umsetzen. Bei der Trockenfütterung bieten Systeme mit Chargenmischer die größte Flexibilität. Sie sind für die Mast aber im Regelfall zu teuer. Bei der Trockenfütterung empfehle ich den Betrieben, statt der üblichen zwei, drei parallele Futterleitungen zu installieren. So können die Mäster dreiphasig füttern. Die dritte Futterleitung erhöht zudem die Funktionssicherheit. Denn bei einem Defekt kann vorübergehend zum Beispiel die Endmast auch mit Mittelmastfutter versorgt werden. Des Weiteren bietet eine zusätzliche Futterleitung den Vorteil, dass die Medikamentierung sauber getrennt über die Vormast-Leitung erfolgen kann. SUS: Apropos Medikamentierung: Welche Systeme empfehlen Sie? Brede: Bei der Flüssigfütterung bietet eine parallel zur Futterleitung verlegte Medikamentenleitung die höchste Genauigkeit und Sicherheit gegen Verschleppung. Bei Stichleitungen lässt sich das Medikament auch gut in die Förderleitung dosieren. Bei der Trockenfütterung wird der Medikator meist neben dem Vorratssilo auf den Vorlauf der Futterleitung montiert. Das Gerät sollte unbedingt mit einem Leermelder für das Futter ausgestattet sein. Für eine hohe Dosiergenauigkeit sorgt die Messung des Futterstroms. Dies bietet mit Lührs aber nur ein Hersteller. SUS: Wie steht es um den Energieverbrauch der Fütterungssysteme? Brede: Im Schnitt entfallen nur 10 % des Stromverbrauchs in der Mast auf die Futtertechnik. Dieses Kriterium spielt somit bei der Kaufentscheidung nur eine untergeordnete Rolle. Allerdings gibt es beim Energieverbrauch durchaus Unterschiede. Am günstigsten sind Trockenfutteranlagen. Wobei Spiralförderer mit einem Verbrauch von rund 0,25 kWh/t Futter die Nase vorn haben. Seilförderer sind mit etwa 1,1 kWh/t Futter ebenfalls sparsam. Die Flüssigfütterung benötigt bei gleicher Futtermenge etwa 3 kWh Strom, weil erhebliche Mengen Wasser transportiert werden. Abgeschlagen in puncto Energieverbrauch ist das druckluftbetriebene System „Spotmix“. Allerdings hat der Hersteller die Energieeffezienz bei neuen Anlagen verbessert. SUS: Welche Trogsysteme haben sich bewährt? Brede: Bei der Trockenfütterung haben Breiautomaten die größte Bedeutung. Bei der Auswahl des Automaten sollte man darauf achten, dass die Tiere nicht direkt mit dem Futtervorrat in Berührung kommen. Sonst besteht die Gefahr, dass Feuchtigkeit bzw. Speichel ins Futter ziehen und den Zulauf verkleben. Um eine hohe Haltbarkeit zu gewährleisten, sollten zumindest die Trogschale und die Bisskanten aus Edelstahl bestehen. Mein Tipp: Vor dem Kauf sollte man verschiedene Automaten ausprobieren. SUS: Welches Fütterungssystem ist für die Ebermast am besten geeignet? Brede: Eber neigen stärker zu Aggressionen. Insbesondere bei der Futteraufnahme können Probleme auftreten. Dies spricht eher für kleinere Gruppen und die Fütterung am Quertrog, wo jedes Tier einen Fressplatz hat. Allerdings gibt es in den Niederlanden auch Mäster, die Eber in Großgruppen mit Sortierschleusen halten. Für konkrete Empfehlungen sind weitere Untersuchungen notwendig. -Interview: Fred Schnippe, SUS-Redaktion-