Die Gesundheit der Schweine im Stall hängt entscheidend von der Zuluftqualität und -menge ab. Fünf Tipps, worauf Sie bei der Zuluftführung unbedingt achten sollten.Automatische Zuluftöffnungen regelmäßig prüfen Im Sommer wird zehnmal so viel Luft benötigt wie im Winter. Daher sind im Sommer bei vielen Lüftungssystemen extra Zulufteinlässe erforderlich. In Zuluftsystemen, die für die Sommerlüftung weitere Lufteinlassöffnungen benötigen, ist eine automatische Regelung der Zuluftklappen sinnvoll. Dies umso mehr, da eine Handregelung erfahrungsgemäß unterbleibt bzw. oft falsch ausgeführt wird. Auch automatisch geregelte Klappen müssen regelmäßig kontrolliert werden, da technische Fehler immer auftreten können! Dann kann das ganze Lüftungssystem in Mitleidenschaft gezogen werden bzw. es treten unnötige Energieverluste auf. Fehler entstehen zum Beispiel durch undichte oder nicht geschlossene Zulufteinlässe. Sie verursachen im Winter vermehrte Kaltluftzufuhr und erhöhen somit den Heizenergiebedarf. Auch engmaschige Vogelschutzgitter oder -netze vor den Zulufteinlässen sorgen für unnötig hohe Energieverluste. Diese verschmutzen leicht und werden weniger durchlässig. Sie müssen daher regelmäßig gereinigt werden. Durch falsch geregelte Zuluftklappen oder verschmutzte Zulufteinlässe können bis zu 20 % höhere Lüfterstromkosten anfallen. Bei 3 kWh Stromverbrauch je Schwein entstehen Zusatzkosten von 0,30 € pro Tier. Bei 3 000 produzierten Mastschweinen entspricht das rund 900 €, die verschenkt werden. Im Ferkelaufzuchtbereich entstehen erhebliche Zusatzheizkosten. Schon 10 % unnötige Energieverluste führen zu einem Mehrverbrauch von 2 kWh je Ferkel. Dies entspricht etwa 0,10 € pro Ferkel, bei 1 000 Ferkeln sind das ca. 100 € Mehrkosten. Beachten sollten Landwirte : Automatisch geregelte Luftklappen immer so einbauen, dass man sie einsehen kann. Inspektionsplan erarbeiten und nach der Abarbeitung als erledigt abzeichnen. Niemals engmaschige Schutzgitter – z. B. Lochbleche – im Zuluftstrom einbauen. Undichte Gülleschieber vermeiden In vielen Schweineställen findet man trotz funktionierender Lüftungsanlage immer wieder hohe Schadgaskonzentrationen, bzw. einzelne Zonen mit starker Belastung. Der Grund dafür liegt häufig unter den Spaltenböden. Bei nach außen hin offenen Güllesystemen, wie sie in alten Ställen noch häufiger anzutreffen sind, wird Falschluft durch undichte Mixeröffnungen angesaugt. Wird mit Schiebern oder Stöpseln gearbeitet, können ähnliche Probleme auftauchen. Durch undichte Schieber oder Güllestöpsel wird durch den im Stall herrschenden Unterdruck ebenfalls Falschluft angesaugt. Somit gelangen Schadgase aus dem Güllebereich in den Stallraum. Die häufigsten Fehler in der Praxis: Schieber, die zum Ablassen der Gülle gezogen werden müssen, sind meist nicht oder nur schwer zugänglich und werden daher nur selten auf ihre Dichtigkeit hin kontrolliert. Vorräume – besonders abgeteilte Räume nach einem Umbau – sind hin und wieder mit dem Güllesystem im Abteil verbunden. Frischluft, die in diese Vorräume gelangt, kann unter den Spaltenboden ins Abteil strömen. Bei geringen Güllekanaltiefen werden die Stöpsel bei Badewannenentmistung häufiger gezogen. Bleiben diese bis zum nächsten Arbeitsgang im Abteil offen, kann über die abführenden Rohre Falschluft eingesaugt werden. Zu beachten ist: Gülleschieber und -stöpsel nur so lange wie nötig offen lassen. Offene Verbindungen nach außen unterhalb der Spalten abdichten. Gülleschieber regelmäßig auf Dichtigkeit kontrollieren. Verrutschte Zuluftplatten korrekt einlegen Zugluft mit punktuell hohen Luftgeschwindigkeiten ist Gift für Schweine. Lüftungssysteme müssen daher immer so ausgelegt sein, dass Zuglufterscheinungen nicht auftreten. Häufig sind in Ställen aber defekte Lüftungsdecken zu erkennen, bei denen einzelne Deckenplatten verrutschen und größere Öffnungen freigeben. Da sich die Zuluft immer den leichtesten Weg sucht, entweicht an diesen Stellen ein Großteil der Frischluft. Dies führt zu einer unterschiedlichen Verteilung der Frischluft im Abteil, aber auch zu Zuglufterscheinungen unterhalb der Zuluftlöcher. Stehen dort Tiere ortsgebunden, zum Beispiel Sauen im Kastenstand, können sie der Zugluft nicht ausweichen und erkranken leichter. Zudem besteht die Gefahr, dass sich bei Kanälen, die direkt an der Wand sitzen, gerade im Winter größere Luftmengen an die Wand anlehnen (Coanda-Effekt), unter die Spaltenböden gelangen und beim Aufsteigen Schadgase mit in den Stallraum bringen. Bei Zuluftsystemen mit Rieseldecke oder -kanal werden Deckenplatten in H-Profilen verlegt. Sitzen die Decken-elemente nicht richtig und kommt es bei unterschiedlichen Temperaturen zur Ausdehnung oder zum Zusammenziehen des Materials, gleiten die Platten aus den Profilen heraus und geben größere Lücken frei. Im Winter, wenn geringer Luftbedarf herrscht, kann über solche Lücken ein Großteil der benötigten Luft punktuell ins Abteil gelangen. Durch Zuglufterscheinungen werden Verhaltensauffälligkeiten wie Ohr- und Schwanzbeißereien Vorschub geleistet. Verletzte Ferkel können nicht verkauft werden bzw. müssen mit finanziellen Abschlägen vermarktet werden. Pro Tier fehlen dem Landwirt schnell 10 bis 20 €. Zu beachten ist: Deckenplatten immer sehr sorgfältig und passgenau verlegen. Unmittelbar nach Schadensauftritt Decke reparieren. Regelmäßige Kontrolle der Decke über den Kanälen bzw. Rieseldecken. Auch hier können Undichtigkeiten auftreten, die im Winter sehr kalte und im Sommer sehr warme Luft ins Abteil führen. Lange Rieselkanäle: Extra Zuluftpunkte nötig Rieselkanäle haben sich als Zuluftsystem in allen Bereichen der Schweinehaltung durchgesetzt. Mit ihnen gelingt eine gute Luftverteilung im Stall. Bei hohen Luftgeschwindigkeiten im Sommer wird die Luft abgebremst und im Winter kann die eindringende Luft durch das Gleiten an den Seitenwänden des Kanals tief ins Abteil geleitet werden. Durch die vorliegende Verdrängungswirkung besteht keine Zugluftgefahr im Tierbereich. Häufig werden Rieselkanäle längs zur Abteilachse eingebaut. Dadurch werden Kanallängen von 15 bis 20 m überschritten. Dazu ein paar Fakten: Bei einseitigem Lufteinlass funktionieren Rieselkanäle nur bei Längen von maximal 20 m. Bei längeren Kanälen muss die Luft zweiseitig eingesaugt werden bzw. bei noch längeren Kanälen sind zusätzliche Einsaugpunkte (alle 15 bis 20 m) zu schaffen. Im Rieselkanal dürfen maximale Luftgeschwindigkeiten von 2,5 bis 3 m/s am Eintrittspunkt auftreten. Für den Winterbetrieb ist die Reduzierung der Lochplattenflächen ratsam. Der Kanal ist zu teilen und eine Hälfte ist im Winter zu schließen. Die Luftdurchlässe der Lochplatten auf der Unterseite der Kanäle sollten 350 m3 je m2 nicht übersteigen. Zu beachten ist: Voraussetzung für das korrekte Funktionieren der Kanäle ist die richtige Positionierung und Dimensionierung. Verschmutzungen der Löcher müssen regelmäßig entfernt werden. Hier bietet sich das Absaugen mit dem Industriestaubsauger an. Bei zusätzlichen Stichkanälen sind Luftleitbleche sinnvoll. Porendecken sauber halten Jede Loch- und Porendecke erzeugt einen ca. 20 bis 30 Pa (Pascal) höheren Druckabfall als zum Beispiel die Gang- oder Schlitzlüftung. Bei einer Verschmutzung wird dieser Wert sehr leicht nochmals um 20 bis 30 Pa erhöht. Loch- und Porendecken sollten deshalb immer – am besten nach jedem Durchgang – auf Verschmutzungen kontrolliert werden. Beim Einbau von Zuluftdecken ist Folgendes zu beachten: Platten mit konischen Löchern setzen sich eher zu, wenn die schmale Öffnung der Löcher unten ist. Lochplatten sollten von der Stallseite her immer auf Verschmutzung kontrolliert und gereinigt werden. Kann keine einfache Reinigung gewährleistet werden, sollte die Luft eventuell vorher mithilfe von speziellen, sehr dünnen Vliesen oder ähnlichem „gefiltert“ werden. Das Vlies kann zum Beispiel vor der Einlassöffnung befestigt oder direkt auf die Lochplatten gelegt werden. Die Lochung der Platten muss über die vorhandene Lochfläche und die erforderliche Luftleistung im Abteil an die benötigte Luftmenge angepasst sein. Kosteneinsparungen: Werden beim Einbau von Porendecken Fehler gemacht, führt das unweigerlich zu steigenden Kosten. So wird unter anderem die Leistung der Ventilatoren durch den entstehenden Druckabfall reduziert. Bei einer spezifischen Leistung von 75 Watt je 1 000 m3/h kann die genannte Druckerhöhung ohne weiteres zu 200 bis 300 € höheren Lüftungskosten für 1 000 Mastschweine führen. Bei einem 200er-Sauenstall können schnell 100 € durch eine unsaubere Zuluftdecke verschenkt werden. In beiden Fällen kommt hinzu, dass die Tiergesundheit gerade bei geringeren Luftraten sowie besonders durch eine ungleichmäßige Luftverteilung (partielle Verschmutzung) stark beeinflusst wird. Die Kosten für den Tierarzt sind dann oft noch viel höher als die zusätzlichen Energiekosten.