Die LFD Holding hat ihre DDR-Anlage in Loburg rundum modernisiert. Ein Generalunternehmer hat das Projekt in sieben Monaten gestemmt.
Fred Schnippe, SUS
Zu DDR-Zeiten wurden hier mit viel Beton massive Ställe gebaut. Gebäudehüllen und Güllekeller sind auch nach 40 Jahren so gut, dass sich die Sanierung der Altanlagen lohnte“, schildert Angela Hiob, Leiterin des Aufzuchtbetriebes in Loburg.
Die Anlage 50 km östlich von Magdeburg diente bis vor wenigen Jahren für die Mast. Wobei von den geplanten 24000 Mastplätzen nur 17500 in Betrieb gingen. Der übrige Teil der Großanlage wurde bereits zu DDR-Zeiten aus Geldmangel nicht fertiggestellt und steht seit Ende der 70er-Jahre im Rohbau. Seit 2015 gehört der Betrieb zur LFD-Holding. Diese stellte sie auf die Jungsauenaufzucht mit 14500 Plätzen um. Die Holding zieht hier ihre gesamten Zuchtläufer von 28 bis 145 kg auf. Neben der Anlagenchefin und ihrem Mann sind sieben Mitarbeiter tätig.
Strikter Umbauplan
Um die Anlage für die Jungsauen fit zu machen, entschloss sich der Eigner 2016 zur umfangreichen Sanierung. Diese umfasste 10000 Aufzuchtplätze. Die übrigen 4500 Plätze hatte der vorherige Eigner bereits modernisiert.
Vor allem bei der Aufstallung, Lüftung und Elektrik gab es Modernisierungsbedarf. „Der Stall sollte einfach und funktionssicher werden. Bei unserer Betriebsgröße bleibt keine Zeit für ständige Reparaturen“, betont LFD-Geschäftsführer Jörn Göbert. Er hat daher für die Sanierung klare Ziele gesetzt:
- Möglichst viele Jungsauenplätze.
- Eigener Fressplatz für jedes Tier.
- Erhöhung des Luftvolumens.
- Einfache, zuverlässige Technik.
- Sicherung des Bestandsschutzes.
- Sanierung in kürzester Zeit.
Der Zeitplan und die enorme Größe des Projektes stellten hohe Anforderungen an den Bauunternehmer. Schließlich erstrecken sich die 16 Stallabteile auf mehr als 12000 m2 Gebäudefläche. Den Zuschlag erhielt der Generalunternehmer Danbauer. Denn das Unternehmen hat umfangreiche Erfahrungen mit der Sanierung großer Ställe.
Festpreis vereinbart
Eine weitere Herausforderung war die Kostenplanung. So wollte der Anlageneigner die Sanierung von rund 10000 Jungsauenplätzen möglichst per Festpreis vergeben. „Wir haben das Bauprojekt intensiv kalkuliert, um ein stichhaltiges Angebot abgeben zu können. Denn beim Umbau ist man nie ganz vor Überraschungen sicher“, so Ulrich Nørgaard, Verkaufsleiter von Danbauer.
Bereits zehn Wochen nach dem Erstgespräch erhielt der Stallbauer den Zuschlag. Erster Arbeitsschritt war eine akribische Bauplanung. Allein eine Woche dauerte das Ausmessen aller Abteile. Dann wurde in Absprache mit beteiligten Handwerkern und Baufirmen ein detaillierter Zeitplan für alle Gewerke erstellt. Für die Koordination war zudem ein Bauleiter vor Ort. „Zeitweise waren mehr als 40 Mitarbeiter zugleich auf der Baustelle. Ohne genauen Plan endet das im Chaos“, weiß Nørgaard.
Stallgiebel geöffnet
Wichtig war der Baufirma zudem, möglichst viele Arbeiten mithilfe kleiner Baufahrzeuge auszuführen. Denn in der Abbruchphase mussten allein mehr als 4000 t Beton zerkleinert und aus den Gebäuden geschaffen werden. Jedes der 16 Stallabteile wurde daher an der Giebelseite mit etwa 2x2 m großen Öffnungen versehen. So konnten auch kleine Radlager und Bagger in die bis zu 60 m tiefen Ställe fahren. Das Gewicht der Baumaschinen musste wegen der begrenzten Tragfähigkeit der Spaltenböden unter 1 t liegen.
Nach dem Säubern und Ausbauen der Stalleinrichtung gab es eine weitere Mammutaufgabe: Die Reinigung der 1,2 m tiefen und in Summe rund 4 km langen Güllekanäle. Anfangs sollte dies mit Kettenbaggern erfolgen, die über Rampen in die Güllekanäle fuhren. Dies war jedoch zu mühsam.
Die Bauleitung hat daher auf einen starken Spülwagen umgeschwenkt, der große Teile der Restgülle entnehmen konnte. Die Sinkschichten konnte ein Kettenbagger entfernen.
Durch das aufwendige Reinigen der Kanäle kam der Zeitplan mehrfach in Verzug. „Auch mussten wir die Arbeiter immer wieder motivieren. Denn gerade die Arbeiten im Güllekeller waren unangenehm und nur mit Atemschutz möglich“, schildert Ulrich Nørgaard.
Um den Zeitplan zu halten, verstärkte der Generalunternehmer die Teams und weitete die Bauarbeiten auf vier Ställe gleichzeitig aus. Auch ließen sich Überstunden nicht vermeiden. Einige Bauarbeiter übernachteten auf der Anlage, um schneller vor Ort zu sein.
Kräftiges Spülsystem
Im nächsten Schritt verringerte Danbauer die Höhe der Güllekanäle mit einer hydraulischen Zange von 110 auf 80 cm und betonierte neue Spaltenauflager. Hiermit erhöhte sich das Luftvolumen im Stall und es wurde eine gerade Unterlage für die 2,70 m langen Spaltenböden geschaffen.
Wichtig war dem Anlageneigner zudem, dass das Ablassen der Gülle zuverlässig funktioniert. Deshalb hat das Bauteam ein Spülsystem installiert. Herzstück ist die 18 kW starke Güllepumpe im Hauptgang der Anlage. Die Pumpe ist über eine 200er-Zentralleitung mit den 160 mm großen Spülleitungen der Kanäle verbunden.
Der Betrieb lässt die Gülle zweimal pro Durchgang ab. Dabei lässt sich die Gülle mit hoher Leistung vom Ende der Kanäle Richtung Zentralgang spülen. „Probleme mit Verstopfungen haben wir nicht mehr“, betont Hans-Ulrich Hiob, der die Technik betreut.
Nach der Sanierung der Gülletechnik ging es an die Stalleinrichtung, Elektrik und Lüftung. Für die Zuluftführung konnte der Betrieb die Wandventile weiter nutzen. Diese sind einfach zu regeln und haben sich bewährt. Die Steuerung der Ventile übernehmen Stellmotoren im Zentralgang. Die Abluft saugen vier 600er-Kamine pro Abteil ab. Um den Luftraum zu vergrößern, wurde die neue Abteildecke direkt unter dem Dach montiert.
Die Aufstallung ist ebenfalls einfach und übersichtlich. So besteht jedes 500er-Abteil aus 20 Buchten. Der Boden ist mit Vollspalten ausgelegt. An der Rückseite der Buchten befindet sich eine rund 1 m breite Festfläche. „Damit die Festfläche möglichst sauber bleibt, ist sie mit 3 % Gefälle und einer Fußbodenheizung versehen“, erklärt Ulrich Nørgaard.
Zwei Tröge je Bucht
Um jeder Sau auch zum Ende der Aufzucht einen eigenen Fressplatz bereitzustellen, verfügt jede Bucht über zwei Tröge. Diese befinden sich unter der Buchtentrennwand und sind von beiden Seiten erreichbar. „Dank der großen Trogfläche haben wir auch ohne Fressplatzteiler eine große Ruhe beim Fressen“, erläutert die Anlagenchefin.
Für die Futterzuteilung konnte der Betrieb die wenige Jahre alte Flüssigfütterung weiter nutzen. Da der Betrieb keine Ackerflächen hat, kauft er alle Futterkomponenten sowie Nebenprodukte zu. Das Mahlen und Mischen des Futters übernimmt die Anlage selbst. Die Jungsauen erhalten je nach Alter drei Futterrationen.
Im letzten Sanierungsschritt ging es auch um die Arbeitsqualität. So hat die Anlage auch die Räume für Mitarbeiter und Sanitäranlagen modernisiert und in die Giebelöffnungen große Fenster eingesetzt. Diese bringen neben den Fenstern an den Längsseiten viel Licht ins Gebäude. Zusätzlich wurde der Stall innen weiß gestrichen. „Im Tierbereich haben wir die Außenwände mit Kunststoffplatten verkleidet. Das erleichtert das Reinigen“, betont Nørgaard.
220 € Umbaukosten je Platz
Trotz der umfangreichen Sanierung und insgesamt 34 000 geleisteten Arbeitsstunden in der Umbauphase konnte der Generalunternehmer den Zeitplan einhalten. Bereits sieben Monate nach dem Baubeginn kamen die ersten Jungsauen in die renovierten Abteile. Auch der Festpreis von 2,2 Mio. € wurde eingehalten.
Das entspricht Umbaukosten von 220 € je Jungsauenplatz. „Ein Neubau hätte vermutlich ein Vielfaches gekostet. Es war richtig, die gute Bausubstanz unseres Betriebes weiter zu nutzen“, betont Anlagenchefin Hiob.
Wichtig war dem Stallteam auch, dass es in der Bauphase mitarbeiten konnte. Denn in der strukturschwachen Region wollte niemand den Arbeitsplatz verlieren. „Dank der Mithilfe wissen wir genau, wo Leitungen, Steuerungen etc. liegen. Bei über 4 ha Betriebsgelände ist das Gold wert“, stellt Technikchef Hans-Ulrich Hiob heraus.
Die renovierte Anlage zur Jungsauenaufzucht ist inzwischen seit Ende 2017 in Betrieb. Jeden Samstag kommen etwa 400 bis 520 Zuchtferkel in die neuen Abteile. Bei durchschnittlich2,5 Durchgängen will die gesamte 14500er-Anlage künftig rund 36000 Jungsauen im Jahr erzeugen.
Fazit
Die LFD Holding hat in Loburg ihre 40 Jahre alten Ställe runderneuert und auf die Jungsauenaufzucht umgestellt:
- Zur Sanierung der 10000 Stallplätze waren über 4000 t Beton zu entfernen.
- Die Umbauzeit war mit sieben Monaten extrem kurz.
- Das Großprojekt hatte teils über 40 Handwerker zugleich im Einsatz.
- Für 220 € pro Platz wurde ein heller, tierfreundlicher Stall geschaffen.