Aufgrund seiner niedrigen Absetzgewichte im Abferkelstall ist der neue Aufzuchttstall von Ralf Wülpern speziell auf die hohen Ansprüche der Absetzferkel ausgelegt. In vielen Betrieben wird die Ferkelaufzucht stiefmütterlich betrieben. Nicht so bei Ralf Wülpern aus Rockstedt in Niedersachsen. Er hat vor zwei Jahren mit Beratung der VzF GmbH Uelzen einen nagelneuen Aufzuchtstall für 1 300 Ferkel gebaut und rund 260 € pro Platz investiert. „Erst jetzt läuft unsere Ferkelproduktion so richtig rund“, betont der 36-jährige Betriebsleiter. Zusammen mit seinem Vater und einem Auszubildenden betreut er die 350er-Sauenherde im Zwei-Wochen-Rhythmus. Die Ferkel gehen mit 30 kg an Mäster in der Region. Bereits im Abferkelstall achtet der Landwirt darauf, dass sich die Ferkel gleichmäßig und zügig entwickeln. Denn beim Absetzten sollen möglichst viele Ferkel die 6 kg-Grenze knacken. Dies ist angesichts von fast 32 abgesetzten Ferkeln pro Sau und Jahr gar nicht so leicht. Um die Neugeborenen intensiv betreuen zu können, ferkeln die Sauen am 115. Tragetag kompakt ab. „So kann ich mit wenig Aufwand viele Würfe kontrollieren und einen besseren Wurfausgleich durchführen“, erläutert Wülpern. Aufgrund der hohen Ferkelzahlen und dem damit verbundenen niedrigeren Geburtsgewicht, werden die untergewichtigen Ferkel nach einem Tag abgesammelt und vornehmlich an Jungsauen umgesetzt. Sie haben noch feinere Striche, an denen die Ferkel sehr leicht Kolostralmilch aufnehmen können. Zusätzlich bekommen die Kleinsten einen Milchaustauscher angeboten, damit sie Gewicht aufholen. Bei den restlichen Würfen wird die Ferkelzahl gleichmäßig auf die Sauen verteilt. Diese Würfe bekommen täglich frisch ein Elektrolyt-Wasser-Gemisch vorgesetzt. Das verbessert den Mineralstoffhaushalt. Außerdem nehmen die Ferkel aufgrund des guten Geschmacks so mehr Flüssigkeit auf. Um die Energieversorgung der großen Würfe sicherzustellen, arbeitet der Betrieb zudem mit natürlichen Ammen. Je 35er-Abferkelgruppe werden in der Regel ein bis zwei Ammensauen angelegt. „Wir verwenden künftige Schlachtsauen, damit keine produktiven Sauen ausfallen“, unterstreicht der Landwirt. Nach der ersten Lebenswoche erhalten die Ferkel einen hochwertigen Prestarter. Dieser wird mit Wasser verrührt und in der Schale angeboten. „Den flüssigen Prestarter nehmen die Ferkel wesentlich lieber auf“, schildert der Praktiker. Auch beim Stallbau hat der Betrieb darauf geachtet, dass die kleinen Ferkel optimale Wachstumsbedingungen finden. Den neuen Stall hat er daher 200 m abseits der Sauenställe gebaut. Hierdurch ist die Gefahr geringer, dass Krankheiten von den Sauen auf die Ferkel bzw. umgekehrt übertragen werden. Morgens und abends fährt der Betriebsleiter mit dem Fahrrad zum neuen Stall, um die Tierkontrolle durchzuführen. Natürlich wechselt er vor dem Betreten der Aufzucht die Kleidung. Bei der Stallaufteilung hat sich der Landwirt für kleine Buchten für je zwei Würfe entschieden: „Wenn man die Würfe möglich wenig mischt, verhindert man Rangkämpfe, und die Tiere bleiben gesünder. Die höheren Baukosten holt man so schnell wieder raus.“ Wichtig ist dem Junglandwirt auch die strikte Trennung der Funktionsbereiche. Im Zentrum der Bucht befindet sich eine quadratische Liegezone mit großzügigen Warmwasser-Heizplatten. „Ich habe mich bewusst aufgrund der Übersichtlichkeit gegen Ferkelnest-Abdeckungen entschieden“, so Ralf Wülpern. Vorne am Austrieb ist in jeder Bucht ein Breiautomat installiert. Die kippbaren Wassertröge sind an den Zwischenwänden montiert. Sie sind gut zugänglich für die Ferkel und werden jeden Morgen ausgekippt, damit den Ferkeln frisches Wasser zur Verfügung steht. Ein weiterer Erfolgsfaktor ist für Ralf Wülpern das optimale Stallklima. So hat sich der Landwirt mit der Futtergang-Lüftung bewusst für ein einfaches und funktionsicheres System entschieden. Wichtig ist dem Sauenprofi auch die Höhe der Decke, die einen großen Luftraum und damit eine sehr gute Luftqualität mit sich bringt. Das Besondere: Die Abteildecke läuft im äußeren Bereich entlang der Stalldecke. Dann fällt die Decke zum Zentralgang wieder ab. „Einen großen Vorteil sehe ich auch beim schnellen Abtrocken nach dem Reinigen. Drei Stunden nach dem Waschen ist der Stall schon trocken und kann desinfiziert werden“, erläutert der Sauenhalter. Viel Aufmerksamkeit legt der Betrieb auf das Stallklima in der Aufstallphase. So werden die Abteile zum Start der Aufzucht mit der Gaskanone auf 29 °C aufgeheizt. Zudem stellt der Landwirt die Heizplatten in den Buchten an. Sie sorgen auch im Tierbereich für eine wohlige Wärme. „Die Ferkel kennen die Bodenheizung aus dem Abferkelstall und legen sich sehr schnell darauf. Das sorgt für Wohlbefinden und Ruhe in der Gruppe“, weiß Ralf Wülpern. Ein besonderes Augenmerk wird zudem auf die Sortierung der Babyferkel gelegt. Denn in jede Bucht werden zuerst zwei Würfe eingestallt. Anschließend werden die kleinsten Ferkel abgesucht und in die letzten zwei freien Buchten eines jeden Abteils gleichmäßig verteilt. Hier bekommen sie die Möglichkeit ungestört von größeren Ferkeln Futter aufzunehmen und verlorene Substanz wieder wettzumachen. In der ersten Woche der Aufzucht wird mit dem gleichen Prestarter wie im Abferkelbereich weitergefüttert. „Eine Futterumstellung am 21. Tag kann zu Problemen führen“, so der Junglandwirt. Anschließend wird ein günstiger Prestarter vorgelegt. Dank der Multiphasenfütterung ist ein fließender Übergang möglich. Eine plötzliche Futterumstellung könnte weiteren Stress für die Tiere bedeuten und Krankheiten mit sich ziehen. Nach elf Tagen in der Aufzucht wird auf das Ferkelaufzuchtfutter I umgestellt. Es folgen noch zwei weitere Aufzuchtfutter bis zum Aufzuchtende. Beim Neubau hat sich der Betriebsleiter für eine innenliegende Futterlagerung entschieden. Die Trevira-Silos sind in einem extra isolierten Fütterungsraum aufgestellt. Vorteile sieht er vor allem in der Hygiene. Denn die luftdurchlässigen Säcke lassen das frisch vermahlene, warme Futter besser abkühlen und es kann sich kein Kondenswasser bilden. Zur weiteren Verbesserung der Hygiene dosiert der Landwirt ins Tränkewasser 0,1 % Ameisensäure ein. Das senkt den pH-Wert des Wassers auf 4. Dieses mit Säure versetzte Wasser gibt Bakterien und Keimen keine Möglichkeit zum Überleben. Um Krankheitseinbrüche in einem Abteil früher festzustellen, hat Wülpern an jedem Tränkestrang eine Wasseruhr installiert. „Wenn sich Krankheiten anbahnen, geht der Wasserverbrauch zurück. Ich kann dann frühzeitig gegensteuern“, erklärt der Landwirt. Die intensive Betreuung der Absetzferkel lohnt sich: Trotz der niedrigen Startgewichte erreichen die Ferkel hohe Tageszunahmen von 460 g. Auch die Verlustquote ist mit 1,5 % gering. „Aufgrund der hohen Sauen- und Ferkelleistungen sind wir auch für unruhige Zeiten am Schweinemarkt gerüstet“, blickt Ralf Wülpern positiv nach vorn. Viel Fürsorge im Abferkelstall Neuer Stall 200 m abseits der Sauenherde Optimales Stallklima Angepasste Ferkelfütterung -Julius Aundrup-