Die Zuluft-Führung ist oft das Problem beim Stallklima. Worauf Sie besonders achten sollten, zeigen sechs Tipps aus der Praxis.1. TippZuluft-Elemente prüfen! Die Strahllüftung wird häufig in der Ferkelaufzucht und Mast eingesetzt. Dabei ist darauf zu achten, dass die Zuluftelemente richtig verteilt und installiert sind. Denn sonst werden Teile des Abteils mit zu wenig Frischluft versorgt. Probleme gibt es ebenfalls, wenn Hindernisse an der Abteildecke die Frischluft zu früh zum Absinken bringen. Dies kann z. B. eine quer zum Luftstrom angeschraubte Beleuchtung sein. Eine weitere Ursache sind defekte Rieseldecken oder -kanäle. Häufig bleibt nur die Erhöhung der Mindestluftrate. Hierdurch fallen hö-here Stromkosten für die Ventilatoren an. Bei 1 000 Mastschweinen kommen schnell mehrere hundert Euro Mehrkosten pro Jahr zusammen. Zudem muss insbesondere in der Ferkelaufzucht und Vormast deutlich mehr geheizt werden. Erhöht sich der Wärmebedarf z. B. in der Aufzucht um 10 %, entstehen schnell pro Durchgang mit 1 000 Ferkeln über 100 € höhere Heizkosten. Fazit: Die Reparatur von defekten Zuluftelementen lohnt sich auf jeden Fall und sollte zeitnah durchgeführt werden. Bei Problemen sollte man außerdem den Zuluftstrom durch Ausnebeln überprüfen. 2. TippZuluft-Öffnungen großzügig planen Um Luft energiearm zu transportieren, darf ihre Geschwindigkeit nicht zu hoch sein. Sie sollte in Zuluft- und Abluftkanälen daher mit einer Geschwindigkeit von maximal 2,5 Metern pro Sekunde strömen. Erst im Ventilatorschacht sind höhere Geschwindigkeiten notwendig. Um das zu erreichen, kommt es vor allem auf die ausreichende Dimensionierung der Zuluftsysteme an. Hierbei gelten folgende Faustzahlen für den Querschnitt der Zuluftöffnungen: Für Mastschweine ist bei Rieseldecken je Tier ein Querschnitt von 120 cm2, bei Tür- oder Schlitzlüftungen ein Querschnitt von 100 cm2 einzuplanen. In der Ferkelaufzucht sollten für die Zuluftöffnung 40 bis 45 cm2 je Ferkel eingeplant werden. Im Deck- und Wartestall sollte das Zuluftsystem einen Querschnitt von 150 bis 175 cm2 pro Sau aufweisen, im Abferkelstall 250 bis 275 cm2 je Bucht. Wichtig ist zudem, dass die Zuluftöffnung in den Stall mindestens so groß ist wie die Summe der Zuluftöffnungen in die Abteile. Zudem sollte die Luftgeschwindigkeit im Zentralgang so bemessen sein, dass nur wenig Zugluft entsteht. Bei der Planung sollte man die Querschnitte so berechnen, dass man die Kanalplatten verschnittarm verlegen kann. 4. TippAbsaugpunkt optimal anlegen Soll die Lüftung optimal funktionieren, muss der Absaugpunkt richtig gewählt werden. Denn sonst verschlechtert sich die Luftqualität. Oder es kann zu erhöhten Energiekosten kommen. Was ist also bei der Abluftführung zu beachten? Bei Türganglüftungen ist der Absaugpunkt in der Nähe des Lufteinlasses anzuordnen. Er darf maximal den fünffachen Ventilatordurchmesser von der Türöffnung entfernt sein. Sind die Abteile zu breit, muss der Abluftpunkt aufgeteilt werden. Das heißt: Die Abluft wird links und rechts vom Futtergang abgesaugt. Die Buchtentiefe sollte bei Futterganglüftungen 4,5 m nicht überschreiten. Der Abluftpunkt darf nicht oberhalb der Heizung positioniert werden. Beim Einsatz von Gaskanonen darf der Abluftpunkt nicht im Warmluftstrom liegen. 3. TippLeitbleche in die Ecken bauen In Abluftkanälen erreicht die Luft mitunter sehr hohe Geschwindigkeiten von bis zu 6 Metern pro Sekunde. Die Folge: Bei scharfen Ecken im Lüftungssystem steigt der Gegendruck stark an. Das hat fatale Folgen für den Stromverbrauch. Dazu ein Beispiel mit einem 1 000er-Maststall. Jede scharfe Ecke mit 10 Pascal Druckerhöhung hat hier bei einer maximalen Sommerluftmenge von 100 000 m3 je Stunde einen Leistungsverlust von rund 4 000 m3 je Stunde zur Folge. Allein die suboptimale Abluftführung verursacht so zusätzliche Stromkosten von etwa 115 € im Jahr. Werden noch höhere Geschwindigkeiten gefahren, können die Verluste auch zwei- oder dreimal so hoch ausfallen. Um das zu vermeiden, sollten in Abluftsystemen möglichst keine Bögen bzw. Knie mit 90°-Winkel eingebaut werden. Besser ist stattdessen der Einbau von zwei Segmentbögen mit jeweils 45°-Winkel. Alternativ können auch Leitbleche in die Bögen eingebaut werden. j 5. TippAbluftschächte sicher schließen In großen Abteilen sind oft mehrere Abluftschächte installiert. Häufig werden in der kalten Jahreszeit einzelne Ventilatoren abgeschaltet, um Strom zu sparen. Zumeist sind die Abluftschächte mit Drosselklappen oder -schiebern ausgestattet. Sie lassen sowohl die Regulierung des Luftstromes im Winter zu, als auch das Schließen des Abluftschachtes bei ausgeschaltetem Ventilator. Immer wieder ist aber zu beobachten, dass diese Klappen nicht richtig schließen oder manuelle Systeme nicht richtig verriegelt werden. Diese Nachlässigkeit kann das gesamte Lüftungssystem stören. Denn durch nicht verschlossene Abluftkanäle wird Luft punktuell ins Abteil eingezogen. Hierdurch kommt es zu einer ungleichmäßigen Verteilung der Frischluft und möglicherweise zur Anreicherung der verbrauchten Luft in den Randbereichen des Abteils. Schwerwiegender sind die Folgen in Abteilen mit Einzelhaltung. Denn Sauen, die unter oder neben nicht richtig verschlossenen Abluftschächten stehen, sind ständig kühler Zugluft ausgesetzt. Hier sind Krankheiten wie Blasen- oder Gebärmutterentzündungen und Erkältungen vorprogrammiert. Beim gehäuften Auftreten solcher Symptome in bestimmten Stallbereichen sollten Sie die Abluftschächte gründlich kontrollieren. 6. TippTrapezdecken richtig einbauen! Ganzflächige Lüftungsdecken kommen überwiegend in größeren Ställen zum Einsatz, weil dort eine Zuluftführung über lange Luftkanäle strömungstechnisch ungünstig ist. Die Decken sind meist aus Trapezelementen aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) gefertigt. Die Oberseite der Decke wird mit Vlies-beschichtetem Mineralfaserfilz gedämmt. Durch die Dämmung strömt die frische Luft gleichmäßig in den Stall. Damit das Zuluftsystem funktioniert, gilt es aber einige Punkte zu beachten: Im Bereich von 0,5 bis 1 m zu den Abteilwänden sollte die Decke ungeschlitzt bzw. abgedeckt sein. Das verhindert Kaltluftströmungen an den Wänden. Der Dachbereich sollte gedämmt sein, um die Wärmebelastung zu reduzieren. Der Bereich um den Absaugpunkt sollte ungeschlitzt oder abgedeckt sein, um Luftkurzschlüsse zu vermeiden. Ein Vlies im Ansaugbereich mindert das Zustauben der Mineralfaserplatten. Bei bzw. nach dem Reinigen der Abteile muss die Lüftungsanlage in Betrieb bleiben, da sonst die Gefahr der Vernässung des Mineralvlieses besteht. In Abteilen mit Großbuchten oder fest definierten Heizungs- bzw. Liegezonen kann die Thermik aufsteigender Warmluft die Luftverteilung im Abteil negativ beeinflussen.