Circoviren können Auslöser für Fruchtbarkeitsprobleme sein. In einem Praxisfall waren die Totgeburten erhöht.
Das Circovirus ist in fast jedem Schweinestall zu finden. In Deutschland werden inzwischen mehr als 80 % der Ferkel gegen PCV-2 geimpft. Die Einführung der Impfung gilt als ein Wendepunkt in der Schweineproduktion. Ferkelerzeuger wie Mäster profitieren von einem deutlich geringeren Krankheitsdruck, weniger Tierverlusten sowie höheren Tageszunahmen bei den Schweinen.
Trotzdem kommt es immer wieder zu Problemen mit PCV-2-Infektionen – auch im Sauenbereich. Schuld daran sind oft nachrückende Jungsauen.
Impfschutz begrenzt
Das Problem: Zwar werden die meisten Sauen als Ferkel gegen PCV-2 geimpft, jedoch hält der Impfschutz nicht ein Leben lang. Auf diese Weise gelangen die Jungsauen mit herabgesetztem Schutz in die Herde, wo sie sich dann infizieren können. Im Falle einer starken Virus-Vermehrung und -Ausbreitung kann es dann zu massiven Problemen kommen.
PCV-2-infizierte Tiere scheiden das Virus über Körpersekrete und -exkremente aus, sodass es in der Maulhöhle, auf den Mandeln, im Bronchialschleim, Speichel, Augensekret, Kot, Urin, Milch und Sperma gefunden wird.
Die Hauptübertragung findet vor allem über Maul und Rüssel (oronasal) statt. Auch Sperma stellt eine potenzielle Infektionsquelle dar, wie Wissenschaftler unter experimentellen Bedingungen zeigen konnten.
Die Veterinärmedizin bringt verschiedene Erkrankungen mit PCV-2-Infektionen in Verbindung (siehe Übersicht 1). Zu diesen sogenannten PCV-2-assoziierten Krankheiten zählen unter anderem PMWS (Postweaning Multisystemic Wasting Syndrome) und die Proliferative nekrotisierende Pneumonie (PNP).
Circo schmälert Fruchtbarkeit
Bei der Zuchtsau äußert sich eine Infektion mit dem porzinen Circovirus Typ 2 meist in Reproduktionsstörungen. In Abhängigkeit vom Infektionszeitpunkt treten unterschiedliche klinische Symptome auf (siehe Übersicht 2). So kann eine Infektion der Sau im ersten Drittel der Trächtigkeit zum Absterben der Embryos, regelmäßigem Umrauschen, Scheinträchtigkeit und kleineren Würfen führen. Bei einer Infektion ab dem 35. Trächtigkeitstag sind Aborte und kleine Würfe mit einem erhöhten Anteil toter, mumifizierter oder lebensschwacher Ferkel sowie verschleppte Geburten die Folge.
Besteht der Verdacht auf eine PCV-2- assoziierte Reproduktionsstörung, hat der Tierarzt die Möglichkeit, einen direkten oder indirekten Erregernachweis durchzuführen.
Diagnose schwierig
Beim direkten Erregernachweis wird Virusmaterial mittels PCR in Serum oder Organmaterial nachgewiesen. Da das Circovirus weit verbreitet ist, sollte eine sogenannte qPCR durchgeführt werden, welche die Menge an Circovirus in den verschiedenen Proben nachweist. Erst ab einer gewissen Viruslast verursacht PCV-2 auch Krankheitssymptome. Als Probenmaterial eignen sich Blutproben von auffälligen Saugferkeln oder Organmaterial von tot geborenen Ferkeln.
Beim indirekten Erregernachweis werden Antikörper gegen das Virus nachgewiesen. Deutsche Labore verwenden vorrangig den sogenannten Ingezym-ELISA. Bei diesem werden zwei Antikörperfraktionen unterschieden, welche nach einer Circoinfektion gebildet werden. Die sogenannten IgM-Antikörper treten vor allem bei Erstkontakt des Virus mit dem Immunsystem auf und werden innerhalb kurzer Zeit wieder abgebaut. Die IgG-Antikörper sind die später auftretenden Antikörper, welche länger bestehen.
Eine Besonderheit stellt der erneute Viruskontakt von bereits geimpften oder infizierten Tieren dar. Hierbei kommt es hauptsächlich zu einer Bildung von IgG-Antikörpern. Dies bedeutet, dass die Antikörperuntersuchung bei der Zuchtsau schwierig ist, da es sich in der Regel nicht um Erstinfektionen handelt, sondern die Tiere bereits in der Aufzucht eine Immunisierung durch Impfung oder Infektion durchgemacht haben.
In der Praxis wird der Ansatz genutzt, Problemtiere mit Tieren ohne Klinik in einem Betrieb zu vergleichen. Sind die Problemtiere signifikant häufiger IgG-positiv im Vergleich zu den Tieren ohne Probleme, dann liegt der Verdacht nahe, dass PCV-2 beim Fruchtbarkeitsgeschehen eine Rolle spielt.
Lebenslanger Schutz
Um PCV-2-assoziierte Reproduktionsstörungen zu verhindern bzw. zu reduzieren, sollte eine Impfung der Zuchtläufer obligatorisch sein, damit diese Tiere zu Beginn der Jungsaueneingliederung grundimmunisiert sind. Denn es gibt teils Eigenremontierer, welche nicht impfen.
Des Weiteren sollte eine Auffrischungsimpfung der Jungsauen bei der Eingliederung in die Herde stattfinden, da ein lebenslanger Circoschutz bei den Impfstoffen nicht gegeben ist. Diese Impfung sollte direkt beim Einstallen in die Herde passieren. Hierbei kommen alle kommerziell erhältlichen Impfstoffe infrage.
In Einzelfällen ist es sinnvoll, die Zuchtherde generell gegen PCV-2 zu impfen. Dies sollte insbesondere nach Reproduktionsproblemen in Erwägung gezogen werden, denen nachweislich zumindest eine Beteiligung von PCV-2 zugrunde liegt – beispielsweise nach Nachweis von PCV-2 in Abortmaterial. Hierfür steht zum heutigen Zeitpunkt nur ein zugelassener Impfstoff zur Verfügung. Mit diesem wird die Herde zweimal im Abstand von drei Wochen geimpft. In Problembetrieben sollten die Gruppen zur Abferkelung und zur Besamung ausgelassen und nach drei Wochen nachgeimpft werden, um keine zusätzlichen Probleme in dieser sensiblen Zeit zu erzeugen. Vier Wochen nach der Grundimmunisierung kann in eine reproduktionsbezogene Impfung eingestiegen werden.
Fazit
Die PCV-2-Impfung für Ferkel ist etabliert und bringt den Betrieben einen großen Nutzen. Für einige Betriebe kann die Sauenimpfung zusätzliche Vorteile mit sich bringen wie eine verbesserte Fruchtbarkeit, homogenere Würfe und eine höhere Anzahl lebend geborener Ferkel.