Seit kurzem steht ein dritter Circo-Impfstoff für Ferkel zur Verfügung. Erfolgsfaktoren sind auch hier der richtige Impfzeitpunkt sowie ein schlüssiges Gesamtkonzept. Die Erfolgsgeschichte der Circo-Ferkelimpfung ist beispiellos. Es gibt wohl keine andere Impfung, die sich so schnell etablieren konnte. Der Grund hierfür ist, dass die Mast geimpfter Ferkel deutlich besser läuft und weniger Verluste zu beklagen sind. Zum Teil sind diese Effekte auch in der Ferkelaufzucht zu beobachten. Diese Erfolge haben sich schnell herumgesprochen, so dass mittlerweile nahezu alle im Handel befindlichen Ferkel gegen PCV2 geimpft sind. Den Sauenhaltern stehen derzeit drei gut verträgliche Circo-Impfstoffe zur Verfügung. Das sind der seit Mitte 2008 zugelassene Impfstoff Circoflex (Fa. Boehringer) sowie der ab Januar 2010 auf dem Markt erhältliche Impfstoff Porcilis PCV (Fa. Intervet). Hinzu kommt jetzt der Impfstoff Circovac von Merial. Dieser seit 2007 für Sauen zugelassene PCV2-Impfstoff ist seit kurzem auch für den Einsatz bei Ferkeln erlaubt. Somit ist dies der einzige Circo-Impfstoff, der sowohl bei Sauen (Dosis 2 ml) als auch bei Ferkeln (Dosis 0,5 ml) eingesetzt werden kann. Um den Erfolg der Circo-Ferkelimpfung zu verstehen, muss man wissen, dass Schweine meist nicht direkt an Circoviren Typ 2 erkranken. Vielmehr verursachen weitere Erreger, gegen die sich das durch PCV2 angeschlagene Immunsystem nicht mehr wehren kann, den Ausbruch der Erkrankung. Wenn dann noch belastende Faktoren wie Überbelegung oder schlechte Futterqualität hinzukommen, kann die Situation eskalieren. Die wichtigsten Erkrankungen mit Beteiligung von PCV2 sind im Kasten auf Seite 30 aufgeführt. Das heißt: Ist das Tier vor Circoviren geschützt, hält das Immunsystem besser dem Druck anderer Erreger stand. Dennoch ist ein aktiver Immunschutz gegen PCV2 keine Versicherung gegen andere Erreger! Somit verlieren mit der Einführung der Circo-Ferkelimpfung z. B. die Mykoplasmen- und PRRS-Impfung nicht ihre Berechtigung. Etliche Landwirte, die aus Kostengründen aus der einen oder anderen Ferkelimpfung ausgestiegen sind, haben diesbezüglich leidvolle Erfahrungen machen müssen. Das Circovirus kann auch die Fruchtbarkeit der Sauen beeinträchtigen, weshalb die Sauenimpfung in einigen Betrieben erfolgreich eingesetzt wird. Hier stellt sich die Frage, ob die Ferkel von geimpften Sauen ausreichend mit Antikörpern über die Biestmilch versorgt werden, so dass man auf die Ferkelimpfung verzichten kann. Umgekehrt könnte geschlussfolgert werden, dass die Circo-Ferkelimpfung den Infektionsdruck in der Sauenherde herabsetzt, so dass die Sauenherde nicht mehr geimpft werden muss. Hierzu folgende Hinweise: Mit der alleinigen Sauenimpfung gegen Circoviren verbessert sich die Gesundheit im Flatdeck und in der frühen Mast deutlich. Wenn die Circoinfektion jedoch erst später „zuschlägt“, kann man nicht auf die Impfung der Ferkel verzichten. Auf der anderen Seite kann eine Infektion bereits im Mutterleib erfolgen. Hier werden nur einzelne Ferkel infiziert, können sterben, mumifizieren, aber auch als symptomlose Dauerausscheider eine Infektionsquelle für andere Tiere bedeuten. An dieser Stelle greift allein die Sauenimpfung. Gleiches gilt bei sehr frühen Infektionen während der Säugezeit oder direkt nach dem Absetzen. Eine allzu frühe aktive Impfung schafft keine Abhilfe, da das Immunsystem des Ferkels noch nicht so gut reagiert. Somit ist es sinnvoll, hier auch die Sauen gegen Circo zu impfen, um die Fruchtbarkeit abzusichern und die Ferkel von Anfang an zu schützen. Betrieb 1: Ferkelimpfung erfolgte zunächst zu spät Es wird deutlich, dass das Impfregime gegen Circoviren an die betriebliche Situation angepasst werden muss. Für die Praktiker stellt sich die Frage, ob die jetzt für Ferkel zugelassene Circovac-Impfung eine gleich gute Wirkung zeigt wie die Impfung der bereits länger für Ferkel zugelassenen Vakzinen. Zwei Praxisfälle: Beim ersten Bespiel handelt es sich um einen typischen mittelhessischen Betrieb, der alle Schweine in Altgebäuden unterbringt. So befinden sich die abgesetzten Ferkel in einer Stallhülle und werden kontinuierlich aufgestallt, d. h. nicht nach Altersgruppen getrennt. Bedingt durch das kontinuierliche Aufstallen erhöhte sich der Infektionsdruck auf die Ferkel, so dass ein Ausfall von bis zu 30 % zu beklagen war. Da verschiedenste Maßnahmen nicht zum Erfolg führten, wurden Anfang 2008 Ferkel zur Sektion gebracht, jedoch keine eindeutigen Ergebnisse in puncto PCV2 ermittelt. Erst über eine Blutuntersuchung bei verschieden alten Ferkeln im Aufzuchtstall konnte ein möglicher Zusammenhang mit PCV2 festgestellt werden. Daraufhin wurden die Ferkel gegen PCV2 geimpft, teils noch an der Sau, teils erst einen Tag nach dem Absetzen. Doch die Infektion fand offensichtlich bereits sehr früh statt. Die erst nach dem Absetzen geimpften Tiere entwickelten sich daher nicht besser als die bisher ungeimpften Ferkel. Bei den noch an der Sau geimpften Ferkeln war der Effekt der Impfung nach Umstallung ins Flatdeck jedoch sofort deutlich zu sehen. Das Auftreten der Atemwegsproblematik sowie das anschließende Kümmern war wie „abgeschnitten“. Geimpfte und nicht geimpfte Tiergruppen waren in ihrer Entwicklung auf den ersten Blick deutlich zu unterscheiden. Dieses eindeutige Ergebnis zeigt, dass die Tiere unbedingt spätestens zwei Wochen vor der Infektion mit Circoviren geimpft sein müssen. Nur so können sie bis zu diesem Zeitpunkt eine tragfähige Immunität entwickeln. Die Impfung der Ferkel spätestens zehn Tage vor der Umstallung ins Flatdeck hat sich in diesem Fall als Problemlösung erwiesen. Die Ferkel widerstanden dem hohen Infektionsdruck. Betrieb 2: Sauen- und Ferkelimpfung In einem weiteren Ferkelerzeugerbetrieb mit über 700 Muttertieren wurden die Sauen geimpft. Da sich die Ferkel bereits im Mutterleib infizieren und sterben können, wird die Frucht vor einer Infektion geschützt und so die Fruchtbarkeitsleistung gesichert. Die Vermarktungsorganisationen wollten jedoch PCV2-geimpfte Ferkel und waren bereit, einen Aufpreis zu bezahlen. Deshalb wurde die Circovac-Impfung von den Sauen auf die Ferkel ausgedehnt. Hierfür wurde beim zuständigen Landesministerium eine Ausnahmegenehmigung beantragt. Geimpft wurden die Ferkel dann im Alter von drei Wochen mit 0,5 ml Circovac, entsprechend der Vorgaben im Rahmen der Zulassungserweiterung des Sauenimpfstoffes. Da maternale Antikörper beim Ferkel bis zum Alter von etwa zehn Wochen nachgewiesen werden können, stellt sich nun die Frage einer möglichen Beeinflussung der Antikörper auf die Schutzwirkung der Impfung im Alter von drei Wochen. Die Ferkel werden an verschiedene Mäster vermittelt. Weder von den Vermarktungsorganisationen noch von den Mästern gab es negative Rückmeldungen über den Gesundheitszustand der Tiere. Das heißt: Die Ferkel-impfung hat bis zum Mast-ende vor PCV2-Klinik geschützt. Auch in den von der Tierarztpraxis betreuten Mastbetrieben traten bislang keine Probleme auf. Es gibt also keine Hinweise auf eine „abschwächende“ Wirkung der mütterlichen Antikörper auf den Impferfolg der Ferkel bei gleichem Impfstoff. Zusammenfassung Die Circo-Ferkelimpfung hat sich als Standardmaßnahme etabliert. Mit der Zulassungserweiterung von Circovac für die aktive Immunisierung von Ferkeln steht nun ein dritter Impfstoff zur PCV2-Ferkelimpfung in Deutschland zur Verfügung. Nach bisherigen Erfahrungen aus der Praxis hat sich die Circovac-Impfung als effektive Maßnahme gegen Circoviren erwiesen. Unabhängig von der Wahl der Vakzine sollten bei alleiniger Ferkelimpfung die Tiere ca. zehn Tage vor dem Absetzen gegen Circo vakziniert werden, um genügend Zeit zu haben, eine eigene Immunität zu entwickeln. Bei einer Kombination von Sauen- und Ferkelimpfung sind die Ferkel im frühen Alter gut geschützt. Daher kann die aktive Ferkel-impfung sinnvollerweise ab einem Alter von drei Wochen oder sogar später erfolgen.