Bioferkelerzeuger haben bereits Erfahrungen mit der Ferkelnarkose gemacht. Wir haben zwei Praktikern über die Schulter geschaut.
Heinrich Niggemeyer, SUS
Berlin hält am Ausstieg aus der betäubungslosen Ferkelkastration bis 2019 fest. Diesen Termin gibt es seit 2013. Die Mast intakter oder geimpfter Eber ist eine denkbare Alternative. Doch die Schlachthöfe und der Handel möchten derzeit keine weiteren Abnahmegarantien geben. Marktexperten gehen deshalb von einem künftigen Anteil Masteber von 30 bis 40% aus. Frühere Annahmen lagen bei 80%!
Viele hoffen auf eine „schmerzstillende“ Spritze. Doch die Experten geben dieser Variante kaum Perspektiven. Somit wird die Mehrheit der hiesigen Sauenhalter auf die Kastration unter Narkose umstellen müssen. Aktuell für Schweine zugelassen ist die intramuskuläre Injektionsnarkose – eine auf das Tiergewicht abgestimmte Kombination aus Azaperon (Stresnil) und Ketamin. Hinzu kommt die Isoflurannarkose, die nach einer Umwidmung auch beim Schwein angewendet werden kann. Für Versuche und in einem abgestimmten Rahmen wird dies von den meisten zuständigen Veterinärbehörden mitgetragen. Bei beiden Narkoseverfahren muss ein Veterinär anwesend sein.
Ferkelnarkose: Am Ball bleiben!
Die Bioferkelerzeugung setzt schon etwas länger die Ferkelnarkose ein, wie die nachfolgenden Reportagen zeigen. Auch wenn es positive Erfahrungen gibt, sind beide Methoden kein Selbstläufer. Deshalb sollten sich auch im konventionellen Bereich Tierärzte und Landwirte mit den Methoden der Ferkelnarkose auseinanderzusetzen.
Beim Isofluranverfahren ist z.B. auf die Passgenauigkeit der Atemmaske zu achten, was bei unterschiedlich großen Ferkeln zum Problem werden kann. Dann kann sogar die Arbeitssicherheit gefährdet sein. Das Gas Isofluran gilt als krebserregend. Um den Tier- und Arbeitsschutz zu gewährleisten, sind die Gerätschaften weiter zu verbessern.
Auch sollte ergebnisoffen diskutiert werden, ob bei Isofluran ein Abrücken von der Tierarzt-Pflicht möglich ist. Schweizer Erfahrungen zeigen, das dies verantwortbar ist. Schließlich ist auch die Injektionsnarkose weiterzuentwicklen, um narkosebedingte Verluste zu vermeiden. Sonst wäre dem Tierschutz ein Bärendienst erwiesen. Bis 2019 bleibt dafür nicht mehr viel Zeit!