Amerikanische Forscher haben in Modellversuchen erfolgreich PRRS-Einträge abwehren können. Ein umfangreiches Hygieneprotokoll sowie die Luftfiltration waren ausschlaggebend. PRRS ist eine der wirtschaftlich bedeutsamsten viralen Erkrankungen bei Schweinen. Die globale Schweineindustrie ist davon betroffen. In den USA schätzt man die durch PRRS verursachten Kosten auf jährlich 560 Mio. Dollar. Diese Schätzung ist eher konservativ: Rechnet man zu den direkten Kosten wie Tierverluste und Minderleistung auch noch die indirekten Kosten, z. B. für Tierarzt und Medikamente, erreicht die Schätzung schnell 700 Mio. Dollar. Es gibt erfolgreiche Sanierungsstrategien auf den Betrieben wie beispielsweise die Depopulation und Repopulation des gesamten Bestandes. Was jedoch anfangs Erfolg verspricht, wurde schon oftmals dadurch zerstört, dass ein neues PRRS-Virus über einen bisher unbekannten Eintragsweg wieder in den Stall kam. PRRS-Eintrag auch über Luft Um dieses Problem zu lösen, hatte sich eine Forschergruppe des College of Veterinary Medicine an der Universität Minnesota unter der Leitung von Prof. Dr. Scott Dee zum Ziel gesetzt, genau diese unbekannten Eintragswege näher zu erforschen, um dann für jeden Eintragsweg eigene Biosicherheits-Regeln (Biosecurity) aufzustellen. Voruntersuchungen ergaben, dass sich infektiöses Virusmaterial generell auf Händen, Stiefeln und Overalls des gesamten landwirtschaftlichen Personals befindet. Daneben isolierten die Forscher das Virus auf Fliegen sowie der Oberfläche von Lieferungen, die von außen in den Betrieb kamen. In der Vorstudie waren auch die Viehtransporter mit hoch virulenten PRRS-Stämmen wie z. B. MN-184 kontaminiert. Die Forscher erstellten auf Basis dieser potenziellen Eintragswege Biosicherheits-Regeln. Diese betreffen die Hygiene des Personals, den Viehtransport, die Insektenbekämpfung und in einem der Versuchsställe die Installation einer Anlage zur Filterung der eintretenden Luft in die Schweineställe. Mit mobilen Stalleinheiten entwickelten die Forscher eine intensive Schweineproduktion im hauseigenen Versuchsbetrieb, um die erstellten Regeln auf ihre Tauglichkeit hinsichtlich der PRRS-Bekämpfung zu testen. Vier Farmen flossen in das Modell ein, wobei eine Farm eine 300er-Mastschweineanlage ist, deren Schweine experimentell in Kontakt mit dem PRRS Virus MN-184 kamen und somit als PRRS-Virusquelle für die anderen Versuchsställe dienen. Die anderen drei Farmen – in geringer Entfernung um den Stammbetrieb arrondiert – hatten jeweils einen unterschiedlichen Grad an Biosicherheits-Maßnahmen, um den PRRS-Viruseintrag zu verhindern. Die dort eingestallten Schweine waren zu Beginn des Versuches nachweislich PRRS-negativ. Die Anordnung der Ställe um den PRRS-positiven Bestand ist der Übersicht 1 zu entnehmen. MN-184 ist ein recht neues Isolat und gilt als hochpathogen. Die Vortests zeigten, dass es in hohen Raten über die Luft übertragen wird – generell scheint dessen Fähigkeit, mit der Luft übertragen werden zu können, gestiegen zu sein im Vergleich zu früheren Isolaten. Jüngste Forschungsergebnisse zeigen, dass ein Transport von MN-184-PRRS-Isolaten über die Luft über eine Distanz von 120 m ohne Probleme möglich ist. Erste Ergebnisse experimenteller Studien deuten sogar auf eine Luftübertragung über 3,3 km hin. Maßnahmen zur Biosicherheit Der Modellbetrieb mit den hohen Auflagen stellt den „guten Standard“ der PRRS-Biosicherheit dar. Der Betrieb praktiziert ein umfangreiches Protokoll gegen PRRS. Dazu gehört das komplette Wechseln der Kleidung beim Betreten der Ställe und Duschen. Alle Werkzeuge liegen schon im Stall und werden nicht von außen mitgebracht. Auch die Stiefel werden beim Betreten der Stallabteile desinfiziert. Weiterhin befindet sich in diesem Modellbetrieb das spezielle Luftfiltersystem. Dieser Filter besteht aus einem Vorfilter aus Glasfaser, der etwa 20 % aller Partikel von 3 bis 10 μm Durchmesser abfiltert, gefolgt von einer Reihe von MERV 16 (EU9)-Filtern (Fa. Camfil Farr, Sainte-Colombe in Frankreich), die zusammen 95 % aller Luftpartikel von 0,3 μm oder größer abfiltern. MERV steht für Minimum Efficiency Reporting Value und beschreibt mit Werten von 1 bis 16 die Effektivität der Filtersysteme. 16 bedeutet höchste Filterleistung. Neben dem „Hohen-Level“-Betrieb steht der Modellbetrieb mit einem mittleren Level, was das Hygieneprotokoll betrifft. Dieser hat die gleichen hohen Biosicherheits-Maßnahmen gegen den PRRS-Eintrag wie der vorherige Betrieb, jedoch existiert hier kein Filtersystem für die eintretende Luft. Und schließlich gibt es einen „Niedrig-Level“-Modellschweinestall, der einen Betrieb repräsentieren soll, der überhaupt keine Regeln und Vorkehrungen bezüglich Biosicherheit und PRRS verfolgt. Der Versuch läuft seit zwei Jahren. Täglich sammeln die Forscher Proben aus der Luft, vom Personal, von Viehtransportern und von Insekten und testen mittels PCR-Technik, wie sich das PRRS-Virus in der Umgebung bewegt. Zusätzlich werden von den Schweinen, die in den jeweiligen Betrieben standen, wöchentlich Blutproben entnommen und auf eine PRRS-Infektion getestet. Stalleinheit mit Luftfilter blieb verschont Bisher stehen nur die Ergebnisse aus dem ersten Jahr zur Verfügung. In dem „Niedrig-Level“-Modellbetrieb hatten 66 % der Schweine erwartungsgemäß eine PRRS-Infektion (siehe Übersicht 2). Der Viruseintrag fand über die Luft, das Personal, den Transport und Insekten statt. In dem „Mittleres-Level“-Modellbetrieb konnte nur der Virustransport über die Luft nachgewiesen werden, alle anderen Maßnahmen beugten also einer Virusübertragung vor. In dem „Hohen-Level“-Modellbetrieb dagegen gab es im ersten Jahr keinen Beweis einer PRRS-Infektion der Schweine. Damit erwies sich das Luftfiltersystem offensichtlich als geeignet, den PRRS-Eintrag über die Luft zu verhindern. Zusammen mit dem hohen Biosicherheitsstandard dieses Modellbetriebes war es gelungen, die PRRS-Viren abzuwehren. Außerdem fanden die Forscher heraus, dass für die PRRS-Übertragung durch die Luft auch Faktoren wie die vorherrschende Windrichtung, wechselnde Luftfeuchtigkeiten und Luftdruck Einfluss auf das Vorhandensein von PRRS in Luftproben hatte. Das zweite Jahr sollte in 2008 beendet und ausgewertet werden, der Versuch wurde allerdings noch bis 2009 verlängert. Die weiteren Ergebnisse stehen daher noch aus. Der „Niedrig-Level“-Modellbetrieb ist aus dem Versuch genommen worden. Der Fokus liegt nun nur noch auf der Luftübertragung, außerdem wurde die Koinfektion mit Mykoplasmen mit hinzugenommen. Bleibt festzuhalten Einem amerikanischen Forscherteam ist es gelungen, über ein strenges Hygieneprotokoll und die Filtration der Zuluft einen PRRS-Eintrag zu verhindern. Dieser Ansatz ist für Zuchtbetriebe und KB-Stationen mit hohem Gesundheitsstatus interessant, die die Biosicherheit weiter verbessern wollen. Offene Fragen sind, ob die einfache Filtration der Luft reicht oder das Verfahren um z. B. eine UV-Bestrahlung ergänzt werden muss. Auch liegen noch keine Erfahrungen zu den laufenden Kosten einer solchen Zuluftführung vor.