Um abzuklären, ob sich Mykotoxine im Tierkörper angereichert haben, wird häufig Gallenflüssigkeit untersucht. Genaue Ergebnisse liefert aber nur das Futter. Von Pilzgiften im Futter kann ein erhebliches Gefährdungspotenzial für die Schweinegesundheit ausgehen. In der Regel werden die Schimmelpilze der Gattung Fusarium bereits auf dem Feld gebildet. Geringe Mengen können aber auch während der unsachgemäßen Lagerung entstehen. Dabei sind akute Vergiftungen, die deutlich sichtbare Symptome hervorrufen, nur die Spitze des Eisbergs. Sehr viel häufiger und damit betriebswirtschaftlich bedeutender sind vermutlich subklinische Verläufe, die mit Leistungsdepressionen einhergehen können. In Zucht- und Ferkelerzeugerbetrieben spielt das Östrogen-ähnliche Zearalenon (ZEA) eine Rolle. Fusarienstämme, die Zearalenone bilden, kommen vor allem in Mais, aber auch in Weizen, Hafer, Gerste und Stroh vor. Die kritischen Konzentrationen von Zearalenon in Futtermitteln für Schweine sind in Übersicht 1 aufgeführt. Zearalenon wird für die verschiedensten Formen der Fruchtbarkeitsstörungen verantwortlich gemacht (siehe Übersicht 2). So können bei deutlicher Überschreitung des Orientierungswertes im Futter unregelmäßig auftretende Rauschen, Scheinträchtigkeiten, kleine Würfe, Verferkelungen und mumifizierte Früchte auftreten. Dabei reagieren Jungsauen empfindlicher auf Zearalenon als ältere Sauen. Das Pilzgift wird auch über die Muttermilch ausgeschieden. Zudem ist erwiesen, dass geringe Mengen des Pilzgiftes im Mutterleib auf ungeborene Ferkel übertragen werden. So wird eine geschwollene Scham und/oder Gesäugeleiste bei neugeborenen Ferkeln landläufig als Zeichen einer Intoxikation des Muttertieres mit Zearalenon gewertet. Auch wenn die äußeren Symptome langsam wieder abklingen, werden betroffene Ferkel oft nicht für die Zucht vorgesehen. Wird kontaminiertes Futter in der Jungsauenaufzucht eingesetzt, kann sich der Pubertätseintritt verzögern. Zwar sind ausgewachsene Eber weniger empfindlich als Sauen. Dennoch können auch bei ihnen deutliche Vergiftungserscheinungen auftreten, z. B. verkleinerte Hoden oder eine verringerte Spermaproduktion bzw. Libido-Schwäche. Für den analytischen Nachweis von Zearalenon stehen ELISA-Tests (Enzyme Linked Immunoabsorbent Assays) zur Verfügung. Genauer ist der Nachweis mittels der HPLC-Methode (Hochleistungsflüssigkeitschromatographie), der allerdings mit höheren Kosten verbunden ist. Für ein orientierendes Screening wird deshalb in der Regel der ELISA-Test vorgezogen. Bei einem Verdacht sollte zunächst das Futter untersucht werden. Das Problem ist oft, dass zwischen der Zearalenon-Aufnahme und dem Auftreten der Schäden ein erheblicher Zeitraum verstreichen kann. Die Zuordnung zu einer bestimmten Futtercharge ist dann schwierig. Zudem sind in der Regel keine Rückstellproben verfügbar, die untersucht werden könnten. Neben Futterproben werden für den Zearalenon-Nachweis auch biologische Substrate eingeschickt. So können Zearalenon und seine Abbauprodukte z. B. sehr gut in der Gallenflüssigkeit nachgewiesen werden. Dabei gilt: Je höher die Konzentration von Zearalenon im Futter ist, desto höher ist auch dessen Konzen-tration in der Galle (siehe Übersicht 3). Zwar werden immer häufiger verschiedene biologische Substrate zur Untersuchung eingeschickt. Um jedoch genaue Messwerte zu erhalten, muss das Testsystem auf das jeweilige Substrat abgestimmt sein. Mit anderen Worten: Einen für Futtermittel geeigneten Test für die Untersuchung von Gallenflüssigkeit zu nutzen, kann zu falschen Ergebnissen führen. Beispiel: Blut, Milch und Futter wurden in zwei Laboren mittels HPLC auf das Vorkommen des Pilzgiftes Deoxynivalenol (DON) untersucht. Parallel dazu wurden dieselben Proben in einem dritten Labor mittels ELISA analysiert. Ergebnis: Alle mit der HPLC generierten Ergebnisse für Serum und Milch waren negativ, im ELISA hingegen positiv (s. Übersicht 4). Dabei wurden mit dem ELISA derart hohe Konzentrationen ermittelt, die einfach nicht vorkommen können! Die Tiere hätten dazu Futter aufnehmen müssen, das eine DON-Konzentration zwischen 10 und 50 mg je kg aufgewiesen haben müsste. Solche Konzentrationen kommen in kommerziellem Mischfutter praktisch nicht vor. Zwar liegen vergleichbare Ergebnisse für Zearalenon noch nicht vor. Dennoch sollte der ELISA unabhängig vom Mykotoxin generell nicht für biologische Substrate verwendet werden, da u.a. durch Kreuzreaktionen falsch positive Ergebnisse generiert werden können. Das gilt auch für ELISA, die zum Nachweis von Zearalenon in der Galle Verwendung finden. Sollte die HPLC zur Untersuchung auf Zearalenon genutzt werden und positive Befunde erbringen, sind auch diese mit Vorsicht zu genießen und nur bedingt interpretierbar. Grund ist, dass es keine Grenz- oder Orientierungswerte gibt, die uns anzeigen, dass bzw. ob eine Intoxikation stattgefunden hat. So kann ein gesundes bzw. nie auffälliges Tier einen höheren ZEA-Wert in der Galle aufweisen als ein Tier, das auf die eine oder andere Weise fruchtbarkeitsgestört ist. Bei einem Verdacht auf Zearalenon-Probleme werden darüber hinaus häufig die Gebärmütter von Problemtieren untersucht und die Ergebnisse dazu genutzt, den ohnehin fragwürdigen Befund zu untermauern. Das Problem: Auch wenn bekannt ist, dass Zearalenon wie Östrogene wirkt und unter anderem zu einer Uterusvergrößerung führen kann, ist ein hohes Uterusgewicht allein nicht als Beweis für eine krankmachende Intoxikation mit Zearalenon geeignet. In eigenen Untersuchungen wurde gezeigt, dass auch Tiere mit großen Uteri tragend werden können! Damit nicht genug: Auch die immer wieder zitierte Anreicherung bestimmter Zellen des Immunsystems im Uterus (eosinophile Granulozyten) oder die enorme Einlagerung von Flüssigkeit in die Uterusschleimhaut (Ödematisierung) sind nicht so typisch für eine Intoxikation mit Zearalenon, wie gelegentlich behauptet wird. Denn diese Begleiterscheinung kann bei dem einen Tier ausgeprägt sein, bei einem anderen Tier hingegen aber fehlen. Letztlich ist auch die Klinik variabel. Hyperöstrogenismus (Dauerbrunst) kann als Folge einer Zearalenon-Intoxikation auftreten, muss aber nicht. In eigenen Untersuchungen wiesen weder die Sauen noch die jeweiligen Würfe Zeichen eines Hyperöstrogenismus (Dauerbrunst) auf. Das Mykotoxin Zearalenon und seine Abbauprodukte können die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Bei einem Verdacht wird häufig Gallenflüssigkeit mittels ELISA auf Zearalenon untersucht. Hierbei können jedoch Kreuzreaktionen auftreten, die zu falsch positiven Resultaten führen. Auch die HPLC bringt nur bedingt Abhilfe, denn es gibt bislang keinen Richtwert für Zearalenon in Gallenflüssigkeit, der auf eine krankmachende Dosis von Zearalenon deutet. Futter hingegen eignet sich wesentlich besser als Untersuchungsgut. Günstig ist, jede neue Futtercharge vor der Verfütterung zu testen, um eine Intoxikation von vornherein zu vermeiden. Alternativ können aber auch Rückstellproben genommen werden, die bei ersten Symptomen zu analysieren sind. Zearalenon beeinträchtigt die Fruchtbarkeit Ist das Futter noch verfügbar? Gallenwerte oft zu ungenau Uterus-Check mitgeringer Aussagekraft Bleibt festzuhalten -Johannes Kauffold, Universität Leipzig, Susanne Döll und Sven Dänicke, Friedrich-Loeffler-Institut Braunschweig-