Die Tierarztkosten niedersächsischer Sauenbetriebe sind in nur fünf Jahren um 60 % gestiegen. Sind die modernen Herkünfte anfälligerDie Aufzuchtleistung der Sauen in Niedersachsen ist in den vergangenen fünf Jahren um 3,4 Ferkel je Sau und Jahr angestiegen. Der Durchschnittsbetrieb setzt mittlerweile knapp 25 Ferkel je Sau und Jahr ab. Im gleichen Zeitraum kletterten die Tierarztkosten um 60 % auf 142 € je Sau und Jahr. In anderen Bundesländern ist die Entwicklung ähnlich. Da drängt sich die Frage auf: Ist eine erfolgreiche Ferkelproduktion nur noch mit einem erhöhten Aufwand an Medikamenten möglich? Dabei müsste es doch eher umgekehrt sein: Je besser es im Stall klappt, desto weniger Aufwand muss betrieben werden. Um den Widersprüchen auf den Grund zu gehen, hat der Beratungsring Meppen in einer Reihe von Betrieben die Tierarztkosten anhand der Rechnungen analysiert. Dabei wurden die Kosten für Tierarzt und Medikamente aufgeschlüsselt nach Impfungen, Therapeutika, Sonstiges, tierärztliche Dienstleistungen und Umsatzsteuer. Große Unterschiede bei den Impfkosten Im zweiten Schritt wurden zwei Sauenbetriebe mit vergleichbaren Leistungen ausgewählt, die sich bei den Tierarztkosten stark unterschieden. Der erste Betrieb wies 184 € je Sau und Jahr auf, der zweite Betrieb knapp 80 €. Die jeweiligen Kosten für Impfungen, Therapeutika und Sonstiges sind in Übersicht 1 gegenübergestellt. Zunächst zu den Impfkosten: Bei den Impfungen besteht der größte Unterschied zwischen den zwei Betrieben. Im Betrieb A werden nur die Sauen geimpft (Parvo/Rotlauf und PRRS). Zudem wird ein Impfprogramm zur Eingliederung der Zuchtläufer gefahren. Die Kosten belaufen sich auf 18,91 € je Sau. Betrieb B impft zusätzlich die Ferkel gegen PRRS, Circo und Mykoplasmen. Allein diese Vakzinekosten liegen bei 86 € je Muttertier. Insgesamt entstehen in Betrieb B Impfkosten von 97,84 €. Während die Impfkosten bei Landwirt A nur einen Anteil von 24 % an den gesamten Tierarztkosten ausmachten, lag der Anteil bei Landwirt B bei 53 %. Die Impfkosten beim Ferkelerzeuger müssen allerdings unter zwei Gesichtpunkten betrachtet werden. Zum einen sind Impfungen notwendig, weil etwa über Screeningergebnisse Erreger im Bestand nachgewiesen wurden. Ein regelmäßiges Screening sollte für jeden Ferkelerzeuger ein absolutes „Muss“ sein. Zum andern gibt es Impfkosten, die allein aus Forderungen der abnehmenden Mastbetriebe oder der Vermarkter entstehen. Diese Impfungen werden in der Regel ganz oder teilweise mit dem Ferkelpreis erstattet. Deshalb sollten die Impfkosten auch nicht auf die Sau bezogen werden, sondern auf das Ferkel. In Betrieb B entstehen bei 25 abgesetzten Ferkeln pro Sau zum Beispiel Impfkosten von 3,91 € je Ferkel. Leider ist aus der Betriebszweigauswertung nicht ersichtlich, ob diese Kosten über etwaige Ferkelpreiszuschläge vollständig oder zum Teil ausgeglichen werden. Ausgaben für Medikamente ähnlich Bei den Aufwendungen für Therapeutika gibt es mit 36 € bzw. 38 € zwischen den beiden Betrieben kaum einen Unterschied. Doch der Anteil, den die Medikamentenkosten an den gesamten Tierarztkosten ausmachen, ist je nach Betrieb unterschiedlich. Betrieb A hatte im vergangenen Jahr einen Anteil von 45 % bei den Kosten für Therapeutika an den Gesamtausgaben für den Tierarzt. Betrieb B hingegen verzeichnete nur einen Anteil von knapp 21 %. Unter dem Punkt „Dienstleistungen“ finden sich die Tätigkeiten, die der Tierarzt im Auftrag des Betriebes erledigt hat, z. B. Bestandsbesuche, Blutproben ziehen oder OPs durchführen. Hier nimmt der Betrieb B mit 12,01 € die Leistungen des Tierarztes häufiger in Anspruch als Betrieb A mit 6,85 €. Durch die hohen Kosten für die Ferkelimpfungen wird der Betrieb B auch bei der Umsatzsteuer stärker belastet. Mit 28 € je Sau fallen hier satte 16 € mehr an als bei seinem Kollegen A. Die Kosten für Therapeutika, Dienstleistungen und Sonstiges betrugen im Betrieb A im vergangenen Jahr 48,79 € je Sau und im Betrieb B 57,79 €. Betrachtet man also nur die Nettokosten ohne Impfungen, so ist die Streubreite zwischen den Betrieben relativ gering. Bei den Betrieben, die vom Beratungsring Meppen ausgewertet wurden, lag die Spanne zwischen 37,40 € und 62,20 € je Sau. Die Unterschiede ergeben sich fast immer im Bereich „Sonstiges“ oder bei Inanspruchnahme tierärztlicher Dienstleistungen. Die Ausgaben für Medikamente sind innerhalb der Betriebe sehr konstant. Fazit Steigende Tierarztkosten sind nicht unbedingt ein Indiz für eine schlechtere Gesundheitslage in den Ferkelerzeugerbetrieben. Oftmals entstehen diese Kosten durch die Anforderungen des Marktes. Werden die Tierarztkosten überdurchschnittlich hoch, liegt dies meistens an deutlich gestiegenen Impfkosten. Selbst in Betrieben mit niedrigen Tierarztkosten beträgt der Anteil der reinen Kosten für Therapeutika unter 50 %.