In den vergangenen 15 Jahren haben sich viele Betriebe mit dem Thema „Hochgesundheit“ beschäftigt. Es sind verschiedene Konzepte entwickelt worden, um Krankheitserreger aus dem Bestand zu drängen. Vor allem geht es um folgende Erreger: Schweinebestände, die frei von mehreren oder allen dieser Krankheitserreger sind, bezeichnet man als hochgesund. Sie zeichnen sich durch ein hohes Leistungspotenzial, geringe Tierverluste und einen niedrigen Einsatz von Antibiotika aus. Ferkelerzeuger, die ihre Bestände er–regerarm halten können, haben nach Angaben der Uni Wageningen gegenüber Betrieben mit durchschnittlicher Gesundheit einen Leistungsvorteil von mehr als 35 € pro Sau und Jahr. Sie setzen im Schnitt pro Jahr 3,7 Ferkel mehr ab und verbrauchen 142 kg Futter je Sau weniger. Mäster mit hochgesunden Schweinen erwirtschaften im Vergleich zu Mästern mit Beständen schlechterer Gesundheit einen Vorteil von 10 € je Mastschwein. Zusätzliche Einsparungen ergeben sich durch den Wegfall von Impfungen und weniger Tierbehandlungen. Erregerarme Bestände brauchen nicht vorhandene Krankheitserreger nicht zu be-kämpfen und können auf den Einsatz von Antibiotika völlig verzichten oder Antibiotika in sehr beschränktem Maße einsetzen. Nicht zuletzt ist die deutliche Reduzierung des Antibiotikaverbrauchs in hochgesunden Beständen ein wichtiger Beitrag zur Vermeidung der antimikrobiellen Resistenzen. Neben diesen bedeutenden Kostenvorteilen sind aber Aufwendungen für die Sanierung sowie für eine hohe Biosicherheit zu tätigen. Ein sicheres Schwarz-Weiß-Prinzip ist auf einem sehr hohen Niveau zu installieren, um ein Eindringen der oben genannten Erreger über lange Zeit wirksam zu verhindern. Inzwischen sind in Deutschland deutlich mehr als 200 hochgesunde Schweinebetriebe entstanden. Mit der Erreichung eines Hochgesundheitsstatus sollen sich jeweils mindestens die erhöhten Aufwendungen für die Depopulierung und Repopulierung des Bestandes bzw. die Eradikationsmaßnahmen zurückver-dienen lassen. Dazu muss der erreichte Gesundheitsstatus ein bis drei Jahre erhalten bleiben. Nun liegen Erfahrungen vor, wie lange dies tatsächlich gelingt. In 13 Sauenbetrieben unserer Praxis in Brandenburg mit 500 bis 6 000 Sauen pro Bestand wurde zwischen 2001 und 2009 ein Hochgesundheitsstatus durch Bestandsneuaufbau oder Eradikation erreicht. Acht von diesen Sauenbetrieben sind nach wie vor hochgesund, also unbedenklich bzw. frei von PRRSV, Myco-plasma hyopneumoniae, Actinobacillus pleuropneumoniae (klinisch unbe-denklich), Dysenterie, Rhinitis atrophicans und Schweineräude. Für diese acht Betriebe besteht der Hochgesundheitsstatus inzwischen durchschnittlich seit fast acht Jahren (vier bis 13 Jahre). Vier dieser dreizehn Betriebe mussten eine PRRSV-Neuinfektion nach durchschnittlich sechs Jahren PRRSV-Unbedenklichkeit hinnehmen. In zwei die–ser Bestände erfolgte der Erregereintrag wahrscheinlich über PRRSV-infiziertes Sperma. Der Zukauf von frisch infizierten Jungsauen war sicherlich verantwortlich für den PRRS-Ausbruch im dritten Betrieb. Die Eintragsquelle für den vierten Bestand konnte nicht ermittelt werden. In zwei wirtschaftlich zusammenhängenden Sauenbetrieben erfolgte nach fünf Jahren Freiheit von Mycoplasma hyopneumoniae ein Erregereintritt. In diesem Fall wurde als Eintragsquelle die nicht ausreichende Biosicherheit bei der Mastferkel-Verladung angesehen. Das Schwarz-Weiß-Prinzip an der Verlade–rampe wurde nicht praktiziert. Nicht unerwähnt bleiben darf, dass bei keinem der 13 Betriebe ein Ausbruch einer klinischen APP, Rhinitis atrophicans, Dysenterie oder Räude stattfand. Über ähnliche Ergebnisse berichtet eine Nachbarpraxis. Insgesamt 15 Sauenherden wurden über einen Bestandsneuaufbau oder durch eine Eradikation ohne Produktionsunterbrechung in einen Hochgesundheitsstatus versetzt. 13 dieser Betriebe sind heute noch PRRSV-unbedenklich, und ebenfalls 13 sind MH-unbedenklich. Ein Eindringen von oben genannten Erregern konnte über einen Zeitraum von sechs bis 15 Jahren verhindert werden. Zusammenfassend ist festzustellen, dass ein Hochgesundheitsstatus über lange Zeit gehalten werden kann. Von Vorteil sind in unserer Region die mehrheitlich großen Abstände zwischen den Betrieben. In den Beständen, in denen Erregereinträge (PRRSV oder M. hyo.) stattfanden, wurden die ursächlichen „Biosicherheitslücken“ geschlossen. Vor der Planung eines Herdenneuaufbaus bzw. einer Erreger-Eradikation sollte der Schweinehalter gemeinsam mit seinem Tierarzt kritisch prüfen, wie groß die Gefahren einer späteren Neuinfektion sind. Sowohl PRRS-Viren als auch Mycoplasma hyopneumoniae können unter bestimmten Umständen bis 5 km über die Luft und bis ca. 3 km durch stechende Insekten verbreitet werden. Aus dieser Erkenntnis heraus ist die Lage des eigenen Betriebes zu überprüfen hinsichtlich Dabei kommt es einerseits auf die Betriebsart an: Während für einen Mastbetrieb schon ein Abstand von 1 km ausreichen kann, weil er bei einem Erregerneueintrag leichter und kostengünstiger zu sanieren ist, sollte ein Jungsauen-Vermehrer bei der Bemessung des Abstands eher einen Sicherheitszuschlag geben. Andererseits spielen auch die natürlichen Gegebenheiten eine Rolle: Befindet sich zwischen dem eigenen und dem fremden Schweinebetrieb zum Beispiel ein Wald, darf der Abstand etwas geringer ausfallen. Bei freiem Feld sollte die Entfernung entsprechend höher sein. Auch auf die Hauptwindrichtung ist zu achten. Des Weiteren ist eine kontrollierte Tier- und Spermazuführung nach der Sanierung zu sichern. Weitere hygienische Schwerpunkte sind die Biosicherheit bei der Tierkadaver-Beseitigung und bei den Tierverkäufen (Quarantäne). Eine hohe Bereitschaft des Landwirts und aller anderen Beteiligten ist erforderlich, damit alle gemeinsam festgelegten Maßnahmen konsequent umgesetzt werden. Als Nächstes stellt sich die Frage nach den Kosten der einzelnen Maßnahmen. Um diese Berechnungen untereinander vergleichbar zu machen, sind wir jeweils von einer Herdengröße von 1 000 Sauen ausgegangen. Berücksichtigt wurden immer nur die Kosten und Aufwendungen, die direkt mit der Gesundheitsmaßnahme verbunden sind. Dies sind Kosten für Impfstoffe und Medikamente und Kosten für zu–sätzliche Tierverkäufe (impfunwürdige Tiere). Weiterhin zusätzliche Kosten für einzeltierbezogenes Absetzen mit dem 21. Lebenstag (zweimal Absetzen pro Woche) und zusätzliches Verbringen in das Flatdeck. Berücksichtigt wurden auch Mehraufwendungen bei der Sicherung der Re–montierung bzw. Remontierungslücken und deren Auswirkungen. Die bei der Nutzung eines Pacht-Flatdecks anfallenden Pachtkosten, der dadurch entstehende Mehraufwand sowie die Kosten für zusätzliche Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen fanden Eingang in die Berechnungen. Ohne Berücksichtigung blieben die Kosten für Umbaumaßnahmen oder sonstige Rekonstruktionen von Stallabteilungen, die wegen völliger oder teilweiser Räumung von Ställen oder Abteilen zeitgleich realisiert wurden. Den zusätzlichen Managementaufwand und die fachliche Begleitung haben wir nicht mit eingerechnet. Ein Bestandsneuaufbau (Depopulation und Repopulation) kann aus veterinärmedizinischen Gründen dann sinnvoll sein, wenn durch Anwesenheit von APP, Rhinitis atrophicans und Schweinedysenterie ein Sanierungserfolg eher fragwürdig ist. Auch bei einer Bestandsüberalterung, einem Genetikwechsel bzw. einer ungünstigen Marktlage kann eine Depopulierung mit anschließender Re–populierung auch wegen der höchsten Erfolgsgarantie das Mittel der Wahl sein. Clevere Betriebsleiter kombinieren den Bestandsneuaufbau häufig mit erforderlichen Umbaumaßnahmen im Stall, zum Beispiel einer Erneuerung der Stalleinrichtung. Die kompletten Kosten für die Depopulierung des gesamten Bestandes mit anschließender Repopulierung liegen in Abhängigkeit von den Ferkelerlösen und den Futterkosten bei rund 900 € je Sau. Dahinter stehen folgende Annahmen: Erfahrungsgemäß sind die letzten Monate vor dem ersten Ferkelverkauf die schwersten. Die Liquidität ist stark angespannt, weil der Sauenbestand vollzählig ist und die Futterkosten für die Sauen in voller Höhe anfallen. Hinzu kommen die Futterkosten für die ersten Ferkel bis zum Verkauf. Neben der sogenannten großen Lö-sung, also dem Bestandsneuaufbau, ist bei Vorliegen von nur einem oder wenigen Erregern (PRRS-Virus und / oder My–coplasma hyopneumoniae und Schweineräude) eine Eradikation unter zeitlich begrenzter Auslagerung von Flatdeck–ferkeln und anderen Jungtieren denkbar. Diese Maßnahme kann ohne Produk–tionsunterbrechung ablaufen und ist dadurch deutlich preisgünstiger. Ein ortsgetrenntes Flatdeck, das mindestens 2 km von der Sauenherde entfernt ist, kann auch während der Eradikations-Phase weiterhin genutzt werden. In dieser Zeit jedoch sind die Ferkel mit maximal 21 Säugetagen abzusetzen. Insgesamt berechneten wir als Summe dieser Mehraufwendungen 2,00 € pro Sau. Dazu kommen 9,50 € pro Sau für die zweimalige Anwendung einer Mykoplasmen-Vakzine sowie für die Medizinierung der Sauenherde inklusive der Eber und der Saugferkel. Somit entstehen Gesamtkosten für die Eradikation von Mykoplasma hyopneumoniae aus einer Sauenherde mit ortsgetrenntem Flatdeck von etwa 11,50 € pro Sau. Höhere Kosten entstehen dann, wenn Sauen und Aufzuchtferkel unter einem Dach gehalten werden bzw. Sauenbestand und Flatdeck weniger als 2 km voneinander entfernt liegen. Denn dann müssen die Ferkel in den folgenden Wochen mit dem Absetzen in ein Pachtflatdeck ausgelagert werden. Weitere Kosten entstehen natürlich in Form eines Pachtbetrages. Alternativ können zu Sanierungsbeginn alle Ferkel aus dem Flatdeck verkauft werden. Über die Dauer der Eradikation erfolgt in diesem Fall der Verkauf von Babyferkeln, wobei beachtet werden muss, dass das Absetzen mit 21 Lebenstagen bezogen auf das einzelne Ferkel einzuhalten ist. Unter der Berücksichtigung der oben beschriebenen Umstände haben wir für die Eradikation von Mycoplasma hyopneumoniae 37,50 € pro Sau berechnet, für PRRSV 51,50 € pro Sau und PRRSV gemeinsam mit Mycoplasma hyopneumoniae 63,50 € pro Sau bzw. 67,00 € für eine zweite Variante zur gleichzeitigen Sanierung beider Erreger (siehe Tabelle 2). Bei Variante 1 wurde ein preisgünstigeres Medikament zur MH-Bekämpfung eingesetzt, wobei die Ferkel jedoch lange ausgelagert werden mussten (100 Tage). In Variante 2 waren die Medikamentenkosten höher, aber dafür die Zeit der Ferkelauslagerung nur halb so lang (50 Tage). Bei der Anpassung des Eradikationsablaufes muss auf die betriebsspezifischen Gegebenheiten und Besonderheiten eingegangen werden, sodass dann auch Abweichungen von den oben genannten Eradikationskosten entstehen können. Medikamente sparen Betriebe halten Status acht Jahre Auf Biosicherheit achten! Sanierungskosten so berechnet Bestandsneuaufbau kostet 900 € pro Sau Sanierung bei laufender Produktion Ferkel auslagern kostet zusätzlich Fazit PRRS-Virus (PRRSV), Mycoplasma hyopneumoniae (MH), Actinobacillus pleuropneumoniae (APP), Rhinitis atrophicans (RA), Schweinedysenterie (SD) und Schweineräude. des Abstands zu anderen Schweinebetrieben, des Abstands zu Schlachthöfen oder Fleischverarbeitungsbetrieben, Tierkörperbeseitigungsbetrieben u. a. sowie des Abstand zu viel befahrenen Straßen (Tiertransporte), besonders dann, wenn der Verkehr dort durch Ampeln oder häufige Staus zum Ruhen kommt. Schlachterlös 200 € pro Sau; Zukaufskosten Jungsau 350 € zuzüglich 70 € Eingliederungskosten; Deckungsbeitragsentgang für 9 Mo–nate durch den fehlenden Ferkelverkauf. Im Fall der Eradikation von Mykoplasma hyopneumoniae (Tabelle 1, Zeile 1) erfolgt über eine Zeit von 21 Tagen ein zweimaliges Absetzen pro Woche. Somit entstehen zusätzliche Aufwendungen und Kosten für das jeweils zweite Absetzen der Ferkel mit anschließendem Verbringen in das Flatdeck. Mehraufwendungen sind durch den zweiten Besamungszeitpunkt bzw. alternativ durch den Einsatz von Biotechnika zu leisten. Weitere Kosten, die wir auch unter dem Begriff „zusätzliche Haltungskosten“ geführt haben, entstehen dadurch, dass ca. 30 Jungsauen erst mit mehr als 270 Lebenstagen zur Besamung zugelassen werden. Zusätzliche Abgänge von Sauen oder Ebern, die wegen Impfunwürdig–keit vor Eradikation die Herde verlassen mussten, wurden ebenfalls in die Berechnungen einbezogen. Zur Eradikation von PRRSV aus einer Sauenherde mit ortsgetrenntem Flatdeck (Tabelle 1, Zeile 2) erfolgt ebenfalls ein Absetzen der Ferkel mit maximal 21 Le–benstagen. Das macht ein zweimaliges Absetzen pro Woche über eine Dauer von 100 Tagen erforderlich. Eine wesentliche Voraussetzung für das Gelingen der PRRSV-Eradikation ist eine Unterbrechung des Jungsauenzukaufes über mindestens 180 Tage. Dadurch entsteht eine Remontierungslücke. Alternativ kann vor Eradikationsbeginn verstärkt remontiert werden. Jungsauengruppen, die zu Eradikationsbeginn mindestens 180 Tage alt sein sollten, werden dann drei, vier bzw. fünf Monate später im Alter von 270, 300 bzw. 330 Tagen besamt. Durch die verlängerte Haltungszeit der Jungsauen entstehen Mehrkosten. Insgesamt konnten wir zusätzliche Haltungskosten von 7,50 € pro Sau ermitteln. Da die Aufwendungen für die Medikamente gering sind (1,50 € pro Sau), entstehen für die Eradikation von PRRSV aus einer Sauenherde mit ortsgetrenntem Flatdeck Gesamtkosten von 9 € pro Sau. Für die zeitgleiche Eradikation von PRRSV und Mykoplasma hyopneumoniae aus einer Sauenherde mit ortsgetrenntem Flatdeck errechneten wir einen Betrag von 18,50 € pro Sau (Tabelle 1, Zeile 3). Trotz einer verstärkten Remontierung vor Sanierungsbeginn ergeben sich zwei Monate ohne besamungsfähige Jungsauen. Hochgesunde Schweinebestände verzeichnen einen Leistungs- und Kostenvorteil. Vor einem Neuaufbau oder einer Sanierung sollten Landwirte die Risiken einer Neuinfektion prüfen und weitestgehend ausschalten können. Eine wichtige Rolle spielt der Betriebsstandort. Der Neuaufbau nach einer Depopulation kostet ca. 900 € pro Sau. Bei einer Sanierung ohne Produktionsunterbrechung liegen die Kosten zwischen 10 und 70 € je Sau. Mit der zusätzlichen Auslagerung von Flatdeck-Ferkeln verteuert sich die Maßnahme. -DVM Winfried Kriegler, Bad Belzig; Dr. Günter Grandjot und Dr. Uta Schulze, landwirtschaftliche Sachverständige, Gerdau- Was bringt die Herdensanierung? Wie lange kann ein Betrieb den Hochgesundheitsstatus halten? Welches Sanierungskonzept kommt infrage?