Die Kastration unter Injektionsnarkose mit den Wirkstoffen Ketamin und Azaperon ist eine mögliche Alternative zur betäubungslosen Kastration. Um hierzu weitere Erkenntnisse zu gewinnen, wurde in Zusammenarbeit mit der Universität Bonn (Institut für Tierwissenschaften), der Landwirtschaftskammer NRW, dem Schweinegesundheitsdienst NRW sowie der ISN ein Versuch durchgeführt. Dieser fand im Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Düsse statt.
Im Rahmen einer Masterarbeit (Laura Schönberg) wurden 136 Ferkel im Alter von vier bis sieben Tagen unter Injektionsnarkose kastriert (Narkosegruppe). Für die Narkose wurden 2 mg Ketamin und 25 mg Azaperon je kg Körpergewicht injiziert. Die Kontrollgruppe bestand aus 139 Ferkeln, die im Alter von zwei bis sechs Tagen konventionell kastriert wurden.
Um die narkotisierten Ferkel während der Aufwachphase vor dem Erdrücken zu schützen, wurden sie in einem Kunststoffbehälter von der Sau separiert. Zudem wurden von ausgewählten Tieren die Körperinnentemperaturen erfasst.
Hier die wichtigsten Ergebnisse:
- Es dauerte vier bis viereinhalb Stunden, bis mehr als 50 % der narkotisierten Ferkel wieder zur Sau in die Bucht gesetzt werden konnten und fünfeinhalb Stunden, bis sich mehr als 95 % der Ferkel von der Narkose erholt hatten (siehe Übersicht).
- Die Körperinnentemperatur variierte zwischen 33,6 und 41,1°C. Dies lässt den Schluss zu, dass die Tiere nicht nur unterkühlen können, sondern auch die Gefahr der Überhitzung besteht. Zudem traten zwei Verluste auf, die möglicherweise mit der Narkose in Verbindung zu bringen sind.
- In beiden Ferkelgruppen verheilten die Kastrationswunden in der Regel schnell und unproblematisch. Das Alter bei Kastration hatte hierauf einen signifikanten Einfluss.
- Bei der Betrachtung der täglichen Zunahmen bestand ein signifikanter Unterschied nur während der ersten Woche nach der Kastration. Langfristig traten keine Gewichtseinbußen durch verpasste Milchmahlzeiten auf.
- Für die Narkoseeinleitung brauchte der Tierarzt zehn Sekunden je Ferkel. Bei entsprechender Vorbereitung können ca. 100 Ferkel je Stunde in Serie kastriert werden.
- Durch den Tierarztvorbehalt sowie die zusätzliche Betreuung der Ferkel nach der Narkose ergaben sich Arbeitskosten von über 1 € je Ferkel. Hinzu kommen Aufschläge für die Narkosemittel und Fahrtkosten.
Fazit: Insgesamt ist die Kastration unter Injektionsnarkose im Vergleich zur konventionellen Kastration mit einem zusätzlichen Zeitaufwand und Mehrkosten verbunden. Ob eine Separation der Ferkel von der Sau von bis zu sechs Stunden im Sinne des Tierschutzes ist, bleibt diskutabel.
Kontakt: etho@itw.uni-bonn.de