Beschäftigungsmaterialien findet man häufig in Aufzuchtställen. Sollten bereits Saugferkel Möglichkeiten bekommen, ihren Erkundungstrieb an diversen Materialien auszuleben?
Zu diesem Thema wurde eine Studie am Lehr- und Versuchsgut Ruthe der Stiftung TiHo Hannover vorgenommen. Zwei konventionelle Abferkel- und eine Flatdeckbucht wurden mit den Beschäftigungsmaterialien Strohturm, Papierspender, Kauknochen und Seile ausgestattet. Die gleiche Anzahl Kontrollbuchten ohne diese Beschäftigungsmaterialien befand sich jeweils im gleichen Abteil.
Am Absetztag nach 35 Säugetagen wurden jeweils fünf Ferkel aus den beiden Würfen der Kontroll- und Versuchsgruppe zu zwei neuen Gruppen zu je 10 Tieren zusammengestellt. Das Verhalten der Ferkel wurde per Video festgehalten und analysiert. Auch wurden Hautläsionen am Tag vor dem Absetzen sowie vier Tage später erfasst. Es wurden insgesamt 141 Saugferkel und 60 Absetzferkel bewertet. Nach der Bonitur einzelner Körperregionen wurde ein Gesamtindex berechnet.
Hier die wichtigsten Ergebnisse:
- Die Saugferkel begannen bereits am zweiten Lebenstag, die Materialien zu bearbeiten. Die Spielzeit steigerte sich bis zum 20. Lebenstag. Zu diesem Zeitpunkt nutzten im Mittel 4,7% der Ferkel eines Wurfes die Beschäftigungsmöglichkeiten gleichzeitig.
- Das Interesse an den Materialien war in der Aufzucht deutlich höher. Hier beschäftigten sich durchschnittlich 12,4% der Ferkel gleichzeitig mit dem Angebot. Die Beschäftigungsrate war in der dritten Absetzwoche mit 15,8% am höchsten (s. Übersicht).
- Die Ferkel waren in den Nachmittagsstunden aktiver als vormittags. Zwischen 13.00 und 17.00 Uhr beschäftigten sich im Schnitt 16,6% der Tiere gleichzeitig mit den Materialien. Zwischen 6.00 und 10.00 Uhr lag dieser Anteil lediglich bei 7,3%.
- Bei den Saugferkeln war der Strohturm am begehrtesten, gefolgt vom Papierspender. Auch die Absetzferkel bevorzugten den drehbaren Strohturm mit den Seilen aus Sisal, der zeitweise von maximal sechs Tieren gleichzeitig genutzt wurde.
- Gegenseitige orale Manipulationen wurden in der Säugezeit nur selten, bei Absetzferkeln etwas häufiger beobachtet. In der Kontrollgruppe ohne Beschäftigungsmaterialien betrug der Wert 2%, während er in der Versuchsgruppe bei 1% lag. Gleiches gilt für Manipulationen an der Buchteneinrichtung: Auch hier war der Wert in der Kontrollgruppe im Flatdeck etwas höher (1,5% vs. 1%).
- Bei den Saugferkeln traten kaum Hautverletzungen auf. Bei den Absetzferkeln waren aufgrund der Rangkämpfe insgesamt mehr Hautläsionen zu beobachten. Der Unterschied zwischen den Gruppen war gering und statistisch nicht absicherbar. Allerdings war eine Tendenz eines geringeren Verletzungsgrades in der Gruppe mit Beschäftigung zu erkennen.
Empfehlung: Ein Angebot von Beschäftigungsmaterial ist schon für Saugferkel empfehlenswert und sollte während der gesamten Aufzucht fortgeführt werden.