Das Kupieren der Ferkelschwänze steht in der Kritik. Eine von beiden NRW-Landwirtschaftsverbänden und vom Düsseldorfer Agrarministerium getragene Initiative soll das routinemäßige Kürzen der Ferkelschwänze so weit wie möglich überflüssig machen. Das sogenannte Ringelschwanzprojekt wird von der Landwirtschaftskammer NRW begleitet.
In der ersten Phase des Projekts haben 15 Betriebe probeweise bei einzelnen Buchten auf das Kupieren der Schwänze verzichtet. Beim zweiten Durchgang waren 10 der 15 Betriebe dabei. Die insgesamt 824 „Langschwänze“ im ersten Durchgang und die 518 unkupierten Tiere im zweiten Durchgang wurden mit einer zweiten Ohrmarke gekennzeichnet und intensiv betreut. Um im Falle von Aggressionen die Tiere ablenken zu können, stand ein „Notfallkoffer“ bereit.
Die teilnehmenden Landwirte bonitierten die Schwänze der Schweine wöchentlich auf festgelegte Parameter: Nekrosen, frisches Blut und Teilverluste des Schwanzes. Hier die wichtigsten Ergebnisse (siehe Übersicht):
- Saugferkel neigten nicht zum Schwanzbeißen. Am Ende der Säugezeit hatten 96 bis 98% der unkupierten Tiere noch den Ringelschwanz. Bis zu 3% der Ferkel wiesen Blutspuren am Schwanz auf.
- Anders in der Ferkelaufzucht: Zum Ende dieser Phase wiesen im ersten Durchgang 73,1% und im zweiten Durchgang nur noch 51,4% einen intakten Schwanz auf. Ein Teilverlust von bis zu einem Drittel des Schwanzes wurde im ersten Durchgang bei 17,5% und im zweiten Durchgang bei 24,9% der Tiere vermerkt. Weitreichendere Schwanzverluste traten im ersten Durchgang kaum, im zweiten Durchgang bei über 18% der Ferkel auf. Einen Totalverlust des Schwanzes musste keines der Aufzuchtferkel mit langem Schwanz erleiden.
- Zum Mastende sah die Bilanz wie folgt aus: Im ersten Durchgang hatten noch 53,6% einen Langschwanz. Im zweiten Durchgang erreichten dieses Ziel nur 38,8% der Tiere. In beiden Durchgängen verlor jedes dritte Tier bis zu ein Drittel des Schwanzes. Im zweiten Durchgang kamen noch 23,2% der Tiere dazu, die bis zu zwei Drittel des Schwanzes einbüßten. In beiden Durchgängen gab es Tiere, die den Schwanz vollständig verloren.
- Nur wenn dauerhaft mehr als 95% der Schwänze intakt bleiben, gilt ein Betrieb als erfolgreich. Dies gelang nur einem Betrieb. In acht der 24 ausgewerteten Durchgänge schaffte es der Schweinehalter, zumindest über 70% der Tiere unbeschadet bis zum Mastende zu bringen. Von den zehn Betrieben, die den Durchgang wiederholten, erreichte nur ein Betrieb in beiden Durchgängen das 5%-Ziel.
Fazit: Die bisherigen Ergebnisse des NRW-Ringelschwanzprojektes sind trotz intensiver Betreuung und fachlicher Begleitung ernüchternd. Das Halten von Langschwänzen ist ein langer betriebsindividueller Lern- und Anpassungsprozess. Aus Tierschutzgründen ist ein völliger Verzicht auf das Kupieren derzeit nicht ratsam!