Sauen sind fruchtbarer denn je und die Lebensleistung ist gestiegen. Darunter hat die Nutzungsdauer nicht gelitten, wie umfangreiche Analysen zeigen.
Prof. Steffen Hoy, Uni Gießen, und Birgitt Hameister, VzF Uelzen
Wer hätte vor zehn Jahren gedacht, dass wir heute im Schnitt fast 30 abgesetzte Ferkel pro Sau und Jahr erreichen. Dies resultiert vor allem aus den enorm gestiegenen Wurfgrößen. Aber auch das Besamungsmanagement ist in den Betrieben professioneller geworden, sodass heute mehr Würfe pro Sau und Jahr erreicht werden.
Mit den großen Würfen sind auch die Ansprüche vor allem an das Fütterungsmanagement gestiegen. Werden höhere Milchleistungen abgerufen, besteht die Gefahr, dass die Sauen in ein Energiedefizit geraten und große Mengen Körperfett einschmelzen müssen. Abgemagerte Sauen weisen häufig verzögerte Brunsten auf bzw. scheiden wegen Fruchtbarkeitsproblemen vorzeitig aus. Dies spiegelt sich dann in der mittleren Nutzungsdauer der Sauen wider.
27 Betriebe ausgewertet
Die Nutzungsdauer wird zum einen gern als Indikator für Tierwohl herangezogen. Zum anderen ist sie ein wichtiges ökonomisches Merkmal. Aus diesem Grund sollten die Entwicklungen bei Wurfgröße, Nutzungsdauer und Lebensleistung über einen Zeitraum von zehn Jahren beleuchtet werden.
In die Auswertung flossen Daten von insgesamt 27 Betrieben ein. Es wurden bewusst leistungsstarke Betriebe ausgewählt, die heute mehr als 29 abgesetzte Ferkel je Sau und Jahr erreichen. Alle Daten stammten aus dem db.Sauenplaner und wurden einheitlich erfasst und ausgewertet. Die Betriebe arbeiteten mit verschiedenen Genetiken, zumeist mit BHZP. Die Herdengröße variierte von 146 bis 1177 Sauen.
Es sollten die Wurfgrößen, Nutzungsdauer und Lebensleistungen von Sauen berechnet werden, die zwischen 2002 und 2011 remontiert wurden. Die Analysen endeten mit dem Einstallungsjahrgang 2011, da die Sauen die Chance gehabt haben sollten, im Betrieb alt zu werden, um eine echte Nutzungsdauer und Lebensleistung berechnen zu können. Insgesamt konnten 51047 Sauen in die Auswertung einbezogen werden.
Sauen ziehen 70 Ferkel groß
Zunächst zur Entwicklung der Lebensleistung: Bei Sauen aus dem Remonten-Jahrgang 2002 lag sie bei 60 lebend geborenen Ferkeln. Bis zum Jahr 2011 stieg die Lebensleistung um fast 20 auf 79,7 lebend geborene Ferkel. Das ist ein Plus von 32,8 % (siehe Übersicht 1, Seite 46).
Eine nahezu parallele Entwicklung ist bei der Lebensleistung zu beobachten, die sich auf abgesetzte Ferkel bezieht. Diese stieg von 51,7 bei Sauen des Einstalljahrganges 2002 um 16,5 auf 68,2 abgesetzte Ferkel bei Sauen, die 2011 remontiert wurden. Dies ist ein Plus von 31,9 %.
Die Differenz zwischen lebend geborenen und abgesetzten Ferkeln kennzeichnet die Ferkelverluste. Diese stiegen rechnerisch nur leicht von 13,8 % für die Sauen aus dem Jahrgang 2002 auf 14,4 % für Sauen des Jahrgangs 2011.
Die positive Entwicklung bei der Lebensleistung ist vor allem auf die gestiegene Wurfgröße zurückzuführen. Im Zeitraum von 2002 bis 2011 erhöhte sie sich im Mittel der Betriebe von 10,92 auf 14,39 lebend geborene Ferkel. Die Wurfgröße nahm in zehn Jahren somit um 3,47 lebend geborene Ferkel zu. Damit ist sie jährlich um 0,35 Ferkel gestiegen. Trotz dieses Fortschritts konnte die Nutzungsdauer leicht von 5,46 auf 5,53 Würfe pro Sau gesteigert werden (siehe Übersicht 2).
Nutzungsdauer nicht kürzer!
Die Zusammenhänge zwischen der Nutzungsdauer und der Lebensleistung sind bekannt. Je älter Sauen werden und je mehr Würfe sie abschließen, desto höher ist gemeinhin die Lebensleistung. Dieser Zusammenhang wird auch am vorliegenden Datenmaterial bestätigt. Der Korrelationskoeffizient zwischen Nutzungsdauer und Lebensleistung, bezogen auf lebend geborene und aufgezogene Ferkel, betrug r = 0,84.
Während es logisch ist, dass mit zunehmender Nutzungsdauer die Lebensleistung ansteigt und umgekehrt, bestätigt der positive Korrelationskoeffizient von r = 0,21 die Beziehung zwischen Nutzungsdauer und Wurfgröße. Das heißt: Mit ansteigender mittlerer Wurfgröße verkürzt sich die Nutzungsdauer nicht. Im Gegenteil: Größer werdende Würfe gehen sehr wohl mit einer zunehmenden Nutzungsdauer einher (siehe Übersicht 3).
Herdengröße ohne Einfluss
Um der Frage nachzugehen, ob die Nutzungsdauer von der Herdengröße abhängt, wurden die Berechnungen für größere Betriebe mit über 150 remontierten Jungsauen im Jahr sowie für mittlere und kleinere Betriebe mit weniger als 150 Remonten-Tieren pro Jahr durchgeführt.
Ergebnis: In den kleineren VzF-Betrieben stieg die Lebensleistung lebend geborener Ferkel im Auswertungszeitraum um 22,8 (64,7 vs. 87,5). In den größeren Betrieben nahm die Lebensleistung in Bezug auf lebend geborene Ferkel weniger stark zu: um 18,1 von 54,4 auf 72,5. Auch bei der Lebensleistung abgesetzter Ferkel erhöhte sich der Wert in den kleineren Betrieben mit +18,5 deutlicher als in den größeren Betrieben mit einem Anstieg um 14,5.
Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der mittleren Wurfgröße in den zurückliegenden zehn Jahren wider. In den kleineren Betrieben stieg sie von 2002 bis 2011 um 3,74 auf 14,75 lebend geborene Ferkel je Wurf. In den größeren Betrieben war der Leistungsanstieg nicht so deutlich ausgeprägt. Von einer Wurfgröße von 10,81 kommend betrug sie für Sauen des Jahrganges 2011 exakt 14,06 lebend geborene Ferkel. Dies entspricht einer Verbesserung von 3,25 Ferkeln pro Wurf in den zehn Auswertungsjahren.
In beiden Kategorien nahm trotz der erheblich verbesserten Wurfgröße auch die Nutzungsdauer um 0,10 bzw. 0,12 Würfe zu. Somit gab es diesbezüglich keine nennenswerten Unterschiede zwischen kleineren und größeren Ferkelerzeugerbetrieben.
Fazit
Es wurden die Leistungen von Sauen aus den Remonten-Jahrgängen 2002 bis 2011 analysiert. Während dieser Zeit ist die Lebensleistung der Sauen um 16,5 auf 68,2 abgesetzte Ferkel gestiegen.
Dies ist in erster Linie auf die gestiegene Wurfgröße zurückzuführen. Diese verbesserte sich um 3,47 auf 14,39 lebend geborene Ferkel. Dennoch blieb die Nutzungsdauer konstant bzw. legte sogar noch etwas zu.
Damit ist nachgewiesen: Trotz erheblich höherer Ferkelzahlen werden die Sauen heute z.T. sogar noch älter.