Auf der Eberseite ist in der Regel der Piétrain die erste Wahl. Gilt dies auch bei einer Anpaarung mit dänischen Sauen? Die Schweinespezialberatung Schleswig-Holstein hat gerechnet. Aktuell basiert etwa 40 % der Sauengrundlage in Schleswig-Holstein auf dänischem Ursprung, und der Marktanteil dieser Sauenherkunft könnte in den kommenden Jahren weiter steigen. Ferkelerzeuger, die sich für diese Sauengenetik entschieden haben, setzen zum größten Teil stressstabile Piétrain-Eber ein. Nur wenige Betriebe paaren derzeit ihre Sauen mit Duroc-Ebern an, so wie es dänische Berufskollegen tun. Ein Grund für den restriktiven Einsatz des Duroc-Ebers ist die begrenzte Verfügbarkeit. Zwar steht auf mehreren deutschen Besamungsstationen Sperma von dänischen Duroc-Ebern für die Produktion von Endprodukten zur Verfügung. Die Abnehmer müssen jedoch vor dem Einsatz eine schriftliche Erklärung zur Nutzung der reinerbig stressresistenten Genetik unterschreiben. Zudem ist aufgrund der Lizenzkosten der dänischen Zuchtunternehmen mit einem Aufpreis von ca. 1,30 € je Spermaportion zu kalkulieren. Vitalität und Zunahme sprechen für Duroc Dabei gibt es einige Gründe, die für den Einsatz des Duroc-Ebers sprechen. So heben einzelne Ferkelerzeuger, die den dänischen Duroc-Eber eingesetzt haben, die Vitalität und Robustheit der Ferkel bei der Sau und in der Ferkelaufzucht hervor. Geht man davon aus, dass die Saug- und Absetzferkelverluste durch den Duroc-Einsatz um 2 % gesenkt werden können, ergeben sich bei 30 lebend geborenen Ferkeln etwa 0,6 zusätzlich verkaufte Ferkel je Sau und Jahr. Zudem schwärmen Mastbetriebe, die Ferkel direkt aus Dänemark (Duroc x Dänische Sau) beziehen, oftmals von den hohen Tageszunahmen. Fakt ist, dass mittlere Tageszunahmen deutlich über 900 g keine Utopie darstellen und dass Ferkel aus Dänemark relativ robust sind und auch unter teilweise suboptimalen Stallverhältnissen gute Leistungen erzielen. Doch die Vitalität und die Zunahmen sind nur ein Aspekt. Ob sich der Einsatz von Duroc-Sperma gesamtwirtschaftlich rechnet, hängt auch von der Schlachtleistung und dem Erlös je kg Schlachtgewicht ab. Hierzu sind in Übersicht 1 Ergebnisse von Betrieben aus Schleswig-Holstein zusammengestellt, die zum einen mit Importferkeln aus Dänemark (Duroc x Dänische Sau) arbeiten, zum anderen Piétrain-Nachkommen aus dänischen Sauen erzeugen und mästen. Um die Resultate einordnen zu können, wurde der Landesdurchschnitt mit aufgeführt. Betrachtet man die Direktkosten freie Leistung (DkfL) je m2 Stallfläche als entscheidende ökonomische Vergleichsgröße, so liegen Importferkel aus Dänemark 6 € über dem Landesdurchschnitt (67 € vs. 61 €). Ein noch besseres Ergebnis erzielten die Betriebe, die Piétrain-Nachkommen aus dänischen Sauen einstallten. In dieser Gruppe lag die DkfL/m2 Stallfläche bei 73 €, also 6 € über dem Schnitt für die Importferkel. Die Piétrain-Nachkommen haben ihre Stärke im Bereich der Schlachtkörperqualität bzw. des Vermarktungserlöses. So lag der Erlös je kg Schlachtkörpergewicht um 5 Cent höher. Die Duroc-Nachkommen hingegen wiesen um 80 bis 90 g höhere Tageszunahmen und eine bessere Futterverwertung auf. Eine deutliche Schwäche war neben dem niedrigen Muskelfleischanteil die unterdurchschnittliche Ausschlachtung, was mit einem größeren Magenvolumen und einem höheren Anteil Flomenfett begründet wird. Während die Piétrain-Nachkommen eine solche von 79 % aufwiesen, betrug die Ausschlachtung in der Gruppe der Importferkel nur 77,9 %. Piétrain punktet mit Schlachtkörperqualität Die beim Vergleich berücksichtigten Betriebe in der Gruppe „Importferkel aus Dänemark“ waren überdurchschnittlich groß. Sie können in der Regel bessere Ein- und Verkaufsmöglichkeiten für sich verbuchen als ein Durchschnittsbetrieb. Deshalb wurde eine theoretische Kalkulation auf Basis der Praxisdaten angefertigt (siehe Übersicht 2), wobei Ausschlachtung, Verkaufserlös, Futterverwertung und Tageszunahme den Praxisdaten entsprechen. Auf Basis dieser Eckdaten zeigt sich bei gleichen Ein- und Ausstallgewichten, gleichen Ferkel-, Futter- und sonstigen Kosten ein deutlicher Nachteil für Duroc-Anpaarungen sowohl im Vergleich zum gesamten Landesdurchschnitt als auch zur Anpaarung dänischer Sauen mit Piétrain-Ebern. In der Musterkalkulation erreichen die Duroc-Anpaarungen mehr als drei Umtriebe je Stallplatz. Unter den getroffenen Annahmen ergibt sich bei der Direktkosten freien Leistung eine Differenz in Höhe von etwa 12,50 € je Stallplatz im Vergleich zu Piétrain-Anpaarungen. Kalkuliert man mit 3 €/dt niedrigeren Futterkosten, bleibt je Platz eine Differenz von knapp 11 €. Erst wenn Duroc-Anpaarungen in der Musterkalkulation den Erlös um 3 Cent je kg Schlachtgewicht steigern, also nur noch 2 Cent je kg Schlachtgewicht unterhalb der Piétrain-Nachkommen liegen, und die Tageszunahme auf 920 g steigt, ziehen diese Tiere mit der Anpaarung Piétrain x Dänische Sauen gleich. Somit kann festgehalten werden, dass bei herkömmlichen Vermarktungsbedingungen der Einsatz frohwüchsiger Piétrain-Eber vorzuziehen ist. Sollten dem Mäster Sonderkonditionen bei der Vermarktung eingeräumt werden, kann sich das Blatt jedoch schnell zugunsten des Duroc-Ebers drehen. Duroc-Schweine anders füttern Bei einer Umstellung auf Duroc werden in der Regel höhere Mastzunahmen erreicht. Je kürzer die Mastdauer ist, desto mehr Schweine können pro Jahr vermarktet werden. Betriebe mit Flächenknappheit sollten deshalb die Vieheinheiten-Entwicklung im Auge behalten. Zudem ist die Fütterung in der Ferkelaufzucht und Mast auf eine dem Zunahmeniveau entsprechende Aminosäuren-Ausstattung abzustellen. Bei einem angepeilten Zunahmeniveau von 950 g empfehlen die Experten der Landwirtschaftskammer und der Schweinespezialberatung Schleswig-Holstein den Einsatz eines Vormastfutters mit einem Lysingehalt von 1,25 % bei einem Energiegehalt von 13,8 MJ ME. In der Mittelmast ist der Brutto-Lysingehalt auf 1,01 % bei 13,4 MJ ME und in der Endmast ab 90 kg auf 0,78 % bei 13,0 MJ ME abzusenken. Um das Speckmaß der Schweine im Griff zu behalten, ist eine rationierte Futterzuteilung zwingend erforderlich. Ein Tier-Fressplatz-Verhältnis von 1 : 1 und die getrennt geschlechtliche Mast sollten Standard sein. Zum Ende der Mast ist bei einem Zunahmeniveau von etwa 950 g die tägliche Energieaufnahme auf etwa 38 MJ ME bei Börgen und 39 MJ ME bei Sauen ab 90 kg LG zu begrenzen. Liegt das Fleischmaß beispielsweise bei 60 mm, darf das Speckmaß 16,5 mm nicht überschreiten, wenn der Muskelfleischanteil nicht unter 56 % fallen soll. Das Schlachtgewicht ist auf den Vermarktungsweg zugeschnitten zu optimieren. Bei der FOM-Vermarktung sind bei Duroc-Börgen knapp 90 kg Schlachtgewicht (SG) und bei weiblichen Duroc-Nachkommen 92 bis 93 kg SG anzupeilen. Jedoch gibt es kaum Vermarktungswege, die ein Abliefern leichter Tiere unter 90 kg SG ohne Abzüge tolerieren. Bei der AutoFOM-Vermarktung ist unbedingt darauf zu achten, dass die Teilstückgewichte im Optimalbereich liegen. Hierzu sind in der Regel Schlachtkörpergewichte zwischen 90 und 100 kg anzustreben. Fazit Ingesamt kann festgehalten werden, dass bei herkömmlichen Vermarktungsbedingungen der Einsatz wüchsiger Piétrain-Eber wirtschaftlicher ist als der Einsatz von Duroc- oder Kreuzungsebern. Im Falle einer fleischreichen Sauengenetik kann der Einsatz dänischer Duroc-Endstufeneber eine Alternative sein, wenn die Fütterung in der Mast sowie die Vermarktungsgewichte angepasst werden. Vor dem Wechsel der Ebergenetik sollte ein Gespräch mit dem Ferkelabnehmer stattfinden. Betriebe, die gerade die Sauengenetik umstellen oder mit einer fleischarmen Sau arbeiten, sollten keinen Duroc-Endstufeneber einsetzen.