Heftige Preisausschläge am Schweine- und Ferkelmarkt sind keine Seltenheit. Immer wieder führen Seuchen oder Handelsbeschränkungen zu irrationalen Marktverwerfungen mit enormen wirtschaftlichen Schäden für alle Beteiligten.
Das Blatt hat sich jetzt in einer noch nie dagewesenen Dynamik gewendet. Ausgehend von einer globalen Sogwirkung und gleichzeitig EU-weit reduzierten Angebotszahlen stieg der Erzeugerpreis innerhalb von vier Wochen um 26 %. Im Januar reduzierten sich in Deutschland die Schlachtungen um mehr als 10 %. Der Trend dürfte sich in den nächsten Monaten fortsetzen und wir kehren zu einem normalen Preisniveau zurück.
Das Ferkelangebot hat sich nicht nur aus saisonalen Gründen spürbar verkleinert. Die Entwicklungen sind agrarstrukturell besorgniserregend und dies nicht nur in Deutschland. Hiesige KB-Stationen berichten von Umsatzrückgängen zwischen 5 und 20 %. Gleichzeitig stocken die Niederländer ihre Sauenhaltung sogar um über 90.000 Zuchttiere ab. Von diesen Angebotsrückgängen werden die Spanier, Franzosen, Polen und Dänen profitieren.
Welche Lehren sind hieraus abzuleiten?
- Die deutsche Schweineproduktion wird zukünftig stärker auf den Binnenmarkt ausgerichtet sein. Wertschöpfungspotenziale aus dem internationalen Geschäft werden zwar noch wichtig bleiben, allerdings an Bedeutung verlieren.
- Integrationsmodelle, wie wir sie aus der Geflügelhaltung kennen, werden verstärkt auch von deutschen Schweinehaltern angenommen. Die Marktlösung der Initiative Tierwohl (ITW), die ab Juli 2021 beginnt, wird diesen Prozess beschleunigen.
- Die deutsche Schweinehaltung wird sich künftig vielfältiger aufstellen. Regional- und Tierwohlprogramme gewinnen an Bedeutung. Ein Teil der Betriebe wird weiter den Spotmarkt bedienen und mit Preisschwankungen leben müssen.
Organisatorisch stehen für viele deutsche Schweinehalter gravierende Änderungen ins Haus. Dass der Markt in die richtige Richtung dreht, hilft in insgesamt schwierigen Zeiten.