SUS 4/2020

Neue Haltungs-VO schockiert

Durch die Verordnungsänderung beim Kastenstand in Deckzentrum und Abferkelstall geraten deutsche Sauenhalter massiv ins Hintertreffen.

Der Bundesratsbeschluss vom 3. Juli zur Haltungs-VO bedroht insbesondere die Existenz vieler deutscher Ferkelerzeuger. Denn die Politik hat Vorschriften erlassen, die in etlichen Punkten weit über die Anforderungen unserer Wettbewerber in der EU hinausgehen (s. Beitrag Seite 12). Der nahezu vollständige Verzicht auf Kastenstände im Deckzentrum sowie das riesige Platzangebot für abgesetzte Sauen von 5 m2 sind nur zwei Beispiele. Warum wurden die Erfahrungen der MuD-Betriebe nicht berücksichtigt? Dort werden mit Steuergeldern neue Stallkonzepte getestet.

Dabei halten Politik und Gesellschaft die regionale Produktion nach deutschen Standards für unverzichtbar. Jetzt muss der Investitionsbedarf für den Umbau unserer Ställe fair bewertet und müssen entsprechende Fördermittel bereitgestellt werden. Die 300 Mio. € aus dem Corona-Konjunkturprogramm reichen bei Weitem nicht, auch wenn diese Mittel als On-Top-Finanzierung ein wichtiges Signal sind.

Stallerweiterungen für mehr Freilauf müssen genehmigungsfähig sein. Hier muss der Gesetzgeber die geplanten Erleichterungen im Baurecht, aber auch im Immissionsschutzrecht umsetzen. Zudem brauchen wir zeitnah fundierte Ausführungshinweise, die den Interpretationsspielraum für die Praxis nutzen und Überforderungen vermeiden. Ideal wären bundesweit abgestimmte Regelungen.

Die neuen Auflagen treffen neben dem Deck- und Abferkelbereich auch die Mast. Es geht um Beschäftigungsfutter, Schadgase und Lärm. Dazu brauchen wir ebenfalls praxistaugliche Lösungen und Fristen!

Sollte der Umbau rechtlich oder wirtschaftlich nicht möglich sein, müssen die Teilbestände wie im niederländischen Ausstiegsprogramm entschädigt werden. Es kann nicht sein, dass Betriebe abstocken oder aufhören müssen und auf den Stallkrediten sitzenbleiben.

Auch wenn viele noch schockiert sind, sollten wir jetzt den Blick nach vorn richten. Vor allem die Ferkelerzeuger brauchen Weitblick. Wer den Umbau des Deckzentrums erwägt, muss den wenige Jahre später erforderlichen Umbau der Abferkelung bereits mitplanen. Dabei müssen wir selbstbewusst kommunizieren, dass wir vieles ändern können, wenn wir finanziell und rechtlich unterstützt werden.

Uns gegenüber stehen Tierschutzaktivisten, die wesentlich lauter sind und zurzeit mehr Gehör finden. Doch wir sind systemrelevant und werden es auch bleiben. Der Bundesverband Rind und Schwein wünscht allen Mut und Zuversicht für die Zukunft! SUS 4/2020 - Seite 3


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