EU-Schweineproduktion verliert weiter an Boden​ ​ ​

Der Bestandsabbau in Deutschland trägt spürbar dazu bei.

Niedrige Erzeugerpreise bei gleichzeitig hohen Futterkosten haben bereits zum Jahreswechsel 2021/22 sinkende Schweinebestände in der Europäischen Union zur Folge gehabt; dies macht sich nun auch immer stärker in der Verarbeitung bemerkbar. Laut dem Statistischen Amt der Europäischen Union (Eurostat) kamen im ersten Halbjahr 2022 in den meldepflichtigen Schlachtbetrieben der Gemeinschaft insgesamt 120,15 Mio. Schweine an die Haken; das waren 3,88 Mio. Tiere oder 3,1 % weniger als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Noch etwas stärker ging die Schweinefleischerzeugung zurück, weil die Tiere bei hohen Futterkosten meist mit einem geringeren Gewicht als üblich in die Schlachthäuser geliefert wurden. Insgesamt 11,33 Mio. t Schweinefleisch wurden in der ersten Jahreshälfte 2022 in den 27 Mitgliedstaaten produziert, was im Vorjahresvergleich einem Rückgang von gut 455 000 t beziehungsweise 3,9 % entsprach.

Ergebnisse für einzelne Länder zeigen für Juli, dass sich der Rückgang der Schlachtungen fortgesetzt und teilweise noch verstärkt hat, wozu auch die europaweite Hitzewelle beitrug. Auch aktuelle Daten zur Entwicklung des Schweinebestandes, der im Mai beziehungsweise Juni weiter verringert wurde, lassen ein im Vorjahresvergleich deutlich kleineres Schlachtschweineangebot für das restliche Jahr erwarten. In ihrer jüngsten Prognose ging die Brüsseler Kommission im Sommer davon aus, dass die EU-Schweinefleischerzeugung 2022 mit rund 22,5 Mio. t das Vorjahresniveau um 1,1 Mio. t oder 4,7 % verfehlen wird. Es dürfte das kleinste Aufkommen seit 2014 werden.

Einen wesentlichen Beitrag zum Rückgang der EU-Schweineschlachtungen und Fleischerzeugung leistet Deutschland. Eurostat zufolge nahm das Schlachtaufkommen hierzulande im Vergleich zur ersten Jahreshälfte 2021 um 2,33 Millionen oder 8,9 % auf 23,78 Millionen Stück ab. Neben den insgesamt geringeren Tierbeständen auf den immer weniger werdenden Schweinehöfen sorgte auch der schwächere Import von Auslandsferkeln zur Mast in Deutschland für das deutlich kleinere Schlachtviehangebot. Zudem verringerten sich die durchschnittlichen Schlachtgewichte gegenüber der Vorjahresperiode um rund 1,2 kg auf 95,5 kg, was letztlich zu einer um 10,1 % auf 2,27 Mio. t gesunkenen Schweinefleischerzeugung führte. Es zeichnet sich ab, dass die in den deutschen Schlachtunternehmen produzierte Menge an Schweinefleisch 2022 die geringste seit mehr als 15 Jahren sein wird.

In sieben EU-Staaten wurden entgegen dem negativen EU-Trend jedoch mehr Schweine im ersten Halbjahr 2022 als in der Vorjahresperiode geschlachtet. Dazu zählte auch das größte Erzeugungsland Spanien, wo das Wachstum mit 1,1 % auf 29,05 Millionen Tiere jedoch deutlich unter dem früherer Jahre blieb. Die Schweinefleischerzeugung der Iberer nahm aber wegen zunächst höherer Schlachtgewichte gegenüber den ersten sechs Monaten 2021 noch um 1,6 % auf fast 2,64 Mio. t zu. Seit Juni werden aber auch in Spanien weniger Schweine als im Vorjahr an die Schlachthöfe geliefert, und die Schlachtgewichte der Tiere weisen in diesen Sommer das niedrigste Niveau seit Jahren auf. Neben gewissen Tiergesundheitsproblemen geht der steile Anstieg der Futterkosten auch an den spanischen Erzeugern nicht spurlos vorbei, sie treten auf die Bremse. Zudem belastet der starke Rückgang der Schweinefleischexporte um rund 60 % nach China die spanische Schweinebranche, das Land ist Hauptlieferant für die Volksrepublik. Zu den weiteren EU-Mitgliedstaaten mit einer zunehmenden Schweinefleischerzeugung im Betrachtungszeitraum zählten ansonsten nur Länder mit relativ kleinen Schweinebeständen wie Estland, Lettland, Luxemburg, Griechenland, Bulgarien und Irland. AgE