Extreme Kostensteigerungen verhindern schwarze Zahlen​ ​ ​

Angesichts der enorm gestiegenen Kosten reichen die historisch hohen Schweinepreise nicht zur Kostendeckung aus.

Obwohl der Schlachtschweinepreis auf ein im langfristigen Vergleich sehr hohes Niveau gestiegen ist, reicht er für eine rentable Schweineproduktion nicht aus. „Gegenüber dem Jahrespreistief haben sich sowohl der Schweine- als auch der Ferkelpreis deutlich erhöht, doch die Schweinehalter und Ferkelerzeuger erleben aktuell eine Kostenentwicklung bei den Futtermitteln und vor allem beim Flüssiggas und Energie, die ihresgleichen suchen“, berichtete jüngst der Fachbereichsleiter Markt der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Dr. Albert Hortmann-Scholten, beim Veredlungsausschuss im Landvolk Niedersachsen.

Die exorbitante Gaspreiserhöhung, setze vor allem den Sauenhaltern zu, so der Experte. Die Produktionskosten könnten im laufenden Wirtschaftsjahr aufgrund der höheren Energiepreise zwischen 8 € und 10 € je Ferkel steigen. Schweine- und Geflügelmäster sowie Legehennenhalter wären ebenfalls massiv betroffen, denn ohne Heizung und Lüftung sei die Tiergesundheit gefährdet. Auch die Futtermittelpreisentwicklung macht laut Hortmann-Scholten auf den Höfen das Gros der Kosten aus. „Wer Futtermittel zukauft spürt, wie eng die wirtschaftliche Situation selbst bei einem besseren Schweinepreis von 2,05 € pro Kilogramm Schlachtgewicht ist“, betonte der Experte. Die schwierige Situation der Schweinehalter mache sich bereits mit einem spürbaren Angebotsrückgang bemerkbar. Die Zahl der geschlachteten Schweine dürfte 2022 gegenüber dem Vorjahr um mindestens 7 % auf weniger als 48 Millionen Stück sinken, prognostizierte der Kammerexperte. Vor zehn Jahren kamen noch fast 60 Mio. Schweine an die Haken.

Der Rückgang liegt laut Hortmann-Scholten aber auch am rückläufigen Fleischverzehr in der Europäischen Union. Der durchschnittliche Konsum in der Gemeinschaft ist allein von 2019 bis 2021 um 2 kg auf 67 kg/Kopf gesunken. Die Deutschen verzehren dabei nur noch 55 kg/Kopf und damit 12 kg weniger als der EU-Durchschnittsbürger; sie liegen im Verbrauchsranking weit hinten. „Interessant dabei ist vor allem der Aspekt, dass 11 kg Schweinefleisch pro Kopf nach Deutschland importiert werden“, berichtete Hortmann-Scholten. Damit würden zum einen die hiesigen Qualitätsstandards unterlaufen, zum anderen zeige dies, dass Deutschland bei den Edelteilen nur einen Selbstversorgungsgrad von 60 % besitze. Deshalb sei für die deutschen Schweinehalter die Herkunfts- und Haltungskennzeichnung so wichtig. AgE