Faktencheck zum Fleischkonsum

Viele Kritikpunkte zum Thema Fleischverzehr lassen sich wissenschaftlich entkräften.

In der öffentlichen Diskussion wird oft ein Zerrbild der Tierhaltung und des Fleischverzehrs gezeichnet. Es werden Mythen verbreitet und Klischees bedient, die nichts mit der modernen Tierhaltung in Deutschland zu tun haben oder die sich wissenschaftlich nicht bestätigen lassen.

Was bei der Kritik vergessen wird: tierische Lebensmittel sind ein wichtiger Bestandteil einer gesunden Mischkost. Sie schonen Ressourcen und können das Klima sogar entlasten. Zudem gehört die deutsche Tierhaltung zu den effizientesten Branchen im internationalen Vergleich mit geringen Emissionen. Das betonen die Brancheninitiative Fokus Fleisch, der Bundesverband Rind und Schwein sowie Land.Schafft.Werte anlässlich ihres neuen Faktenchecks.

Der Anteil der gesamten Landwirtschaft an den Treibhausgasemissionen in Deutschland liegt demnach bei etwa 8 %, davon entfällt die Hälfte auf die Tierhaltung, wobei die Rinderhaltung den Löwenanteil ausmacht. Im weltweiten Durchschnitt beträgt der Anteil der landwirtschaftlichen Emissionen rund 14 %.

Auch verglichen mit den Hauptemittenten wie Industrie, Energiesektor, Verkehr und Transport sind die Emissionen gering. Bezogen auf den tierischen Hauptemittenten (Rinderhaltung) sind das umgerechnet 3 % der deutschen Gesamtemissionen. Dazu kommt, dass die Landwirtschaft zu einer der wenigen Sektoren zählt, die seit den 1990er Jahren ihre Emissionen kontinuierlich senken konnte und die jährlichen Klimaziele einhält.

Nach Schätzung von Agora Energiewende könnte die Landwirtschaft die Vorgaben des Klimaschutzgesetzes sogar vorzeitig erreichen. Ziel ist eine Reduzierung um 65 % gegenüber dem Jahr 1990 bis zum Jahr 2030. Mit einer Senkung um 36 % bis 2021 ist die Landwirtschaft auf einem guten Weg.

Zuletzt machte der Weltklimarat (IPPC) deutlich, dass die Emissionen der Landwirtschaft bislang um das Drei- bis Vierfache überbewertet worden sein könnten, je nach zugrundeliegendem Schätzmodell, so die Verbände weiter. Dabei kommt den Emissionen der Landwirtschaft zugute, dass Sie Teil eines vorwiegend natürlichen Kohlenstoffkreislaufs sind – dank Photosynthese, Humusfixierung in Wiesen und Weiden sowie einem ressourcenschonenden Wirtschaftsdüngereinsatz. Die Landwirtschaft in Deutschland leistet damit neben der Fortwirtschaft einen wichtigen Beitrag zur Entlastung aller fossilen Branchen.

Mit zunehmender Trockenheit und ausbleibendem Regen steigt der Wasserbedarf der Landwirtschaft. Bisher lag der Anteil der deutschen Landwirtschaft an der Wassernutzung in Deutschland bei 2 %. Die Behauptung, dass für die Produktion von einem Kilogramm Rindfleisch im Mittel 15.000 Liter Wasser benötigt werden (in Deutschland sind es danach 7.700 Liter), geht auf den Ansatz zurück, einen virtuellen Wasserfußabdruck zu berechnen. Dabei wird der hohe Anteil des sog. „grünen“ Wassers (Niederschlag) häufig unterschlagen.

Knapp 95 % des in der Tierhaltung benötigten Wassers ist Regenwasser, welches für den Aufwuchs von Futterpflanzen genutzt wird. Im weltweiten Vergleich ist die durchschnittliche jährliche Regenmenge in Deutschland ein wichtiger Standortvorteil, den es zu nutzen gilt, um andere Länder über Lebensmittelexporte zu entlasten. Ein weiterer Vorteil ist auch die funktionierende Wasserversorgung und -aufbereitung (blaues und graues Wasser). Deutsche Landwirte beteiligen sich an den Kosten, wie jeder normale Verbraucher auch.

Der WWF kommt in seiner Studie zum Wasserfußabdruck zu dem Ergebnis, dass eine ausgewogene Mischkost mit Anteilen tierischer Lebensmittel einen günstigeren Wasserfußabdruck aufweist als eine rein pflanzliche Ernährung. Das hängt u.a. damit zusammen, dass der Anbau mancher pflanzlicher Produkte, wie Mandeln oder Avocados, recht wasserintensiv sein kann. Das gilt v.a. dann, wenn sie in Regionen angebaut werden, die mit Wasser nicht so günstig versorgt sind wie z.B. Deutschland.

Der Einsatz von Antibiotika als Wachstums- oder Leistungsförderer ist seit dem 1. Januar 2006 EU-weit verboten; das gilt auch für die Vermarktung von Antibiotika als Futtermittelzusatz. Bereits seit 2002 gilt ein Anwenderverbot von Antibiotika zur Krankheitsvorsorge (Prophylaxe).

Unabhängig davon setzen sich die landwirtschaftliche Nutztierhaltung und die Fleischwirtschaft dafür ein, dass die Verschreibung antibiotischer Medikamente insgesamt weiter sinkt. Mit großem Erfolg - so sank ihr Einsatz in den letzten zehn Jahren um 65 %.

In der Nutztierhaltung werden Medikamente nur nach eindeutiger veterinärmedizinischer Diagnose und einem Erregernachweis verschrieben, um kranke Tiere zu behandeln und Leiden zu reduzieren. Alle tierischen Lebensmittel werden regelmäßig im Auftrag des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) stichprobenartig untersucht. Dabei bleiben regelmäßig 99,9 % aller Proben unbeanstandet.

Bei Resistenzen verlieren Antibiotika ihre Wirksamkeit gegenüber Bakterien. Die zunehmenden Antibiotikaresistenzen sind ein gemeinsames weltweites Problem der Human- und der Tiermedizin. Wenn Antibiotika vom Tierarzt oder Humanmediziner zur Behandlung bakterieller Infektionen verschrieben werden müssen, besteht immer das Risiko, dass durch falsche Dosierungen, unsachgemäße Anwendung (beispielsweise ohne vorherigen Erregernachweis) oder einen vorzeitigen Therapieabbruch Bakterien resistent werden. D.h., das Antibiotikum wirkt u.U. nicht mehr und die Bakterien können sich ungehindert vermehren.

Mittlerweile ist es im Falle des Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA) möglich, die Resistenzherkunft nach Human- oder Veterinärmedizin zu unterscheiden. MRSA-Keime, die aus dem Tierstall stammen, sind in Deutschland zu rund 5% für Infektionen beim Menschen verantwortlich. Die Keime, die der Humanmedizin in Kliniken große Probleme bereiten, sind zu 95 % MRSA-Keime, die nur beim Menschen vorkommen, erklären die Verbände.