Nach heutigem Stand erfüllt die lokale Betäubung die ab Januar 2021 geltenden Anforderungen des Tierschutzgesetzes nicht. Denn es muss beim Kastrieren eine wirksame Schmerzausschaltung gewährleistet sein. Aus rechtlicher Sicht ist dieses Verfahren deshalb bisher keine Alternative zur Kastration ohne Betäubung.
Allerdings ist bekannt, dass die möglichen Lokalanästhetika, die vor der Kastration in den Hoden und das umgebene Gewebe injiziert werden, unterschiedlich wirken. Deshalb sollten in einer Studie an der Klinik für Schweine in München die Wirkung von vier Lokalanästhetika (Procain, Lidocain, Bupivacain und Mepivacain) auf die Schmerzlinderung während der chirurgischen Kastration untersucht und verglichen werden. Vor Beginn der Studie wurden keine anderen schmerzhaften Eingriffe wie Schwanzdocking oder Ohrmarkierung durchgeführt. Die Daten wurden von 71 männlichen Ferkeln zwischen drei und sieben Lebenstagen von 16 Würfen gesammelt.
Allen Ferkeln mit Ausnahme derjenigen der Handhabungsgruppe (H, nur Fixierung) wurde ein Gesamtvolumen von 2 ml mit dem jeweiligen Lokalanästhetikum oder 0,9 % Natriumchlorid (NaCl) verabreicht. Dabei wurde je Hoden 0,5 ml intratestikulär und 0,5 ml subskrotal injiziert.
Während der Injektion und Kastration wurde die Abwehrbewegungen bewertet und Noten für Intensität (0 – 4) und Dauer (0 – 3) vergeben. Daraus wurde eine Gesamtpunktzahl berechnet, die von 0 bis 14 variieren kann.
Um Nebenwirkungen festzuhalten, wurden koordinierende Bewegungsabläufe sowie postoperative Blutungen, Wundheilung und durchschnittliche tägliche Gewichtszunahme beurteilt.
Zu den Ergebnissen:
- Die Injektion verursachte erhöhte Abwehrbewegungen, signifikant in der Bupivacain-Gruppe.
- Lidocain und Mepivacain reduzierten die Abwehrbewegungen während der Kastration signifikant und Procain und Bupivacain nur während des Durchtrennens des Samenstrangs.
- Bei Ferkeln, denen Lidocain, Bupivacain oder Natriumchlorid injiziert worden waren, wurden Beeinträchtigungen der Bewegungsabläufe nach der Kastration festgestellt.
- Die Injektion der Lokalanästhetika hatte keine negativen Auswirkungen auf den Allgemeinzustand, die Wundheilung, die Gewichtszunahme oder die Blutung der Ferkel nach der Kastration.
Fazit
Zusammenfassend konnten Lidocain und Mepivacain während des Kastrationsverfahrens eine signifikante Schmerzlinderung erzielen. Procain und Bupivacain überzeugten nur während des Durchtrennens des Samenstrangs. Darüber hinaus schien die Injektion von Bupivacain selbst schmerzhaft zu sein.
Originalbericht (englisch)