Staatssekretärin fordert Halbierung des Fleischkonsums

Auf der ISN-Jahresversammlung rief BMEL-Staatssekretärin Silvia Bender zum Fleischverzicht auf.

Das war der Tobak für die rund 250 Teilnehmer der diesjährigen Jahresversammlung der ISN- Interessengemeinschaft in Osnabrück: Unmissverständlich machte Staatssekretärin Silvia Bender aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium klar, dass sie in Zukunft einen deutlich geringeren Fleischkonsum der deutschen Verbraucher anstrebt. Aus Sicht von Bender essen die Deutschen etwa doppelt so viel Fleisch wie ihnen gesundheitlich guttut. Dies schade auch dem Klima und der Umwelt, argumentierte die Staatssekretärin. Was für ihre harsche Kritik am Fleischkonsum erntete die Agraringenieurin zahlreiche Wortmeldungen aus dem Publikum sowie deutliche Buh-Rufe.
Auch bei der jetzt vom Bundeslandwirtschaftsministerium angestoßenen Haltungskennzeichnung für Schweinefleisch machte die Staatssekretärin den Zuhörern wenig Hoffnung. Aus Sicht der Landwirte geht es hier insbesondere darum, endlich eine solide und dauerhafte Finanzierung für den Umbau der Ställe für mehr Tierwohl auf den Weg zu bringen. Zwar sieht das BMEL diesbezüglich ebenfalls die Notwendigkeit eines schlüssigen Finanzierungskonzepte. In Zeiten knapper Staatskassen sollten die Erzeuger ihre Erwartungen aber nicht zu hoch schrauben.
Neben dem Publikum äußerte sich auch die ISN-Spitze kritisch zu den Ausführungen der Staatssekretärin Bender. So mahnte ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack: „Wir haben in Deutschland bereits den niedrigsten Schweinebestand seit 25 Jahren. Besonders deutlich ist die Zahl der Betriebsaufgaben: Von ca. 30.900 schweinehaltenden Betrieben im Jahr 2011 sind nur noch 18.800 Betriebe im November 2021 übrig geblieben. Erste Ergebnisse der Mai-Viehzählung zeigen laut Staack bereits weitere, klar zweistellige Rückgänge. Dabei ha­ben gleichzeitig Schweinehalter in anderen EU-Staaten, wie Spanien, aufgestockt.
"Das Paradoxe ist, dass die Politik mit aller Gewalt die Tierbestände reduzieren will. Dabei treibt sie genau jene Familien­betriebe unwiederbringlich zum Ausstieg, die sie eigentlich für die Weiterentwicklung der Tierhaltung behalten will“, resümierte der ISN-Vorsitzende Heinrich Dierkes.