Die Afrikanische Schweinepest (ASP) hält Deutschland seit September 2020 in Atem. Alle Betriebe sind gehalten, die Bestimmungen der Schweinehaltungshygieneverordnung penibel umzusetzen. Die Universität Vechta hat hierfür das Onlinetool „ASP-Ampel“ entwickelt, um Schweinehaltern eine Selbsteinschätzung ihrer betrieblichen Präventionsmaßnahmen anzubieten.
Maßnahmen: Auf dem Betrieb Geese in Bösel mit etwa 200 Sauen im geschlossenen System befinden sich die Tiere in unterschiedlichen Ställen auf der Hofanlage. Ralf Martens, zuständig für die Biosicherheit in der Goldschmaus Gruppe, hat den Betrieb betreut und nutzte das Online-Tool mit 111 Fragen. Die Risikofaktoren betreffen alle für einen ASP-Eintrag relevanten Betriebsteile und teilen sich auf in drei Kategorien mit fünfzehn Unterkategorien:
- Lage des Betriebes (Bauliche Voraussetzungen, Betriebsorganisation, Betriebsgelände Zugang);
- Abschirmung des Stalles (Schwarz-Weiß-Grenze);
- Arbeitsabläufe (Management des Betriebsalltags).
Das Ergebnis ist eine nach Ampelfarben visualisierte Risikobewertung bzw. Einteilung in -klassen. In einer Optimierungsanalyse werden alle identifizierten Risikofaktoren ihrer Bedeutung gemäß aufgelistet und konkrete Hinweise zur Umsetzung im Betrieb gegeben.
Für den Betrieb Geese war die Risikoeinstufung insgesamt positiv. Allerdings gab es zwei Empfehlungen bei der Kadaverlagerung- und abholung sowie der Hygieneschleuse, um die volle Punktzahl erreichen zu können.
Abhilfe war schnell geschaffen: Der Kadaverplatz wurde befestigt und es wurde eine Routine zur regelmäßigen Reinigung und Desinfektion etabliert. In den jeweiligen Hygieneschleusen von Sauen- und Maststall wurde die Trennung des Schwarz-Weiß-Bereiches optimiert. Die Stallkleidung wird nun beispielsweise deutlich von der Straßenkleidung getrennt.
Nutzen/Kosten: Insgesamt hat die Risikoanalyse etwa 60 Minuten gedauert. Die Investitionen und die Zeit für die Nachbesserung betrugen nicht einmal 1 000 €. Wenig für ein gutes Gefühl, alles für die Biosicherheit getan zu haben.
Ein weiterer Vorteil: das Ergebnis hängt jetzt im Büro und kann auf Nachfragen der Veterinärbehörden oder bei einem Audit präsentiert werden. Damit dokumentiert man gegenüber den Behörden: Biosicherheit ist keine Floskel, sondern wird auf dem Betrieb und bei Goldschmaus ernst genommen. Denn ein Ausbruch im Hausschweinebestand wäre katastrophal für den Betrieb, das Unternehmen Goldschmaus und für alle anderen Schweinehalter in Deutschland.
Dieser Best Practices-Tipp wurde im Rahmen des EU-Projekt „EuPig“ eingereicht und dient als Beleg für die Innovationsfreude bei europäischen Schweinehaltern.