UBA will Diskussion über Abbau der Nutztierhaltung

Das UBA verfolgt bei der Bengrenzung der Feinstaubemissionen ehrgeizige Ziele.

Um das Gesundheitsrisiko durch Feinstaub weiter zu verringern, muss nach Ansicht des Präsidenten des Umweltbundesamtes (UBA), Prof. Dirk Messner, auch über einen Abbau der Nutztierhaltung in Deutschland diskutiert werden. Wie der UBA-Präsident am Dienstag vergangener Woche bei einer Online-Pressekonferenz zur Vorstellung aktueller Luftschadstoffdaten erklärte, liegt die zentrale Herausforderung angesichts der positiven Entwicklung beim Stickstoffdioxid nun bei der Reduktion der Feinstaubbelastung. Ein besonderes Augenmerk sei unter anderem auf die sekundäre Feinstaubbelastung aus den Ammoniakemissionen der Landwirtschaft zu legen, erklärte Messner. Die wichtigste Stellschraube zur Verringerung der Ammoniakemissionen in der Tierhaltung sei indes die Düngeverordnung. Dem UBA zufolge war 2020 das am geringsten mit Feinstaub belastete Jahr seit Beginn der Feinstaubmessungen Ende der 1990er Jahre. Die empfohlenen Tagesmittelwerte der Weltgesundheitsorganisation (WHO) seien aber trotzdem und besonders bei den kleineren Partikeln nicht immer eingehalten worden. Derweil seien die in der Europäischen Union geltenden Grenzwerte mehr als 20 Jahre alt und bedürften einer Anpassung an die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse der WHO. Die Genfer Experten seien gerade dabei, ihre Empfehlungen für einen verbesserten Gesundheitsschutz zu überarbeiten.

Nach Einschätzung von Bundesumweltministerin Svenja Schulze dürfte die WHO ihre neuen Empfehlungen Mitte dieses Jahres vorlegen, die dann zunächst von den zuständigen Gremien der Europäischen Kommission bewertet und beraten werden müssten. Mit entsprechenden Vorschlägen der Brüsseler Kommission rechnet die Ministerin für Herbst 2022. Derweil zeigte sich Schulze zuversichtlich, dass die jüngsten Änderungen im deutschen Düngerecht weitere Fortschritte bei der Senkung der Feinstaubbelastung bringen. „Überdüngung führt zu Ammoniak und Ammoniak führt zu Feinstaub“, so die Ressortchefin. Auch die Neufassung der Technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft (TA Luft) werde dazu beitragen, die Feinstoffemissionen weiter zu senken.

Derweil kritisierte die FDP-Bundestagsabgeordnete Carina Konrad, das UBA wolle aus ideologischen Gründen Stallneubauten verhindern und die Nutztierhaltung abbauen. In der Folge würde die Viehhaltung sukzessive ins Ausland verlagert. Besonders bedenklich sei, dass die CDU diese Entwicklung durch ihre Zustimmung zu „fachlich fragwürdigen Gesetzen“ für die Düngung und den Insektenschutz noch unterstütze. Der Verbraucherwunsch bleibe so ungehört: Die Menschen wollten wissen, wo ihr Fleisch herkomme und wie die Tiere gehalten worden seien. Jeder Stallneubau und -umbau bringe mehr Tierwohl. Deshalb forderte Konrad, die betreffenden Planungen zu beschleunigen und durch ein verbindliches Tierwohllabel europaweit Transparenz zu schaffen. AgE